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Kapitel 2: Aurora trägt die Liebe des Ostens in sich

Nur Aurora ließ sich dadurch nicht aus der Ruhe bringen. Sie dachte viel an Pakistan, an die weiten Reisfelder, an ihren liebenden Großvater Salman. Die vertrauten Gespräche mit ihm über die Liebe. Sie saßen dann immer im Zimmer hinter der einfachen Küche. Das Zimmer war rund und von allen Erdtönen beherrscht. Schwere, dunkle Teppiche und farbenfrohe Tücher von Orange und Ocker bis zu Tönen in dunkelroter Kirsche. Und der Duft nach Gewürzen aus der Küche - in der ihre Großmutter ein Chutney zubereitete -, nach Pfeffer, Muskat und Pfefferminze erfüllten den Raum. Der Großvater rauchte in aller Sinnlichkeit eine Wasserpfeife und senkte seinen Blick auf Aurora. „Verliere nie den Glauben an die Menschen, auch wenn du mal Enttäuschungen erleben magst, traue dich, offen zu sein.“ Aurora zog die Beine an und lauschte. Salman paffte dazwischen immer an seiner Pfeife und sinnierte über das Leben. Er war ein stolzer Mann, sein Gesicht war von grau meliertem Haar eingerahmt. Seine Augen hatten die Farbe eines verwässerten indischen Ozeans, und sie strahlten in weiser Güte. Salman war die Ruhe selbst. Nach turbulenten Jahren im Gebirge, dem Übersiedeln von Indien nach Pakistan in den 50er Jahren und vier Frauen, denen er seine Liebe schenkte, erschütterte ihn wenig. Aurora war die Enkelin seiner dritten Frau aus Marokko. Aurora vereinte die Verspieltheit der Berber mit der Weisheit Indiens, Salman gab ihr nun den letzten Schliff. „Lebe dein Leben, dein Leben ist schön. Suche nie nach der Liebe; du hast sie immer in dir. Lasse die Liebe leben. Auch wenn die Wüste trocken ist, birgt sie unendlich viel Leben, denn das nimmt sich die Wüste einfach, das was sie braucht, um zu leben. Es gibt nichts, was intensiver ist, was mehr Freiheit vermittelt. Liebe birgt Leben in sich; vergiss das nie. Leben ohne Liebe ist umsonst. Auch wenn deine Liebe einmal vertrocknet sein sollte, kannst du sie zum Blühen bringen. Immer wieder, so oft du es möchtest. Du brauchst dazu nicht mehr als einen Funken - einen ich-öffne-mich-tief-gehenden-Blick. Also gehe stolz und hebe deinen Kopf. Blicke frei und großzügig.“ So sprach er mit monotoner Stimme. Aurora sog all das in sich auf, wie ein Schwamm. Sie genoss seine Stimme und seine Geschichten. Sie saß sehr bequem auf einem Sofa mit unendlich vielen Kissen, versunken in Wärme und Zutrauen, eingehüllt von Wärme und dem Rauch der Wasserpfeife. Salman lächelte mild „Aurora, eines ist noch wichtig: Vergesse nicht das Lächeln über die Welt. Sie ist unser jetziges Zuhause, und sie meint es gut mit uns.“

Dann steckte Großmutter Selma ihren Kopf herein. „Du musst sofort gehen, Aurora; die Bande der freien Kämpfer für Kaschmir ziehen durch den Ort. Salman bring sie zum verabredeten Punkt, damit du endlich in Freiheit kommst.“

Ja, so kam Aurora nach London, mit einem Koffer und der Adresse ihrer Eltern, die bereits hier waren.

Mrs. Smith holte Aurora unsanft in die Wirklichkeit zurück.

Aurora hielt ihren Kopf leicht schief und hörte von Ferne die Stimme ihres Großvaters, lächelte und kehrte zurück in ihre neue Realität. Sie war frei wie ein Vogel im Wind und gab ihre Liebe, wem sie wollte. Auch wenn sie da schon wählerisch war...

In einer fernen Zeit

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