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Wissenschaftliche Institutionen und Rollen
ОглавлениеNeben dieser Interaktion zwischen den gesellschaftlichen Teilsystemen Wissenschaft, Massenmedien und Politik interessiert sich die Wissenschaftssoziologie auch für das interne Funktionieren des Teilsystems Wissenschaft selbst. Zu diesem System gehören natürlich die Wissenschaftler*innen – in ihren Rollen als Professor*innen oder Doktorand*innen, als Laborleiter*innen oder Lehrende, als Autor*innen und Gutachter*innen etc. Es beinhaltet auch wissenschaftliche Institutionen wie Universitäten und andere Forschungseinrichtungen, Förderinstitutionen, Fachverbände, Kongresse und Fachzeitschriften.
À vous !
Recherchieren Sie im Internet: Welche Universitäten sind die ältesten Europas?
Während Universitäten lokal verankert sind, haben für die internationale Forschung die Fachzeitschriften eine zentrale Bedeutung. Zu diesen Publikationsorganen gehört jeweils ein Team von Herausgeber*innen, die Gutachter*innen anfragen, um im Rahmen eines peer review-Verfahrens (‘Begutachtung unter Gleichrangigen’) die Qualität der eingereichten Artikel zu kontrollieren. Damit dies möglichst objektiv geschieht, erfahren die Gutachter*innen nicht die Namen der Autor*innen und die Autor*innen nicht die Namen der Gutachter*innen (double blind peer review). Artikel können entweder komplett angenommen (accepted) oder abgelehnt (rejected) werden, oder aber die Gutachter*innen fordern mehr oder weniger umfangreiche Überarbeitungen ein (major oder minor revisions). Dadurch kann es bis zu mehreren Jahren dauern, bis ein Artikel publiziert wird. In vielen Disziplinen erscheinen daher zunächst Vorversionen der Artikel auf sogenannten preprint-Servern, um technischen oder medizinischen Fortschritt schneller voranzutreiben. Damit Forschungsergebnisse weltweit diskutiert werden können, setzt sich mittlerweile auch in der Sprachwissenschaft zunehmend die Weltsprache Englisch als Wissenschaftssprache durch (vor einem Jahrhundert dominierten noch Deutsch und Französisch). Ein weiterer aktueller Trend ist, dass die Artikel wie auch die dazugehörigen Daten der Forschungsgemeinschaft kostenlos zur Verfügung gestellt werden (open access).
Die peer review-Praxis hat allerdings auch Nachteile. So führt die Kontrolle durch die scientific community dazu, dass Forscher*innen im mainstream bleiben, um ihre Publikationschancen zu erhöhen. Zudem haben es sprachwissenschaftliche Forschungen zum Englischen einfacher, international Gehör zu finden als zu anderen Sprachen. Zwar existieren auch immer noch Publikationsformen ohne jegliche Qualitätskontrolle, bei der Vergabe von Forschungsgeldern und der Besetzung von Stellen wird dies aber ein immer wichtigeres Kriterium. Student*innen sollten sich bei Seminar- und Abschlussarbeiten daher am Musterbeispiel von Artikeln in internationalen Fachzeitschriften mit peer review-Verfahren orientieren.