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III

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Ich dachte schon, ich sei die erste, aber Barbara war schon da, vor dem obligatorischen Mineralwasser. Unsere kleine Maus, sogar vor Alkohol hatte sie Angst! Ich rutschte neben sie und bestellte mir einen Planter´s Punch und die Karte.

„Na, wie geht´s? Was macht dein Manuel?“

Barbara seufzte. Bevor ich sie nach Einzelheiten aushorchen konnte, kamen Heike und Ulli herein, lachend und redend, sahen uns, winkten und setzten sich. Bis sie uns begrüßt, der Bedienung gewunken, ihre Cocktails bestellt und über das Essen nachgedacht hatten, kam Barbara nicht dazu, zu erzählen, warum sie über ihren Manuel seufzen musste, und wurde auf ihrem Platz immer kleiner. Die Gegenwart von Heike und Ulli, die beide gut einen Kopf größer und grundsätzlich auffallender waren, hatte auf die arme Barbara immer diese Wirkung, obwohl das niemand beabsichtigte.

„Barbara wollte uns was über ihren Manuel erzählen“, verkündete ich schließlich, und Heike und Ulli hörten auf, sich zu streiten, wie viel Limette in einen Caipirinha gehörte.

„Hast du den Kerl immer noch!“, stöhnte Ulli.

„Jetzt lass sie doch erst mal erzählen“, mahnte Heike. „Los, Barbara, was hat er wieder angestellt?“

„Warum sollte er etwas angestellt haben?“

„Du machst wieder dein ausgenutztes Gesicht, wir kennen dich doch!“

Barbara schnitt eine Grimasse. „Ach, eigentlich ist es total lächerlich. Er hat nur erzählt, dass ihm seine Mutter früher immer so schöne Pullover gestrickt hat und dann gemeint, ob ich nicht auch – aber ich kann doch gar nicht stricken. Kann mir das eine von euch zeigen?“

„Klar“, meinte Heike, „aber wenn man keine Übung hat, ist so ein Männerpulli wirklich ein Haufen Arbeit, und um deinen Manuel ist es verdammt weit rum – oder hat er den Bierbauch jetzt mal abtrainiert?“

„Er hat keinen Bierbauch!“ Barbara war empört. „Nur einen ganz kleinen“, vermittelte ich, „aber wirklich zierlich ist er nicht. Heike hat schon Recht, das ist eine Mordsarbeit. Willst du das überhaupt machen?“

„Lieber nicht“, gestand Barbara.

Mensch, hau wech den Scheiß“, schnauzte Ulli, „was willst du denn mit so einem?“

„Übertreib nicht“, meinte ich, „es reicht doch, wenn sie ihm sagt, dass sie nicht stricken kann und keine Lust hat, es zu lernen. Muss man denn immer gleich Schluss machen?“

Ulli schnaufte empört, und Barbara begann zu weinen. „Er – er hat aber g-gemeint, das w-wäre ein L-Liebesbeweis!“

„Dann frag ihn, ob´s ein anderer Liebesbeweis nicht auch tut!“, schlug Heike vor, die genau wie ich nicht so hardlinermäßig drauf war wie Ulli, die mental immer mit dem Kastriermesser unterwegs war.

„Was denn?“, heulte Barbara weiter. „Weiß ich doch nicht! Koch ihm sein Lieblingsgericht, reparier seinen Walkman, geh mit ihm ins Kino, in einen Film, der ihm auch gefällt...“

„Wir gehen immer in Filme, die ihm gefallen“, wehrte Barbara ab und wischte sich die Augen.

„Ach, ist ja interessant! Und was ist mit den Filmen, die dir gefallen? Und überhaupt, wieso Liebesbeweis? Liefert er dir Liebesbeweise?“ Ulli schäumte weiter.

„Er hat mir die Sommerreifen draufgemacht.“

„Ja, weil ihm so was selber Spaß macht! Toller Liebesbeweis! Und wann kommst du in die Filme, die dir gefallen?“

„Naja, wenn er keine Zeit hat, er macht ja oft Überstunden.“

Oh-oh. Überstunden?? Was für ein Klischee! Ich verpasste Ulli unter dem Tisch einen Tritt, damit sie darauf nicht auch noch hinwies, und schlug vor, Babara sollte Manuel erklären, dass ein von ihr gestrickter Pulli peinlich zu tragen und eine Verschwendung guter Wolle wäre – er solle sich was anderes wünschen und auch einen Liebesbeweis anbieten. „Sollen wir dir das aufschreiben, damit du dich nicht wieder über den Tisch ziehen lässt?“

„Ulli, jetzt hör endlich auf! Was hast du denn von der Männerfront zu berichten?“

Ulli zog eine Grimasse, hatte aber außer einem Kollegen, der sie leichtsinnigerweise Kaffee kochen geschickt hatte, nichts zu erzählen. Und dieser Kollege würde sich von dem Schock so schnell nicht erholen!

„Hast du ihm kochendes Wasser über den Schoß gekippt?“

„Nicht ganz, ich hab bloß gesagt, ich hab jetzt keine Lust auf Kaffee.“

„Boah, wie schockierend! Er ist kreidebleich geworden und hat sich stammelnd entschuldigt, ja?“

„Naja, fast – du hättest meinen Blick sehen sollen!“

Ich nickte wissend, und Heike verkniff sich ein Grinsen. Ulli, der Männerschreck! Den Blick hätte ich ja gerne mal gesehen!

Unsere Pizzen lenkten uns ab, aber sie waren schnell verputzt; wir bestellten gleich die nächste Runde Cocktails und machten mit Thema Nr.1 weiter; nachdem Ulli sonst nichts Spannendes zu berichten hatte, erzählte ich von Marc, der dringend eine Freundin brauchte. Das Sonderangebot stieß leider nicht auf großes Interesse, aber ich beschloss im Stillen doch wieder, alle meine frustrierten Singlefreunde mal zusammenzubringen, vielleicht ergab sich ja doch etwas.

Heike versuchte seit Wochen, einen Kollegen zu umgarnen, der aber immer nur davon erzählte, wie traumatisch die Scheidung gewesen war und wie gemein seine Ex ihn abgezockt hatte. Wir rieten ihr – ausnahmsweise einstimmig – ab, aber aus verschiedenen Gründen: Ich fand einen Kerl, der immer nur von seiner Ex schwafelte, sterbenslangweilig, Barbara sagte etwas von Trauerarbeit und unverarbeiteten Beziehungen, und Ulli fand natürlich, die Frau hätte bestimmt Recht gehabt, ihren Ex fertig zu machen, obwohl sie die Scheidungsvereinbarung doch gar nicht kannte.

Jedenfalls brauchte Heike dringend einen Besseren, und wir versprachen ihr, eifrig Ausschau zu halten. Ich bot ihr den bibelfesten Alfred an, aber sie schüttelte sich. „Jesus liebt dich? Birkenstock? Strahlemann? Kannst du behalten.“

Na gut, ich hatte auch nicht ernsthaft erwartet, den loszuwerden.

„Außerdem, so einen muss man wahrscheinlich erst heiraten, bevor man mit ihm ein bisschen Spaß haben kann“, warnte Barbara. „Spaß? So einer will eine christliche Ehe mit vielen, vielen Kinderchen führen, wetten, da hast du einmal Spaß und sofort die Folgen am Hals. Wenn so einer es überhaupt im Bett bringt! Ich sage nur Missionarsstellung...“ Heike, natürlich.

„Die kann auch was bringen, es kommt immer auf den Partner an“, wandte ich ein, und im Handumdrehen debattierten wir (ein Hoch auf die Cocktails) lautstark über alle möglichen Positionen, bis wir merkten, dass die Leute am Nachbartisch sehr interessiert zuhörten. Daraufhin zogen wir den Kopf etwas ein und stritten uns leise weiter.

„Wenn wir keine anderen Themen finden, können wir uns hier bald nicht mehr sehen lassen“, murmelte Barbara mit roten Wangen. „Die sollen sich nicht so haben, Männer reden doch auch übern nichts anderes“, schimpfte Ulli.

„Stimmt nicht!“, widersprach ich sofort.

„Ach nein? Was haben die denn außer Tussis noch zu bequatschen?“

„Bundesliga, Formel Eins, die Börse, die Macken ihrer Autos...“

„Uninteressant!“, wehrte Ulli verächtlich ab.

„Sag das nicht, ab und zu ein gutes Fußballspiel – oder einen richtig schönen Skandal an der Börse – darüber rede ich schon auch ganz gerne, oder über die Frage, ob nicht mal wer anders ein Rennen gewinnen kann als immer bloß Schumi – ist doch langweilig so!“

„Man merkt, dass du nur mit Männern zusammenarbeitest!“

„Ja, und? Ulli, ich versteh dich nicht. Jetzt hat mal eine Frau einen Männerjob und dir passt es auch wieder nicht!“

„Doch, schon, aber du wirst so unweiblich...“

Ich hustete in meinen Planter´s Punch und verlor den Strohhalm. „Weißt du, dass du dich prima mit meiner Mami verstehen müsstest? Vielleicht möchtest du auch noch sagen, dass ich es nie zu Mann und Kinderchen bringe, wenn ich weiterhin so gar nicht fraulich drauf bin und lieber Sägespäne als Schmuck trage?“

„Nein, verflixt, du weißt doch, was ich meine – dir geht die spezifisch weibliche Sicht der Dinge verloren, du identifizierst dich zu sehr mit deinen Kollegen.“

„Mein Gott, die sind doch nicht der Feind! Das sind ganz normale Kerle, und wir wollen nix voneinander, also kann man gut mit ihnen auskommen. Gut, Marc ist ein Kindskopf und Lukas ein bisschen verdüstert, aber sie sind fachlich gut und meistens ganz vernünftig. Was bitte ist die spezifisch weibliche Sicht der Dinge?“

„Du weißt doch“, mischte sich Heike ein, „geringeres Gehalt, Nachteile wegen der Kinderbetreuung, sexuelle Belästigung... Sag bloß, bei euch hängen keine nackten Weiber an der Wand?“

„Nee. Nur ich hab so einen Kalender aufgehängt, mit echt klasse Kerlen, ziemlich sexy, und Lukas und Marc stört es nicht. Wir haben keine Kinderbetreuung, weil wir alle keine Kinder haben, und ich verdiene mehr als Marc, ich bin ja auch besser. Ich halte doch nicht künstlich Ausschau nach Benachteiligungen! Wenn ich etwas feststelle, plärre ich sofort los, versprochen.“

„Du bist viel zu pragmatisch“, murmelte Ulli enttäuscht. „Danke, das nehme ich als Kompliment. Passt doch zu einer Handwerkerin!“

Von meinem Partyplan wollte ich noch nichts sagen, erst einmal in Ruhe überlegen, wen ich alles einladen sollte, also zog ich das Kinoprogramm aus der Tasche und wir brüteten über den verschiedenen Möglichkeiten, ohne uns auf Film oder Termin einigen zu können. Schließlich gaben wir es auf und brachen auf, leider war ja morgen nichts mit Ausschlafen, und nicht nur beim Schrankeinbau, auch in Banken, Kanzleien und Versicherungen konnte man nicht verkatert und glubschäugig zu spät auftauchen.

Schluss mit lustig!

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