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„Ur- Teilung“

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Die „Ur-Teilung“ der Menschen,

die wir selbst vornehmen,

ist die Einteilung der Menschen

in gute und böse.

In unserem angeborenen Vergeltungsdenken

und Rachebedürfnis bekommt so der Haß ein Ventil:

Die Guten muß man heben,

die Bösen „darf“ man hassen.

Es ist sogar gut,

wenn man die Bösen haßt.

In meinem Schuldbewußtsein,

das noch nicht zur Vergebung gelangt ist,

oder in meinem Bedürfnis,

makellos vor den anderen

und damit vor mir selbst dazustehen,

ist es eine Entlastung,

wenn ich Sünder finde,

oder Menschen,

die noch viel schlechter sind als ich, –

Menschen, die ich „mit Recht“

verurteilen und bestrafen kann.

„Rache tut gut!“

In unserer sündigen Welt

solidarisieren Rache und Haß

oft mehr als die Liebe.

Dies zeigt unsere Unerlöstheit:

Solange ich das göttliche Prinzip

der Vergebung nicht gefunden habe,

findet mein Haß- und Rachebedürfnis

eine gewisse Berechtigung dadurch,

daß es viele andere (die meisten?) auch haben.

Auch das Böse verbindet.

Die Ehebrecherin steht heute in der Mitte,

im Mittelpunkt für die Pharisäer

und im Mittelpunkt für Jesus,

als die Pharisäer verschwunden waren.

Hier wird der Kontrast

zwischen der Strafgerechtigkeit der Menschen

und der Gnadengerechtigkeit Gottes

in voller Klarheit sichtbar.

Menschen müßten total schuldlos sein,

wenn sie andere „gerecht“ beurteilen,

verurteilen und bestrafen wollten.

Mein Bedürfnis, die eigene Schuld abzuwälzen,

zu vertuschen und in Wohlanständigkeit zu verstecken,

nimmt mir jedes Recht,

andere zu verurteilen.

Jesus allein, der Sündelose, hätte das „Recht“,

zu verurteilen und zu bestrafen.

Aber gerade er verurteilt nicht, er vergibt.

Solange wir als Sünder unterwegs sind,

brauchen wir ein hohes Maß an Strafgerechtigkeit.

Aber das Ziel ist in Sicht:

Die Barmherzigkeit Gottes befähigt uns,

daß auch wir allen alles vergeben

und keine Verurteilungen mehr brauchen.

Der Glaube an die absolute Liebe Gottes

macht mich schließlich jetzt schon fähig,

nicht mehr sündigen zu „müssen“;

denn der Sünder sucht subjektiv

in der Sünde sein Heil, sein Glück.

Wer das wahre Heil in der allvergebenden Liebe

gefunden hat,

„braucht“ nicht mehr zu sündigen.

Herr, laß mich immer mehr dein Wort begreifen: „Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden“ (Lk 6,37).

Sonntagsgedanken, Lesejahr C - eBook

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