Читать книгу Lösung - Elisa Scheer - Страница 5

Freitag, 15.04.2005: 20:00

Оглавление

„Ich werde hier noch zur Frustesserin“, verkündete Bille und machte ihrem üppigen Geflügelsandwich den Garaus. „Wem sagst du das“, seufzte Laura. „Alles grau in grau. Und jetzt löst sich auch noch mein Fahrrad auf!“

„Wenigstens hast du nicht immerzu das Gefühl, einen gigantischen Fehler gemacht zu haben“, beharrte Bille darauf, die weitaus Ärmere zu sein.

„Was? Wo ich mich täglich frage, ob das nicht der größte Blödsinn war, einfach so Knall auf Fall auszuziehen?“

„Bei dir geht´s doch bloß um eine Wohnung, du findest bestimmt wieder was Schöneres. Aber ich bin für den Rest meines Lebens an diesen Idioten gefesselt!“ Es geht absolut nicht bloß um eine Wohnung, ärgerte sich Laura, aber bevor sie das erklären konnte, musste erst einmal Bille Dampf ablassen dürfen. Also fragte sie gehorsam: „Was hat er denn gemacht?“

„Frag nicht“, seufzte Bille, aber das war rein rhetorisch. „Er macht eben gar nichts! Er liest beim Frühstück Zeitung, geht zur Arbeit, kommt heim, isst kommentarlos, was ich ihm vorsetze, und verschwindet in den Keller. Irgendwann geht er schlafen – zu was anderem kommt er auch nicht mehr ins Bett – und am nächsten Morgen geht das Ganze von vorne los.“

„Wie lange seid ihr jetzt verheiratet?“

„Zwei Jahre. Das Haus haben wir jetzt seit zehn Monaten, und es ist fertig eingerichtet. Er muss nichts basteln! Tut er eigentlich auch nicht“, fügte sie nach kurzem Überlegen hinzu, „jedenfalls sehe ich keine Ergebnisse. Vielleicht guckt er da unten bloß Fußball, da steht noch ein alter Fernseher. Aber verdammt, Laura, er führt sich auf, als wären wir schon dreißig Jahre verheiratet! Grade, dass er mich nicht Mutti nennt!“

„Und wann redet er noch mit dir?“

„Wenn der Service nicht stimmt“, antwortete Bille bitter. „Wenn kein gebügeltes weißes Hemd mehr da ist oder ich was koche, was er nicht mag. Er kümmert sich ja um nichts, er hat mal gesagt, er hat nicht geheiratet, um weiter Dosenravioli zu essen.“

„Stell ihm ein paar Dosen Ravioli hin und fahr ein paar Tage weg“, schlug Laura vor.

Bille knurrte. „Wie denn? Erstens krieg ich im Moment keinen Urlaub, bis die Präsentation durch ist, und zweitens fällt ihm dann auch bloß wieder auf, dass der Service hakt. Er soll mich vermissen, nicht bloß sein Futter! Da hätte ich mir auch eine Katze kaufen können, die würde nach dem Fressen wenigstens schnurren.“

„Hm.“ Laura nahm einen großen Schluck Bier. „Hast du ihm das mal gesagt? Ich meine, dass du unzufrieden bist?“

„Klar. Er hat überhaupt nicht verstanden, was ich wollte – ich hätte doch alles!“

„Was hast du denn?“

„Hab ich auch gefragt. Sagt er doch glatt, das Haus! Als ob ich das Riesending gewollt hätte! Er hat wegen Altersvorsorge rumgepanikt, und ich putze mich darin tot! Meinetwegen hätten wir´s ruhig eine Nummer kleiner nehmen können. Ich habe einen Haufen Arbeit neben meiner Arbeit und in meiner Freizeit nur Langeweile. Sagt er, ich muss ja nicht arbeiten. Sag ich, dann langweile ich mich ja endgültig zu Tode, den ganzen Tag in der Hütte und vierundzwanzig Stunden lang redet keiner mit mir. Sagt er doch glatt, ich soll nicht so übertreiben – acht Stunden davon würde ich doch eh schlafen.“

„Wie wär´s mit einem Liebhaber?“

„Hab ich auch schon überlegt. Aber so was mag ich nicht – Fremdgehen ist irgendwie doch immer mies. Meinetwegen, wenn einen der Blitz trifft, aber so kaltblütig losgehen und sich was zum Vögeln suchen – das kann ich nicht. Wahrscheinlich sollte ich an der Volkshochschule so einen Hausfrauenkurs machen und Leidensgenossinnen kennen lernen.“

„Blumenstecken? Oder Spanisch für den Urlaub?“

„Urlaub?“, jaulte Bille. „Welchen Urlaub? Aber Bille, wir haben doch den Garten, wozu dann noch wegfahren?

„Und den Garten musst du pflegen.“

„Klar. Und ihm ab und zu ein frisches Bier bringen. Und sobald ich das Wort an ihn richte, verzieht er sich wieder in den Keller, angeblich, weil es ihm zu heiß ist. Und jetzt im Winter war das Schneeschaufeln natürlich auch mein Job. Einmal war er ehrlich sauer, weil ich zwar den Fußweg und den Weg zum Gartentor geräumt hatte, aber nicht extra einen Weg für ihn zur Fahrertür. Ich glaube, ich frage ihn mal, wozu er mich eigentlich geheiratet hat.“

„Täte ich auch. Aber ich kann´s mir denken. Für den guten Service und weil man in seiner Position ab einem gewissen Alter eben verheiratet sein muss. Sonst hat der Chef Angst, dass sein neuer Assistant Manager Gott behüte schwul ist oder in einem ungebügelten Hemd auftaucht. Solche alten Säcke halten Frauen doch immer noch für Dienstboten.“

„Junge Säcke schon auch noch. Chris ist schließlich kein bisschen besser. Ich glaube, ich lass mich scheiden.“

„Überstürze nichts. Droh ihm doch erstmal damit!“

„Wenn er das überhaupt als Drohung auffasst“, meinte Bille düster und bestellte sich ein neues Bier.

Lösung

Подняться наверх