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VIII

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Bei Fabrizio´s herrschte am Mittwoch bedrückte Stimmung, und dieses Mal lag es nicht an Barbara, denn ihr Manuel hatte den Wunsch nach einem handgestrickten Pullover offenbar bereitwillig wieder fallen gelassen und sich mit einem selbst gebackenen Kuchen zufrieden gegeben. Und backen konnte sie, ausgezeichnet sogar.

Nein, heute litt Heike. Sie war immer noch dabei, diesen Ehekrüppel zu umgarnen, aber nun hatte er sie für ihr Verständnis und ihre Freundlichkeit gelobt und ihr gestanden, dass er und seine Ex es doch noch einmal miteinander versuchen wollten. Und ob sie beide nicht Freunde bleiben wollten?

„Dieser blöde Uraltspruch“, schimpfte Ulli und nahm einen großen Schluck Pina Colada. „Ja, wirklich“, stimmte ich zu, „das ist doch so was von abgedroschen. Was hast du gesagt?“

„Gar nichts. Dass ich auf seine Freundschaft pfeife, wenn er nicht mehr von mir will, konnte ich doch auch schlecht sagen, oder?“

„Hm, ja... Kannst du ihm aus dem Weg gehen?“

„Schlecht, er arbeitet in einer Abteilung, mit der ich oft zu tun habe. Ich wollte betont sachlich und höflich sein und für private Gespräche keine Zeit mehr haben, was haltet ihr davon?“

„Ist in Ordnung“, urteilte Ulli, „aber lass dich nicht breitschlagen, wenn er sagt, er braucht den Rat einer Frau, er wüsste nicht weiter oder so.“

„Nein, eiserne Härte werde ich an den Tag legen!“, verkündete Heike finster.

„Verdammt, muss ich denn immer an solche Kerle geraten? Einmal möchte ich einen, der nicht an seiner Ex herumlaboriert oder beruflich so eingespannt ist, dass er nie Zeit hat, oder nur an seinem Auto herumbastelt oder jede freie Minute auf dem Fußballplatz verbringt – sind das Fluchtmechanismen oder haben Männer einfach kein Interesse an uns, solange der Service stimmt und sie sich nicht selber einen runterholen müssen?“

„Ich glaube, sie fühlen sich einfach schneller vereinnahmt“, gab Barbara schüchtern zu bedenken. Ulli schnaubte – sie schien in letzter Zeit nur noch zu schnauben. „Die fühlen sich ja schon vereinnahmt und überfordert, wenn sie ganz normale Kontakte zu anderen Menschen aufnehmen sollen!“

Ganz normal ist für Frauen und Männer aber auch verschieden“, wandte ich ein, „vielleicht liegt das ja an der Sache mit den Hirnhälften, dass ihnen die Vernetzung fehlt, ihr wisst schon.“

„Man fragt sich bloß, warum wir uns solche Mühe geben, eines dieser Steinzeitwesen für uns zu gewinnen“, murrte Ulli. Ich lachte in mein Cocktailglas. „Was denn, Ulli, du auch? Erzähl, sofort!“

„Ich doch nicht!“, wehrte sie ab, „was denkst du denn!“

„Ich denke, dass du nicht besonders gut lügen kannst. Vor Gericht kriegst du das hoffentlich besser hin! Also, jetzt hau mal die Fakten auf den Tisch!“

„Gibt noch keine Fakten“, nuschelte sie, „naja, da ist schon einer, der mir ganz gut gefällt. Aber erst muss ich rauskriegen, ob er auch so ein blödes Chauvinistenschwein ist wie die anderen!“, fügte sie kriegerisch hinzu.

„Wer ist es denn?“, wollte Heike wissen, von ihrem eigenen Kummer sofort abgelenkt.

„Ach, einer von den neuen Familienrichtern.“

„Ist das nicht riskant?“, fragte Barbara, „ich meine, wenn er bei einem Prozess mal nicht deinem Antrag folgt, dann bist du doch bloß sauer auf ihn, oder?“

„Erstens bin ich im Beruf total objektiv“, entgegnete Ulli mit Würde, „und zweitens mache ich keine Scheidungen, also werden wir uns kaum begegnen. Ich hab ihn auch bloß in der Cafeteria des Gerichts gesehen und Kathrin gefragt, wer er ist.“

„Na, dann halte uns mal schön über deine Fortschritte auf dem Laufenden“,

bat Heike und seufzte wieder tief auf. „Wenn ich bloß auch mal einen Fortschritt zu verzeichnen hätte!“

„Na, Steffi, und du?“, fragte Ulli nun.

„Was – ich?“ Ich stellte mich harmlos. „ich suche doch gar keinen Kerl!“

„Nicht mal wenigstens ein Betthupferl? So ganz ohne, das ist doch auch nichts.“

„So triebgesteuert bin ich nicht, da kenn ich andere.“ Ich kicherte bei der Erinnerung und ließ mich schließlich breitschlagen, die Geschichte von der gierigen Kundin und der teuflischen Säge zu erzählen. Schrilles Gekicher und eine neue Runde Cocktails.

„Ich sehe schon, dass ich wirklich mal alle Singles um mich versammeln muss, um eine Partnerbörse abzuhalten“, stellte ich schließlich fest. „Au ja, das wolltest du doch sowieso mal machen“, freute sich Barbara.

„Was geht´s dich an?“, fragte Heike streng. „Du hast doch schon einen!“

Barbara schmollte, und ich lenkte ein. „Naja, ein, zwei Pärchen, um den anderen den Mund wässrig zu machen – aber zanken dürft ihr euch dann nicht, sonst schreckt ihr alle ab, klar?“

„Klar“, antwortete Barbara brav. Ich ließ mir von Ulli, die immer alles in ihrer Riesentasche hatte, etwas zu schreiben geben und legte eine Liste an.

Frauen

Heike

Ulli

Barbara

Männer

Peter

Alfred

Marc

Robbi

Paul

Dann sah ich die anderen ratlos an. „Ist das alles? Wieso kenne ich nicht mehr bedürftige Frauen? Fünf Männer und drei Frauen, das ist doch keine Party, es soll ein rauschendes Fest werden, mit richtig Riesenauswahl für alle. Helft mir, verflixt!“

„Du hast dich selbst vergessen“, begann Barbara, und ich sah sie tadelnd an. „Ich bin die Organisatorin, kein Gast. Ach ja, diesen Bernd aus dem Theater wollte ich noch einladen. Sechs Männer, drei Frauen.“

„Klingt wie eine von diesen doofen Matheaufgaben“, warf Heike ein, „auf wie viele Arten können die alle in einer Reihe nebeneinander sitzen oder so.“

Ich schauderte noch bei der Erinnerung. „Erwähne bloß diesen Tag der Schande nicht!“

„Ich hab eine nette Nachbarin“, fing Ulli an, „die könnte ich fragen. Sie arbeitet in diesem Kunstgewerbeladen neben dem San Carlo, du weißt schon, Art & Fun. Sie ist neunundzwanzig, heißt Claudia und ist ein bisschen esoterisch angehaucht.“

„Wie weit geht das?“, fragte ich misstrauisch. „Erzählt sie allen Leuten, ihre Aura sei nicht gut?“

„Nein, aber sie kann Karten legen und pendeln und all so Zeug. Ich weiß nicht, wie arg sie selbst daran glaubt, jedenfalls ist sie meistens ziemlich normal drauf. Ich finde sie eigentlich nett.“

„Na gut, wenn sie solo ist, lad sie ein. Passt auf, ich denke an Freitag in zwei Wochen, ist euch das recht? Der Siebzehnte?“ Alle guckten in ihre Terminplaner, als wären sie freitags grundsätzlich ausgebucht, aber wie erwartet, hatten sie an diesem Tag noch nichts vor.

Heike bot ihre liebe und häusliche Kollegin Lici an, eigentlich Felicitas, die ich im Stillen schon mal für den guten Marc vormerkte, der ja eine suchte, die kochen konnte. Die Kartenlegerin passte vielleicht zu unserem Siebzigerjahrefreak – vielleicht sollte ich Age of Aquarius auflegen, damit sie Gemeinsamkeiten entdeckten?

Barbara brachte eine Pfarrerstochter namens Ruth ins Spiel, die sie noch aus der Schule kannte und die ganz in ihrer Nähe wohnte und ihr ab und zu Einladungen zukommen ließ. Für den guten Alfred?

„Pfarrerstochter? Dann ist sie evangelisch? Alfred scheint mir eher katholisch zu sein, jedenfalls will er mich immer zu St. Korbinian schleifen. Nicht, dass die beiden sich erst finden und dann die Reformation noch mal durchspielen!“

„Ach komm, so krass ist heute doch keiner mehr drauf! Leute, die so fundimäßig sind, gehen erst gar nicht auf Parties.“

„Okay, wenn sie sich beide weigern, geben wir ihnen die jeweiligen Telefonnummern. Für meine armen, unfähigen Brüder haben wir jetzt noch niemanden, wenn ihr euch nicht erbarmt.“ Energisches Kopfschütteln, Barbara grinste: „Bin ich froh, dass ich schon einen habe! Deine Brüder sind mir zu anstrengend. Was ist mit deiner Berufsschulfreundin, Steffi? Hieß sie nicht – nee, ich komm nicht mehr drauf? Die Rothaarige?“

„Conny! Gute Idee, sofern sie nicht schon versorgt ist.“

„Wenn du deine Brüder verkuppelst, kann ich doch meinen Bruder auch mitbringen“, schlug Heike vor, „der arme Torsten wurde gerade wieder mal verlassen.“ Ulli schnaubte prompt wieder. „Kann ich mir denken!“

„Ach komm, so schlimm ist er nicht“, verteidigte Heike ihren Bruder lahm. „Bloß weil ihr euch damals gestritten habt!“

„Außerdem ist das elf Jahre her und verjährt“, fügte ich hinzu.

„Dass ich so einen Idioten für mein erstes Mal ausgesucht hatte, wird mich mein Leben lang fuchsen“, murmelte Ulli.

„Er war doch auch nicht älter als du – und sein erstes Mal war es auch, also woher hätte er besser sein können?“, wandte Heike ein. „Er hat gesagt, er kennt sich aus!“

„Ja, aus dem Schulmädchenreport!“

Wir lachten schallend, sogar Ulli kicherte widerwillig mit.

Immerhin hatten wir jetzt genügend Leute für eine mittelgroße Party, aber ich bat alle, noch mehr Leute mitzubringen – Hauptsache, solo – damit sich die Auswahl etwas üppiger gestaltete. Schließlich wusste man ja, dass sich niemand für den Menschen interessierte, den man ihm ausgesucht hatte!

Schluss mit lustig!

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