Читать книгу Sedieren ohne Medikamente - Elvira Lang - Страница 16
2.3 Höhen- und Größenunterschiede
ОглавлениеAuf der Suche nach der Balance zwischen Nähe und Distanz zum Patienten sollten Sie vertikale wie auch horizontale Abstände beachten. Wenn Sie einen Patienten, der vor Ihnen sitzt oder im Bett, auf dem Behandlungstisch oder einer Trage liegt, deutlich überragen dann drückt das einen Machtunterschied aus. Vermeiden Sie es deshalb zu stehen, wenn Ihr Gesprächspartner sitzt oder liegt. Nehmen Sie sich einen Stuhl, und setzen Sie sich zu ihm, oder begeben Sie sich auf gleiche Höhe.
Sitzt Ihr Gegenüber vor einer Wand – wie es oft im Wartezimmer der Fall ist, und Sie rücken Ihren Stuhl an ihn heran, dann passen Sie auf, dass Sie ihm nicht zu nahekommen. Denn wenn Ihr Gesprächspartner viel persönlichen Raum braucht, kann er oder sie nun nicht mehr nach hinten ausweichen. Wenn Sie Kindern oder Personen begegnen, die sehr viel kleiner als Sie sind, begeben Sie sich auf Augenhöhe mit ihnen. Der folgende Tagebucheintrag von Eleanor Laser zeigt, warum es besonders wichtig ist, seine Größe anzupassen, wenn man mit Kindern zu tun hat.
Die Frau mit den schwarzen Zähnen
In meinem ersten Gespräch mit einer neuen Patientin bemerkte ich schnell, dass sie nie lächelte, nicht ein einziges Mal. Der Grund dafür kam schnell ans Licht. Die Frau hatte Zähne, die schwarz vor Fäulnis waren, und für die sie sich sehr schämte. Die Patientin hatte eine schwere Phobie vor Zahnärzten. Das letzte Mal, als sie beim Zahnarzt war, war sie fünf Jahre alt. Jetzt war sie 35. Bei ihrer Behandlung konnte ich herausfinden, dass der Zahnarztbesuch im Alter von 5 Jahren der Auslöser für ihre Angst vor dem Zahnarzt war. Es scheint, dass die Zahnarzthelferin sie damals zwang, während der zahnärztlichen Behandlung still zu halten, indem sie ihr drohte: »Beweg dich nicht, sonst kommt der Zahnarzt und zieht dir alle Zähne raus.«
Ich konnte in einer geleiteten Exploration ihrer Erinnerungen feststellen, dass diese schockierenden Bemerkungen noch nicht einmal der Hauptgrund für die Zahnphobie der Patientin waren. Das Mädchen war sehr klein und die Zahnarzthelferin sehr groß. Sie ragte bedrohlich über dem Kind auf. Diese Erinnerung offenbarte das unterschwellige Problem, das die Patientin quälte. Die Größe und Distanz der Zahnarzthelferin waren das Bedrohlichste, nicht das, was sie sagte. Die Zahnarztphobie der Patientin und ihre daraus resultierenden schwarzen Zähne gingen also hauptsächlich auf das persönliche Raumproblem zurück.