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Ab-stammen

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Der Stamm trägt Äste, Zweige, Blätter, Blüten, Fruchte;

sie alle sind sein „Ertrag“.

Ohne Stamm bin ich nichts,

weil ich mich nicht selbst tragen und ertragen kann.

Ich kann mich nicht an mir selbst halten.

Ohne Stamm fehlt mir die Wurzel,

aus der ich lebe,

und aus der ich meine Art und „Echtheit“ habe.

Wenn mein Stamm abbricht,

breche ich selbst ab.

Stamm und Ertrag machen sich gegenseitig erkennbar:

„An den Früchten“ erkenne ich den Stamm,

und der Stamm läßt mich hoffen auf Fruchte,

die ich schon im voraus kenne.

Jeder Stamm ist schließlich selbst auch ein Ertrag;

denn jeder Stamm stammt von einem Stamm,

der vor ihm war.

So stammt jeder Stamm und jeder Ertrag

von einem Urstamm ab,

der sich im jetzigen Stamm wieder verkörpert

und der den jetzigen Stamm schon in sich birgt.

Diese Abstammwirklichkeit

war für Matthäus und Lukas hilfreich,

um deutlich zu machen,

wer Jesus war

und wer er immer bleiben wird als „Urstamm“ aller Geliebten

und damit als Urstamm aller Menschen

- als neuer Adam – ,

weil alle Menschen

die von Gott ewig Geliebten waren, sind und bleiben.

Matthäus geht von den Anfängen zur Gegenwart.

Er will zeigen:

In Jesus ist David lebendig

und der „Stammvater“ Abraham.

Diese sind in der Stammesgeschichte

zwei wichtige Menschen,

weil sie ganz nach dem Plan Gottes

und aus dem Vertrauen auf ihn gelebt haben:

Jesus ist der, der ganz aus Gott lebt.

Lukas (3,23-38) geht von der Gegenwart zurück zu den Anfängen und gelangt zu Adam, der unmittelbar von Gott stammt: Jesus stammt von Gott.

Wenn man bedenkt,

daß in biblischer Zeit nur die Männer als zeugungsfähig erachtet wurden

und die Mütter sozusagen alle nur Leihmütter waren,

kommt noch ein faszinierender Gedanke dazu:

der Bruch des Stammbaums Jesu.

Jesus wird nicht von Josef gezeugt,

sondern geboren aus Maria, der Jungfrau,

der Braut Gottes.

(Der Name „Maria“ bedeutet „Geliebte Jahwes“.)

Die bisherige Abstammungslinie der Stammväter ist gebrochen

und wird abgelöst durch die Stamm-Mutter,

die einen ganz neuen Menschenstamm begründet,

den Stamm derer, „die aus Gott geboren sind“ (Joh 1,13) und die durch Jesus „Kinder Gottes“ geworden sind.

Die Betrachtung der Herkunft Jesu

begründet ein neues Menschenbild:

Jeder Mensch stammt eigentlich und zuallererst von Gott;

die biologische Herkunft wird dadurch zweitrangig.

Dieses Menschenbild begründet ferner die Einstellung des Menschen

zu sich selbst, zu den anderen und zur Welt.

Andererseits verbietet die Betrachtung

des Stammbaums Jesu geradezu,

die Gottheit Jesu biologisch,

„genetisch“ zu erfassen.

Die Menschwerdung Gottes ist ein Vorgang

in der Biologie,

aber kein biologischer Vorgang.

Die Frage nach der biologischen Herkunft Jesu

verliert angesichts der Menschwerdung Gottes an Bedeutung. Sie kann den Glauben an die Menschwerdung eher verdunkeln als erhellen.

Herr, mein Gott, du bist zugleich mein Vater und meine Mutter. Du verläßt mich nie. Laß mich nie vergessen, daß alle Menschen deine Kinder sind.

Sonntagsgedanken, Lesejahr B - eBook

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