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Blair Mhor war groß genug, Dorf genannt zu werden, und hatte alles, was ein Dorf ausmacht: Kirche, Schenke, Mühle, Schmiede, Brunnen, Steinhäuser, Scheunen, Pferdeställe, eine Brücke und ein kleines Bordell. Der Fluss bezog seine Nahrung aus unzähligen Bächen, die die moorige Ebene bis hin zu den Hügeln mit scharfkantigen Rinnen durchzogen. Dazwischen lagen weit verstreut kleine Bauernhütten mit stroh- und schilfbedeckten Dächern, aus deren Öffnungen endloser Rauch qualmte. Auf leichten Erhöhungen grasten zottige schwarze Rinder mit weit ausholenden Hörnern, hier und dort lagerten Grüppchen kleingewachsener Schafe. Unter Bäumen trockneten aufgestapelte Torfstreifen.

In Blair Mhor wurde der Rat des Dorfältesten respektiert, der Sheriff sorgte für Ruhe, der Dorfpfarrer für den Segen und der Wirt MacLysh für das leibliche Wohl. Und trotzdem hätte etwas gefehlt in diesem Örtchen, ohne den Dorfpfeifer William.

Das Dorf gehörte zum Reich von Alan, dem Clan-Chief der MacLennoch, wodurch es seinen Schutz genoss. Man ließ niemanden verhungern, war mehr oder weniger geschützt gegen Übergriffe von feindseligen Nachbarn und konnte sich auf die Gerichtsbarkeit des Clan-Chiefs verlassen. Das Entgelt für das gepachtete Land und den Schutz wurde jährlich in Form von Vieh und Getreide erhoben, und jeder wehrfähige Mann zwischen vierzehn und fünfzig konnte zum Soldatendienst aufgeboten werden.

William war einer der Bauern. Sein Haus stand etwas abseits des Dorfes, war größer als die üblichen Bauernhütten und verfügte außerdem über Stall und Scheune. Als Dorfpfeifer war er bei den Dorfbewohnern beliebt, denn immer, wenn es etwas zu verkünden, zu feiern oder zu betrauern gab, war William zur Stelle. Kaum spielte er auf, fühlten sich die Menschen im Herzen berührt. Sie vergaßen ihre Sorgen um Pachtzinsen, schlechte Ernten und Krankheiten, schlugen mit dem Fuß den Takt und wiegten dazu ihre Körper.

William konnte daraus lesen, welche Gefühle sie beherrschten, welche Bedürfnisse sie haben könnten, und er stimmte seine Melodien auf sie ab. Gut fuhr er, das wusste er, wenn er sie zuerst in Bewegung versetzte, damit sie zueinanderfanden. Er spielte zum Tanze auf, mit schnellen und beschwingten Rhythmen, wie sie die Seeleute von Irland herübergebracht hatten. Keiner blieb dabei sitzen, alle fanden ihr Gegenüber, ob sie es mochten oder nicht, keiner wollte allein sitzen bleiben. Sobald sie ihren Atem wieder gefunden hatte, schwollen seine Töne in Liebesliedern auf und die Augen fanden einander im Begehren oder im Verständnis ihrer Erinnerungen. Er konnte sie aufheizen mit aggressivem Stakkato, damit sie ihren Unmut gegenüber Verpächtern, den englischen Rotjacken oder einander in der Musik verlieren konnten, und er ließ sie zu Tränen kommen, wenn sie an ihre Mütter oder an ihre verlorenen Lieben dachten. Und im richtigen Moment strömte die letzte Luft durch sein Instrument und er legte es zur Seite.

Im Gegensatz zu den meisten Dorfbewohnern konnte William lesen und schreiben. Auch kam er mit seinen Darbietungen viel in der Gegend herum, nicht nur in Blair Mhor, sondern auch auf den Gütern der Verpächter. Dort lernte er auch ganz andere Leute kennen, als jene, die in seinem Dorf wohnten — die Landbesitzer, Geistlichen und Offiziere. Der Umgang mit ihnen fiel ihm leicht, denn Dudelsackspieler zu sein war eine ehrenvolle Aufgabe, die allseits hohen Respekt genoss.

Es war üblich, dass der Pfeifer am Ende seiner Darbietung vom Verpächter entlohnt und verabschiedet wurde, und dazu gehörte auch ein Schluck für den Pfeifer, wobei ihm traditionell ein Glas Whisky kredenzt wurde. Im Anschluss saß er mit den Leuten zusammen, erfuhr dies und das, und immer wieder kam die Sprache darauf, wie man den Steuereintreibern der Regierung ein Schnippchen schlagen konnte, damit sie den geheimen Brennereien nicht auf die Spur kamen.

Nicht selten traf er auf MacLysh, wenn dieser mit seinem Karren unterwegs war, um die Wolle der Spinnerinnen einzusammeln. Es war das Hauptgewerbe von MacLysh, der nebenbei in seinem Haus auch die kleine Schenke betrieb. Stets nutzte er seine Kontakte auch geschickt, um den einen oder anderen Sack Gerste oder anderes Getreide aufzukaufen.

Die Frauen von Schloss Blackhill

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