Читать книгу Polizeidienst en français - Elko Laubeck - Страница 12

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9.

Am nächsten Morgen verließ Pocher das Hotel Richtung Innenstadt. Als er zum Hérault-Ufer herunterkam, fiel ihm ein großes Polizeiaufgebot ins Auge. Er beschleunigte seine Schritte und trat an die Polizeibeamten heran, die gerade dabei waren, Sichtschutzsperren zu errichten. Er stellte sich einem Polizeibeamten vor und fragte, ob Madame Lebrun zufällig hier wäre.

Moment, sagte der und wandte sich zu den Leuten am Flussufer. „Renée!“, rief er. „Hier fragt einer nach dir, ein Monsieur Pocher oder so ähnlich aus Deutschland.“

Renée Lebrun kam die Uferböschung hinauf und begrüßte den neuen Kollegen. „O, was für ein Zufall! Eigentlich hatte ich Sie in meinem Büro erwarten sollen. Aber wir haben hier eine Wasserleiche.“

„Sans rancune! Ich kam auf dem Weg ins Büro zufällig hier vorbei. Das trifft sich doch gut. Dann stürze ich mich gleich in die Arbeit.“

Lebrun ließ ihn durch die Absperrung und stellte ihn ihrem Kollegen Pierre Moulin vor. „Manchmal spielt einem das Leben eben eine Abweichung von der Regel zu“, sagte sie. „Sie sollen also bei uns im Team mitarbeiten. Also ganz kurz: Ein Brotlieferant hatte gegen 6 Uhr die Leiche entdeckt und uns alarmiert.“ Sie blickte auf ihre Armbanduhr. „Jetzt ist es gleich acht. Wo bleiben nur die Spurensicherung und die Kollegen der Wasserschutzpolizei?“

Die Wasserleiche hatte sich an einem Bootsanleger zwischen zwei Ruderbooten verfangen und trieb mit dem Rücken nach oben an der Wasseroberfläche. Die Polizeikräfte schirmten den Fundort der Leiche zu der belebten Kreuzung hin ab. Schließlich rückten die Spezialisten von der Spurensicherung an.

„Antoine, endlich, das Warten hat ein Ende“, grüßte ihn Renée Lebrun und deutete auf den Steg, wo die Wasserleiche sich schwimmend verhakt hatte.

„Was meinst du, was auf den Straßen los ist“, sagte Antoine Riquet. „Die Baustelle in Frontignan ist eine einzige Katastrophe, das mitten in der Hauptreisezeit. Na ja“, versuchte er zu beschwichtigen, „die Leiche schwimmt uns ja nicht einfach davon. Lass uns mal gucken.“

Die Leiche hing mit dem Gesicht nach unten zwischen einem Ruderboot und dem Pfosten des Anlegestegs. Antoine Riquet von der Kriminaltechnik zog sich Schuhe und Hose aus. Der Hérault war hier relativ flach. Er ließ sich ins Wasser gleiten, eine Kamera umgehängt, und machte alle paar Schritte Fotos von der Leiche. Dann prüfte er, ob sich die Leiche vielleicht verheddert hatte. Er fasste in die Gesäßtaschen und zog etwas an dem Körper. Die Leiche ließ sich widerstandlos aus dem Stützwerk des Stegs herausziehen. Inzwischen waren drei Beamte in den Fluss gestiegen, um mit anzupacken. Sie hievten den Leichnam an Armen und Beinen auf die Uferböschung.

Riquet durchsuchte die Hosentaschen. Da war nichts zu finden. Dann drehte er den Körper um. Der Mann war etwa Mitte 30 und noch nicht lange tot. Mehr konnte er nicht sagen. „Das muss die Gerichtsmedizin herausfinden.“

Mittlerweile war ein Aufgebot von einem Dutzend Beamten am Ort des Geschehens, um die Passanten zum Weitergehen aufzufordern. Die Fundstelle lag an einem belebten Verkehrsknoten, und die Stadt, beliebtes Ausflugsziel, füllte sich allmählich mit Touristen. Ein Boot der Wasserschutzpolizei machte an dem Steg fest und versperrte so etwas den Blick von der anderen Flussseite her. Auf der gegenüberliegenden Seite, wo abends auf einer schwimmenden Bühne Unterhaltungsshows stattfanden, hatten sich Dutzende Schaulustige eingefunden.

Die Leiche hatte weder Geld noch Papiere bei sich. Sie war mit einer gewöhnlichen Jeanshose und einem blauen T-Shirt bekleidet. Hose und Hemd waren auffällig fleckig, vielleicht waren es Blutspuren. Pocher machte mit seinem Handy Fotos von dem Gesicht des Toten. Derweil nahm Riquet die nähere Umgebung in Augenschein, aber es gab keine Hinweise, die etwa auf einen Kampf hindeuteten.

„Ich glaube nicht, dass hier der Tatort ist“, sagte Pocher zu Renée Lebrun. Er blickte auf die viel befahrene Brücke hinauf.

Pocher, Lebrun und Moulin gingen zur Brücke hoch. Möglich, dass die Leiche von hier aus in den Fluss geworfen worden war. „Oder dass ein Verrückter sich in selbstmörderischer Absicht von der Brücke gestürzt hat“, fügte Lebrun hinzu. Sie kehrte zum Fundort zurück, wo inzwischen ein Gerichtsmediziner und die Leute mit der Leichentruhe eingetroffen waren. Moulin und Pocher suchten weiter oberhalb das Ufer des Hérault ab. Eine Fußgängerbrücke führte hier über einen Stichkanal in eine Art Parklandschaft, die offenbar bei Joggern beliebt war. Sie gingen den Fußweg bis zum Wehr hinauf, fanden aber nicht den leisesten Hinweis. Allerdings tauschten sie schon einmal ihre Handy-Nummern aus. Sie passierten das Château Laurens und erreichten das Ufer oberhalb des Wehres.

„Das ist dann doch merkwürdig“, sagte Moulin. „Es ist zwar nicht ungewöhnlich, dass der Wasserstand des Hérault in trockenen Sommern niedrig ist. Aber so niedrig habe ich den Fluss noch nicht erlebt.“ Das Wasser reichte gerade etwa bis zwei, drei Zentimeter unterhalb der Oberkante des Wehrs. Für eine Leiche wäre es unmöglich gewesen, das Wehr zu überwinden. „Da hinten“, deutete Moulin auf ein bewaldetes Gelände weiter flussaufwärts, „da hinten übernachten manchmal Jugendliche. Vielleicht kriegen wir da einen Hinweis.“

„Was ist das für ein Zweigkanal?“, wollte Pocher wissen. Auf dem Rückweg zur Leichenfundstelle erläuterte Moulin die Rundschleuse von Agde, die den Oberlauf des Hérault mit dem Canal du Midi verbindet. Ein Schleusentor im rechten Winkel dazu führt zu dem Stichkanal und damit zum unteren Hérault, mithin zum Mittelmeer. „Ist unbedingt sehenswert.“

Sie erreichten wieder den Fundort. Die Leiche war inzwischen abtransportiert. „Der Doktor meint, dass der Tod nicht länger als vier bis acht Stunden zurückliegt, also in dieser Nacht eingetreten ist“, sagte Renée Lebrun. „Er vermutet als Todesursache ein Schädel-Hirn-Trauma, verursacht durch einen Schlag mit einem stumpfen Gegenstand auf den Hinterkopf. Genaues könne er aber erst nach der Obduktion sagen.“

Riquet kam hinzu und packte seinen Untersuchungskoffer ein. Er blickte bedeutungsvoll das Ufer hinauf und hinab. „Das wird schwierig“, sagte er. „Hier deutet nichts auf ein Verbrechen hin.“

„Wir ermitteln in alle Richtungen“, sagte Lebrun. Sie leitete fortan die Ermittlungsgruppe Agde, die damit förmlich gebildet worden war. Sie verabschiedete sich Richtung Büro.

„Wir schauen uns mal oben beim Ruderclub um“, meinte Moulin.

„Und ich besichtige die Rundschleuse“, bot sich Pocher an.

„D’accord“, sagte die Chefin, „die Absperrung hier bleibt erst mal bestehen.“

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