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Stereotypisierung
ОглавлениеIm Comic sind wir mittlerweile fingierte Mündlichkeit gewöhnt. Frühe bandes dessinées wie Tintin oder Astérix wirken allerdings noch ziemlich schriftlich. Und genauso wenig wie eine SMS-Sprache gibt es auch nicht eine Comic-Sprache. Während manche Comics in literarischer Sprache verfasst sind, finden sich bei anderen einige (nicht immer dieselben) nähesprachliche Merkmale in den Sprechblasen, und wieder andere setzen diese auch in den Erzähltexten ein. So wie in Romanen dienen auch im Comic Merkmale der Mündlichkeit nicht nur dazu, Mündlichkeit zu imitieren. Oft sind die nähesprachlichen Merkmale auch mehr oder weniger auf unterschiedliche Figuren verteilt und inszenieren damit Unterschiede zwischen den Individuen und Gruppen. So ‘sprechen’ Eltern oft in geschriebener und Kinder in gesprochener Sprache, sozial hohe Milieus in geschriebener Sprache und sozial niedrige Milieus in gesprochener Sprache etc. Fingierte Mündlichkeit transportiert also nicht unbedingt Authentizität. Da mündliche Merkmale im graphischen Medium traditionell als unangebracht gelten, können sie auch der Stigmatisierung dienen. So inszeniert die Schweizer Comic-Serie Titeuf u. a. durch die Realisierung bzw. Nicht-Realisierung des ne der Negation Generationenunterschiede (vgl. Abb. 1.1):
Abb. 1.1:
Inszenierung von Generationenunterschieden im Comic (Titeuf 3: 8).