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2.2 Persönliche Bedürfnisse nach Abstand respektieren

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Wenn Sie sich mit jemandem unterhalten, rücken Sie dann Ihrem Gegenüber auf die Pelle, oder halten Sie auf Armeslänge Abstand? Brauchen Sie Raum zum Atmen, oder bevorzugen Sie es, mit dem anderen während einer Interaktion Schulter an Schulter zu stehen? Das Bedürfnis nach Raum und die entsprechenden Vorlieben variieren von Mensch zu Mensch. Die Balance zwischen Nähe und Abstand zum Patienten (oder einem anderen Kommunikationspartner) bestimmt in großem Maße den Verlauf einer Interaktion. Die meisten finden ein Gleichgewicht und passen sich im Gespräch an für beide Partner akzeptable Distanzen an. Doch wie man im Fallbeispiel 2 gesehen hat, sind einzelne in ihrer jeweiligen Präferenz sehr fixiert und können sich kaum an die des anderen angleichen. Das Unbehagen bei zu großer Nähe kann im Extremfall sogar die Ausübung des Berufs verhindern. Im Falle unseres eingangs beschriebenen Kollegen hatte seine Unfähigkeit, Nähe auszuhalten, negative Auswirkungen auf die professionelle Effektivität und verunsicherte manchmal die anderen.

Wie gut auch immer ein Mensch sich automatisch an die Bedürfnisse seines Gegenübers nach persönlichem Raum anzupassen vermag, unter Stress wird diese Fähigkeit wahrscheinlich geringer sein. Bei Begegnungen im medizinischen Kontext fühlen sich Patienten normalerweise gestresst. Infolgedessen können sie das Bedürfnis der medizinischen Fachkraft nach persönlichem Raum weniger gut unbewusst erkennen und ihm entsprechen. Als Regel sollte hier deshalb gelten: Der Patient bestimmt die Art der Interaktion, und die medizinische Fachkraft passt sich an, damit schnell Rapport hergestellt werden kann. Wichtig ist dabei, seine eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu lernen, den Bedürfnissen des Gesprächspartners zu entsprechen.

Einige Patienten wollen ihrem Gegenüber sehr nah kommen und fühlen sich eventuell abgelehnt, wenn die medizinische Fachkraft sich zurückzieht. Rückt ein Patient näher zu Ihnen heran, dann ziehen Sie sich nicht zurück, sondern bleiben Sie, wo Sie sind. Es ist klar, dass es einige Übung braucht, bis Sie so große Nähe tolerieren. Trotzdem hilft es solchen Patienten oft dabei, sich verstanden zu fühlen, wenn Sie diese Nähe für einen Augenblick aushalten, bevor Sie etwas zurücktreten.

Bemerken Sie hingegen, dass Ihr Gegenüber zurückweicht, während es mit Ihnen spricht, so merken Sie sich die Distanz, bei der die andere Person stoppt. Halten Sie diesen sicheren Kommunikationsabstand ein, wann immer Sie mit dieser Person reden, auch wenn Sie selbst es vorziehen, etwas näher bei ihr zu stehen. Wenn eine Person Ihnen auf aggressive Weise näher kommt, stehen Sie aufrecht, bleiben Sie freundlich und bestimmt. Wenn Sie weichen müssen, tun Sie das zur Seite hin, nicht nach hinten. Ein bisschen Beobachtungsgabe und Anpassung Ihrerseits führt oft zu einer Balance, die sich für beide Teile gut anfühlt.

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