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Mittlerweile hatte Lucas sich durch den steten Umgang mit seinen Messern eine Fertigkeit angeeignet, die auch Gregor nicht entgangen war. Lucas konnte kleinere Gegenstände aus Holz oder Knochen schnitzen, kleine Nachbildungen von Vögeln oder Fröschen; er benutzte sogar beim Essen ein Messer, wo doch sonst ein Holzlöffel oder die Finger genügten. Mit der Zeit hatte er eine ganze Sammlung von verschiedenen Messern, feine und grobe, kurze und lange, jedes für einen bestimmten Zweck. Auch dafür hatte er sich geeignete Verstecke eingerichtet.

Was Lucas im Wald mit seinen toten Tieren und beim Fleischer alles gelernt hatte, entging Gregor, oder er wollte es nicht wissen. Seine Sorge galt dem bevorstehenden Besuch des Kirchenadministrators.


Als der Tag endlich gekommen war, hatte Gregor der Köchin aufgetragen, ein opulentes Mahl zu bereiten.

Nachdem sie die Suppe aufgetragen und sich wieder in die Küche verzogen hatte, meinte der Kirchenadministrator: „Ihr habt eine neue Köchin, wie ich sehe.“

„Ja, ihre Vorgängerin ist leider verstorben.“

„Sie war doch Spanierin, oder?“

„Jawohl. Lucia Creamore. Ihr erinnert Euch gut.“

„Und hatte sie nicht einen Sohn?“

„Ja, er heißt Lucas. Ich möchte mit Euch über ihn sprechen.“

„Hat er denn keinen Vater?“

Gregor merkte, dass er rot anlief. „Hier im Dorf weiß man nicht, wer sein Vater ist.“

Der Kirchenadministrator legte den Löffel zur Seite. „Wisst Ihr es denn?“

Gregor schaute in den Teller. „Ja.“

Die Köchin brachte einen Topf und stellte ihn auf den Tisch. Der Kirchenadministrator schwieg, während sie die Teller füllte. Als sie wieder unter sich waren, räusperte er sich.

„Das ist eine ernste Angelegenheit. Ihr kennt die Regeln der Kirche.“

„Ja, Hochwürden. Ich möchte ihnen gerne nachleben. Nachdem die Mutter von Lucas verstorben ist, dachte ich, es sei möglich, ihn in die Klosterschule zu geben.“

Der Kirchenadministrator wirkte abweisend. „Die Anforderungen sind hoch.“

Gregor schöpfte seinem Gast nach und füllte das Weinglas auf. „Ich habe Lucas sorgfältig unterrichtet, er kennt die Bibel, kann Lesen und Schreiben. Auch habe ich ihm das Lateinische beigebracht.“

„Holt ihn!“

Gregor erhob sich und rief nach Lucas.


Der Kirchenadministrator beäugte Lucas von Kopf bis Fuß. Schwarze Haare, schwarze Augen, hellbraune Haut, ging es ihm durch den Kopf — wie seine Mutter. Darum also konnte Gregor seine Vaterschaft bisher verheimlichen. Eigentlich ein hübscher Junge. Die Mutter war wirklich eine reizvolle Frau gewesen, mit ihren schwarzen Haaren und glutvollen Augen. Warum nur hatte er es mit der eigenen Köchin treiben müssen? Pfarrer kommen doch herum und können ihre Segnungen auch außerhalb des eigenen Hauses verbreiten.

Der Kirchenadministrator schüttelte den Kopf, und Gregor folgerte daraus, dass er seinen Vorschlag ablehnte. Er sah es als eine Bestrafung für sein sündiges Verhalten. Damit kommt eine kirchliche Karriere für Lucas nicht infrage, dachte Gregor, doch die wirklichen Gedanken des Kirchenvorstehers blieben ihm verschlossen.

Für diesen war die Irrung des Dorfpfarrers nichts Ungewöhnliches; solches pflegte man sonst füglich zu regeln. Aber er konnte sich in seinem Zuständigkeitsgebiet einfach keinen solchen Geistlichen vorstellen — einen der aussah wie Lucas. Für ihn hatten Kirchenleute und Heilige, Jesus und wahrscheinlich auch der Schöpfer selbst keine schwarzen Augen. Doch irgendeine Lösung musste man finden, um den Pfarrer auf seinem Weg zurück zur Tugend zu unterstützen.

„Was kann er denn, Euer Sohn? Hat er Talente?“, fragte er Gregor, als er Lucas wieder entlassen hatte.

„Jawohl! Er kann mit allem, was schneidet, perfekt umgehen.“ Er zeigte ihm die kleinen Kunstwerke von Lucas.

„Wunderbar. Wirklich talentiert. Und er kann Latein?“

Gregor spürte Hoffnung und nickte heftig.

„So lasset ihn denn Wundarzt werden. Er ist ja noch jung. Später kann er dann immer noch in den Dienst der Kirche treten. Ich gebe ihm ein Empfehlungsschreiben für die Universität Aberdeen mit.“

Gregors Problem war gelöst, zwar anders, als er es erwartet hatte, aber der Kirchenadministrator hatte einen Ausweg gefunden.

Die Frauen von Schloss Blackhill

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