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Freitag, 15.04.2005: 19.15

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Der Reifen hatte zu wenig Luft. Überhaupt brauchte das ganze Fahrrad mal wieder eine gründliche Überholung. Wütend stieg Laura ab und schob.

Typisch! Erst der hastige Umzug in diese grässliche Popelbude – ach, wie schön war es in der WG gewesen, als die WG eben noch eine richtige WG gewesen war! Dann die blöden Sprüche von Professor Theilhammer über ihre Willehalm-Arbeit, und jetzt gab auch noch das Scheißfahrrad den Geist auf, dabei war es weder alt noch nachlässig gepflegt.

Sie war zurzeit einfach schlecht bestrahlt.

Und die Pumpe hatte man ihr natürlich schon längst geklaut. Bis in die Emilienstraße war es noch ein ganz schönes Stück, wahrscheinlich würde sie saftig zu spät kommen. Und bei ihrem Glück hatte Bille wahrscheinlich bis dahin längst aufgegeben und war wieder gegangen.

Sie blieb stehen. Bille anrufen! Genau, sie hatte doch irgendwo das Handy! In der Tasche herrschte das übliche Chaos, aber schließlich fand sie es.

Na bravo – kein Saft mehr. War ja wohl nicht anders zu erwarten. Sie warf es in die Tasche zurück und schob mit erhöhtem Tempo weiter. Immerhin war sie doch schon fast an der Uni, an der nächsten Ecke musste schon die Krasse Kati kommen, dieses ekelhafte Pennerlokal. Wenn die Prinzessin Katharina, nach der die Straße hinter der Uni benannt war, wüsste, wozu ihr Name missbraucht wurde, würde sie in ihrem Marmorsarg rotieren. Sie bog um die Ecke und warf fast eine Fußgängerin um.

Die Frau, elegant in ein dunkles Kostüm mit langem Rock gekleidet, taumelte gegen die Hauswand. Laura ließ ihr Rad fallen. „O Gott, das tut mir Leid! Hab ich Ihnen wehgetan? Kommen Sie, ich helfe Ihnen, Sie wären ja fast hingefallen. O du lieber Himmel, Ihr Rock! Das ist Seide, nicht? Und an meinem Reifen war so viel Dreck...“

Die Frau atmete noch etwas stoßweise, aber sie wehrte sofort ab. „Lassen Sie nur, mir fehlt gar nichts. Und den Dreck kann man rausklopfen. Ich hab´s eilig, also wenn es Ihnen nichts ausmacht...“

„Ich will Sie ja gar nicht aufhalten – aber wenn Sie das Kostüm doch in die Reinigung geben müssen – ich heiße Laura Cranz, wie der Siegeskranz, aber mit C. Ich gebe Ihnen noch schnell meine Handynummer, ja?“ Sie wühlte in ihrer Tasche nach dem Notizblock und dann nach einem Kuli. Der dritte funktionierte. Die Frau nahm den Zettel sichtlich ungeduldig entgegen und steckte ihn achtlos ein, ihren Rock flüchtig abklopfend.

„Tut mir Leid“, rief Laura ihr noch nach, dann schob sie ihr Rad weiter, an der Hofausfahrt der Krassen Kati vorbei in die Emilienstraße. Ganz in der Ferne war das rote Ratlos-Schild zu sehen, durch den aufkommenden Nebel etwas unscharf. Laura seufzte und schob weiter.

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