Читать книгу Polizeidienst en français - Elko Laubeck - Страница 7
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Es war einer der heißesten Tage des Sommers. Renée Lebrun hatte sich in einem dünnen Shirt mit Spaghettiträgern ins Büro gewagt. Monteure mit nackten Oberkörpern, die durch die Räume schlichen, starrten unverhohlen auf ihren roten, spitzenverzierten BH, der unter dem Spaghettiträger-Shirt kaum verborgen blieb. Der Kriminalbeamtin war es egal. Der Schweiß stand ihr auf der Stirn. Die Klimaanlage war ausgefallen. Wenn es die Monteure nicht von ihrer Arbeit ablenkte, sollten sie sie ruhig einmal flüchtig anglotzen. Sie war nicht mehr die Jüngste, aber mit ihrer Figur brauchte sie nicht zu hadern.
Sie grübelte über eine Serie von Kindesentführungen. Drei Kinder waren spurlos verschwunden. Sie hatte noch keinerlei Hinweise auf ihren Verbleib.
Pierre Moulin kam herein, ein kurzärmliges Hemd über der behaarten Brust weit geöffnet. Er fragte seine Kollegin, wann die Verstärkung aus Deutschland kommen würde.
„Gerd Pocher“, sagte Commandante Lebrun, und der Nachname klang wie „Pocker“: „Er soll heute oder morgen ankommen. Commissaire Lapin hat es mir gesagt. Meinst du, dass er uns in den Entführungsfällen weiterbringen kann?“
„Vielleicht hat er ja eine Idee“, meinte Pierre. „Aber ich denke, er muss sich erst einmal mit den Örtlichkeiten in Agde vertraut machen. Er kann sich ja noch nicht hier auskennen.“
„Außerdem muss er sich noch akklimatisieren. Das wird nicht einfach sein, solange die Klimaanlage nicht wieder läuft.“ Renée Lebrun verschränkte ihre nackten Arme hinter dem Kopf, um etwas Luft an die verschwitzten Haare in den Achselhöhlen zu bekommen, vergeblich. In dem Büro stand die Luft trotz weit geöffneter Fenster. Erneut trampelten die beiden halbnackten Monteure durch den Raum und schleppten eine Art Schrank aus Edelstahl hinaus.
„Der Konverter auf dem Dach muss ausgewechselt werden“, sagte einer der Monteure und pfiff anerkennend durch die Zähne, als er erneut und ungeniert auf ihren Busen starrte, der sich dadurch, dass sie die Arme hinter dem Kopf verschränkt hatte, aufgerichtet hatte, sodass der BH sich deutlich durch das verschwitzte Spaghettiträger-Top abzeichnete. Warum der Zugang zum Dach ausgerechnet durch ihr Büro führte, war ihr ein Rätsel. Aber offenbar war der Weg durch das Fenster und über eine Außentreppe einfacher als der offizielle Dach-Ausstieg vom Treppenhaus aus.
„Wir sollen am Anfang pfleglich mit ihm umgehen, aber wir sollen ihn auch nicht schonen. Der deutsche Kollege soll gleich in die Ermittlungsarbeit mit einbezogen werden“, sagte Renée. „Das hat Commissaire Lapin gesagt.“
Pierre hatte unterdessen Fotos von den Kindern besorgt und blätterte sie auf Renées Schreibtisch. „Lucas Grospièrre, 7 Jahre alt, aus Lyon, verschwunden am 22. Juli, er war in einem Ferienlager in der Nähe von Frontignan, zuletzt gesehen am 22. Juli in Frontignan.“
Das nächste Bild: „Hugo Martin, 5 Jahre alt, verschwunden am 24. Juli auf dem Weg von einer kirchlichen Veranstaltung, einer Kinderbibelwoche, in Agde. Er war auf dem Heimweg und ist von den Betreuerinnen zuletzt gesehen worden.“
Drittes Bild: „Raphaël Chapias, 7 Jahre alt, verschwunden am 25. Juli, ebenfalls auf dem Weg von einer Kinderbibelwoche nach Hause. Dort war er zuletzt gesehen worden. Seither fehlt von den Jungen jede Spur.“
„Wir haben den letzten Juli. Die Kinder sind also mehr als eine Woche verschollen“, resümierte Renée. „Meinst du, dass sie noch leben?“
„Ich habe ja manchmal wenig Phantasie“, sagte Pierre. „Aber ich befürchte, dass sie nicht entführt wurden, um Geld zu erpressen. Dann hätten sich die Verbrecher längst gemeldet. Außerdem ist bei den Eltern nicht viel zu holen.“
Renée betrachtete die Bilder der unschuldigen Kinder. „Sondern?“
„Missbrauch!“
Renée beugte sich wieder nach vorne und spürte, wie ihr angenehm kühlend ein paar Schweißperlen an Hals und Rücken hinunterrannen. „Du meinst Pädophilie?“
„Exactement“, meinte Pierre. „Ich mache mir Sorgen. Du weißt, ich habe selbst zwei kleine Kinder, bald drei.“
„Wie geht es Katja?“, fragte Renée beiläufig.
„Na ja, die Hitze setzt ihr schon etwas zu, aber sonst geht es ihr den Umständen entsprechend gut.“
„Wann ist es soweit?“
„Es kann jetzt jederzeit losgehen.“
„Wenn nicht augenblicklich diese verdammte Klimaanlage in Gang gesetzt wird, gebe ich uns hitzefrei.“ Renée versuchte sich mit dem Top Luft zuzufächern, indem sie es am unteren Saum auf und ab wedelte, was den Monteuren offenbar gefiel, die gerade wieder mit einem schrankähnlichen Teil durch das Büro stapften, um durch das Fenster nach draußen und aufs Dach zu verschwinden. „Wir brauchen jetzt einen kühlen Kopf. Drei Jungs in der Hand von Pädophilen. Wir gehen alle Fälle von Pädophilie der letzten Jahre noch einmal durch. Vielleicht kriegen wir doch noch einen Anhaltspunkt. Oft sind die Täter Personen aus dem familiären Umfeld, nahe Verwandte, zu denen die Kinder Vertrauen haben. Nimm dir noch einmal Francine Chapias vor, die Mutter des kleinen Raphaël. Sie steht der Kirche nahe, sie singt im Chor und ist mit einem Pastor befreundet. Nein, warte, das mache ich selbst. Oder wir machen es zusammen.“