Читать книгу Wanderer - Erik Schreiber, Friedrich Rolle, Leo Woerl - Страница 11

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Der Flug mit der Phönix dauerte mehr als 30 Minuten. Bei Ankunft verharrte das Beiboot der CHARON still vor WANDERER. Auf eine Anweisung von Peer hin flog Ben weiter. Die Phönix näherte sich der gewaltigen, komplexen Struktur der Plattform und flog etwa dreihundert Meter parallel zu dieser in Richtung der Kuppelbasis. Die Plattform betrug, wie Peer sich erneut ins Gedächtnis rief, fünfzig Kilometer im Durchmesser und bestand aus Metall und kunststoffverstärktem Metall. Die Biosphärenkuppel nötigte ihm einen gewissen Respekt ab. Sie war mit Versorgungsmodulen und den Öffnungen für Antennen und anderen Sensoren bestückt, die sich wie Münder den entfernten Sternen und dem dunklen Weltall zuwandten. Kleine und große Schleusen wechselten sich ab. Die Plattform hätte eine Armada an Raumfahrzeugen beherbergen können. Ben, der an den Kontrollen saß, schaltete zwei der vier Hauptscheinwerfer ein. Die angesteuerte Schleuse vor ihnen führte in die geheimnisvolle Dunkelheit des Plattforminneren. Da sie immer noch keinen Kontakt bekamen, flogen sie einfach in die Schleuse hinein. Die Phönix hatte genug Platz. Selbst die CHARON mit ihren 170 Metern Durchmesser hätte einfliegen können. Im Scheinwerferlicht der Phönix erkannten sie einen vollkommen leeren Hangar. Das Beiboot des Erkundungskreuzers, von Leutnant Eigl gesteuert, setzte sanft auf dem Hangardeck auf. Rechts von ihnen gab es eine Art Kontrollraum, nahm Hegen an, denn durch eine Glasscheibe konnte man in den Hangar blicken. Darunter eine Personenschleuse, die vermutlich zu den höher gelegenen Räumen führte. An den drei Wänden gab es mehrere unterschiedlich große Schleusen. Möglicherweise zu den Nachbarhangars und dem Inneren der Station.

„Wir müssen die Helme zugeklappt lassen, solange wir den Hangar nicht schließen können. Nehmt die HM-6 mit. Wer weiß, was uns erwartet.“ Peer Dexter Hegen gab weitere Anweisungen und Verhaltensregeln und betrat als Erster die Schleusenkammer der Phönix.

Gemeinsam mit Björn wartete er, bis auch Ben eingetroffen war. Die drei Männer versiegelten ihre Raumhelme. Erst danach konnte Peer das Innenschott schließen und den Sauerstoff abpumpen. Noch zeigte die Bereitschaftsbeleuchtung ein mattes Rot. Nachdem sie auf Grün umgeschaltet war, verließ Björn die Phönix als Erster. Er ließ seinen Blick schweifen, doch der Hangar blieb leer. Er gab Ben ein Zeichen.

„Du kannst kommen. Läuft die Aufzeichnung?“

Er hörte Bens Stimme über den Helmfunk. „Verstanden, Aufzeichnung läuft. Es kann losgehen.“

Hinter Ben betrat Peer den Hangarboden. Das Material schien aus einer Art Metallplastik zu bestehen, welches entweder von Natur aus hellblau war oder so gestrichen worden war. Allerdings bemerkte er, als er den Boden genauer betrachtete, keine Abnutzungsspuren. Ben ging voran, Peer und Björn links und rechts neben ihm. Sie hielten sich außerhalb des Aufnahmewinkels der Kamera, die Übertragung zur CHARON erfolgte in Echtzeit. Der Weg von der Phönix zur nächsten Hallenrückwand war nicht weit, da sie das Beiboot möglichst nah an einer Schleusenöffnung gelandet hatten. Diese war nicht sonderlich groß, doch ein paar Menschen konnten bequem gleichzeitig durchgehen.

Ben nahm alles auf. Wahrscheinlich würden die anderen Mannschaftsmitglieder auf der CHARON gebannt zusehen. „Wir sollten jetzt durchgehen. Ich möchte ungern dort drinnen stehen, wenn auf der anderen Seite der Luftschleuse unfreundliche Zeitgenossen warten.“

Das Öffnen der Schleuse erwies sich als problemlos für die drei Männer. Ein simpler Hebelmechanismus entriegelte die Tür.

Das Innere der Station kam Peer eigenartig vertraut vor. Er vermutete, dass dies damit zusammenhing, dass die Erbauer Humanoide gewesen waren und entsprechend ähnliche Anforderungen an eine Station stellten wie Menschen. Wenn es sich dabei nicht gar selbst um Menschen gehandelt hatte.

„Die Station wirkt auf mich etwas seltsam, auf der einen Seite vertraut, dann wieder fremd.“ Ben schien irritiert. Er konnte Einzelheiten der technischen Ausrüstung erkennen, Maschinenteile, Lüftung und ähnliches, und dann wieder fremde Rohrleitungssysteme. Er konnte weitere Einzelheiten erkennen, sobald der Strahl der eingeschalteten Gürtellampen darauf fiel. Zum Beispiel luftdichte Luken und Eingänge. Nach der Durchquerung einer weiteren Schleuse funktionierte die Beleuchtung und die Anzeigen bestätigten einen atembaren Sauerstoffgehalt. Was für diese große Station reichlich ungewöhnlich war, denn bislang zeigte sich kein Wesen, das Atemluft gebraucht hätte. Wozu also lebensfreundliche Bedingungen schaffen? Als sie sich nicht bewegten, verlosch das Licht wieder.

„Wir können die Helme jetzt öffnen.“ Peer war der Erste, der seinen Helm wie eine Kapuze nach hinten klappte. „Jetzt benötigen wir nur noch Licht.“ Er schritt weiter in den Gang und plötzlich erhellte sich dieser vor ihm. Überrascht blieb die kleine Gruppe stehen.

„Bewegungsmelder“, meinte Ben.

Langsam und mit einigen Irrgängen bewegten sie sich durch das Labyrinth der Plattform. Einige Bereiche, an denen sie vorbeikamen, stellten sie vor Rätsel. Dann bemerkten sie an einer Gangkreuzung einen Plan. Ein grüner Punkt am Rande des Planes markierte wohl den jetzigen Standpunkt. In der Mitte des Planes, noch weit weg, wurde die Kommandozentrale vermutet.

„Lasst uns mal um die Ecke gehen“, meldete sich Björn zum ersten Mal. „Da scheint etwas Interessantes zu sein.“ Ohne eine Antwort abzuwarten, marschierte er los. Der im Dunkeln liegende Gang wurde plötzlich hell. Eine Art Bucht in der Wand tauchte auf und zeigte den erstaunten Eindringlingen kleinrädrige Fahrzeuge. Die meisten hatten einen einzelnen Karbonfasersitz und dahinter eine Plattform, um etwas darauf abstellen zu können. Neben dem Sitz waren zwei kleine Triebwerke angebracht.

„Dies ist ein ziemlich hässlicher Luxusschlitten.“ Ben war nicht erbaut von diesen Fahrzeugen.

Björn fand sie jedoch so fantastisch, dass er gleich eines davon bestieg. Die Handhabung schien einfach. Zwei Pedale, ein Steuerrad und ein Schalter. Als Björn den Schalter drehte, erwachte der Flitzer zum Leben. Probeweise trat er ein Pedal durch. Das Gefährt machte einen Satz und kam ruckartig zum Stehen, als er den Fuß vom Gas nahm. „Das kann spaßig werden“, meinte Björn. „Lasst uns die Flitzer nehmen, um zum Mittelpunkt zu gelangen. Damit sparen wir Zeit.“

Die beiden anderen waren einverstanden. Nach ein paar Minuten Probefahrens brausten sie los. Der Gang war zuerst ganz gerade, an den Seiten befanden sich Türen und Schleusen, die sie nicht weiter beachteten. Andere Gänge kreuzten und stellenweise führte ihr Weg über regelrechte Plätze. Ihr gemeinsames Ziel jedoch war die Zentrale. Dort hofften sie, Antworten zu erhalten. Fast eine Stunde später waren sie angekommen.

„Die Tür ist fest verschlossen.“ Björn sprach aus, was die drei sahen. Gleichzeitig erkannte er eine Tastatur, die die Tür wahrscheinlich öffnen könnte. Leider war sie ohne Funktion.

Die Übertragung war, aus welchem Grund auch immer, inzwischen abgebrochen.

Ben hatte die entsprechende Ausrüstung inzwischen nur noch auf Aufzeichnen eingestellt.

Peer wandte sich an Björn. „Glaubst du, es wäre ein Problem, die Tür aufzuschneiden, um hineinzukommen?“

„Wenn ich dabei nichts zerstöre, was wir später vielleicht noch benötigen, dann ja, aber abschätzen kann ich es nicht.“ Die HM-6 blieb im Holster.

Peer seufzte. „Genau das ist das Problem. Versuchen wir etwas anderes. Du drückst, ich ziehe. Vielleicht bewegt sich etwas.“

Während sich die beiden Männer abmühten, sah sich Ben weiter um.

„So viel dazu.“ Björn schwitzte in seinem Raumanzug. „Jetzt hätte ich gern etwas zu trinken.“

Peer überlegte, während er sich ebenfalls den Schweiß von der Stirn wischte. „Auf jedem Raumschiff, auf dem ich diente, gab es immer eine Art Notausgang. Ich denke, so etwas wird es hier auch geben.“

Ben mischte sich ein. „Was passiert, wenn ich es hier probiere?“ Er drückte auf eine Stelle in der Wand. Eine Klappe öffnete sich, dahinter befand sich ein dreieckiger blauer Knopf. Er wartete keine Antwort ab und betätigte ihn, indem er ihn hineindrückte. Zuerst geschah nichts. Ben drehte den Knopf, was überraschenderweise auch funktionierte. Dennoch geschah nichts, erst als er den Knopf erneut drückte. Gleichzeitig öffnete sich das Schott, indem es nach links in der Wand verschwand.

Überrascht blickten die drei Männer in den großen Raum. Auf drei Ebenen befanden sich Arbeitsplätze, mit Bildschirmen übersät, Terminals und Ausgabegeräte und einiges, was sich auf den ersten Blick nicht identifizieren ließ.

„Das also ist die Zentrale“, sagte Peer. „Die ist ja wirklich riesig.“

Björn und Ben zuckten nur mit den Schultern. Ihnen war es egal, wie groß die Zentrale war. Sie suchten mit ihren Blicken zuerst einmal das, was ihrem Arbeitsplatz auf der CHARON entsprach, oder zumindest entsprechen könnte. Die Decke und Wände waren mit Elektronik vollgestopft, übersät von Armaturen und Kontrollgeräten. Dutzende von Arbeitsplätzen waren dunkel. Es gab kein Licht in dem Raum, bis auf das, welches durch die offene Tür hereinfiel. Die riesigen Bildschirme, die in der Mitte der Zentrale hingen, waren dunkel. Die verschiedenen Konsolen, mit altmodischen Druckschaltern versehen, lagen unter einer dünnen Staubschicht. Mit ein paar schnellen Schritten traten sie ein und damit wurde es wieder hell. Peer ging zu dem Arbeitsplatz, der etwas erhöht in der Mitte stand. Hier glühten ein paar Punkte und Kreise, Balkendiagramme zogen über den einzig aktiven Bildschirm, der Peer in der Dunkelheit aufgefallen war.

„Ein Raumschiff bleibt ein Raumschiff“, sagte Peer. „Der Unterschied liegt nur in der Größe. Los, versucht, etwas in Gang zu bringen!“

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