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Gott straft nicht

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Was war geschehen?

Ein Massaker und ein Unfall,

bei dem „unschuldige“ Menschen ums Leben kamen.

Damals wie heute

verbinden die Menschen

derartige Vorfälle mit der doppelten Gottesfrage:

Was müssen diese Menschen verbrochen haben,

daß sie so bestraft werden?

Kann es einen gütigen Gott geben,

wenn er so etwas zuläßt?

Jesus reagiert gereizt:

„Ihr alle werdet genauso umkommen …“

Das heißt: Ihr mit eurem „unschuldigen“ Menschenbild

und mit eurem menschengemachten Gottesbild

vom strafenden Vergeltungsgott habt noch gar nichts verstanden –

weder von Gott noch vom Menschen.

Auch der bravste Mensch hat kein Anrecht darauf,

daß ihm nichts passiert,

und daß Gott die von ihm

oder nicht von ihm verursachten Unfälle

verhindern muß.

Gott straft nicht.

Die Strafe und das Bestrafungsbedürfnis

entspringen in der Schuld selbst.

Schuld ist die „Sollspannung“

zwischen dem Sein-Sollenden

und dem Nicht-Sein-Sollenden.

In dieser Spannung entsteht sowohl

das Bedürfnis nach Vergeltung und Strafe

als auch jede Art von „krimineller Energie“.

Beides sind wie die zwei Seiten einer Münze.

Strafe entsteht also in der Schuld.

Nur Menschen können schuldig sein;

also „müssen“ nur Menschen strafen, aber nicht Gott.

Im Grunde bestrafen sich die Menschen immer selbst:

entweder gegenseitig oder einseitig: jeder sich selbst.

Beides kannst du nicht voneinander trennen,

oft nicht einmal unterscheiden.

Gott straft nicht – ganz im Gegenteil:

Er wollte uns aus unserer

aus der Schuld stammenden Strafpraxis erlösen

durch die Ausgießung seines Erbarmens.

So lange aber unser Erlösungsprozeß noch läuft,

brauchen wir Justiz und Strafvollzug,

um hier auf Erden zu überleben.

Hier ist Strafe das kleinere Übel;

das größere wäre Ausrottung und Selbstvernichtung.

Ich kann rein subjektiv etwas als „Strafe Gottes“ verstehen, wenn ich z.B. als Betrunkener einen Unfall verursache. Objektiv ist der Unfall die Folge vom Alkoholgenuß, die Gott nicht verhindert, aber auch nicht verhindern „muß“, weil er letztlich alles, auch meine Schuld, im Griff hat.

Auch für die Leidfrage gilt:

Gott greift nie direkt ein,

weil er letztlich alles im Griff hat

und in allem – auch im Leid – mächtig ist.

Das abschließende Gleichnis

vom unfruchtbaren Feigenbaum

zeigt die „Geduld“ Gottes.

Herr, erlöse mich von Schuld und Sünde, damit ich nicht mich selbst und andere bestrafen muß·

Sonntagsgedanken, Lesejahr C - eBook

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