Читать книгу Wanderer - Erik Schreiber, Friedrich Rolle, Leo Woerl - Страница 7

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„Koordinaten vier eins fünf zu dreiunddreißig, siebenunddreißig”, las die Navigatorin Patricia Kress vom Kursanzeiger ab. Der Oberleutnant trug die langen brünetten Haare meist zu einem Dutt gebunden, was ihr einen besonders strengen Ausdruck verlieh. Das war ihr auch recht, denn so blieben die männlichen Besatzungsmitglieder der VASCO DA GAMA auf Abstand.

Peer Dexter Hegen beobachtete die Astroscheibe, deren zuschaltbarer Hologrammmodus ausgeschaltet war und von ihm strikt abgelehnt wurde. Er war da ein wenig altmodisch. Auch der kleine Bildschirm auf seinem Arbeitsplatz war extra für ihn nachgerüstet worden. Der Major war hochgewachsen, hatte ein kantiges Gesicht und klare blaue Augen. Seine Art, sich zu geben, war unbefangen, fast lässig. Er war es gewohnt zu kommandieren. Schon seit mehr als zehn Jahren war die Besatzung der CHARON unterwegs. Zuerst bei den schnellen Raumverbänden des Sonnensystems Jaimbaliz, dann abkommandiert zur VASCO DA GAMA. Nun waren sie in der Dunkelheit des Weltraums auf der Suche nach planetarischem Leben auf einem Gestirn, das dem Heimatplaneten Irrikon ähneln könnte, beziehungsweise nach anderen Zivilisationen, die den langen Krieg überstanden hatten. Die Hauptaufgabe, die die VASCO DA GAMA bewältigen sollte, war jedoch die Erkundung eines Schwarzen Lochs mitten in der sternenarmen Dunkelheit. Mit normalen hochauflösenden Teleskopen unsichtbar und nur anhand diverser Strahlungsanomalien errechenbar. Das Schwarze Loch war lediglich durch Zufall von einigen Wissenschaftler gefunden worden, denn längst hatte es alles verschluckt, was sich in seiner Umgebung befunden hatte. Damit erwies sich das Schwarze Loch als sehr alt und äußerst ungewöhnlich. In allen Unterlagen, neueren und älteren Datums fanden sich keine Hinweise darauf.

Die tägliche Routinearbeit lastete auf der Mannschaft. Aber sie musste getan werden, denn die Mission war noch nicht erfüllt, ja, sie stand erst am Anfang. Das Forschungsraumschiff VASCO DA GAMA steuerte noch keinen Heimatkurs.

„Kurt, du übernimmst bitte.“ Hegen sprach leise. Der Erste Offizier reagierte sofort und Peer hörte Jessans Zustimmung. Ein tüchtiger Mann, der immer zur Stelle war, wenn er gebraucht wurde, schon ergraut und etwas feingliedriger als Hegen, ein nüchterner Karriereoffizier. „Zuverlässig, wenn auch nicht überragend begabt”, stand in Jessans Personalakte. Aber man muss nicht alles glauben, was in Personalakten steht.

Major Hegen schlenderte langsam an der Astroscheibe vorüber und betrachtete sie nachdenklich. Die zurzeit ausgeschaltete Holografie-Darstellung war nicht das, was ihm behagte. So blieb er lieber bei dem altmodischen Bildschirm, der gleichzeitig an seinem Platz lief. Die weit entfernten Punkte, die das Licht der Sterne signalisierten, drückten auf seine Stimmung, und er wusste, dass auch die Mannschaft deprimiert war. Zehn Jahre waren eine lange Zeit. Die Mannschaft wollte in die Heimat zurück. Auch er selbst wollte endlich seine Mission zum Abschluss bringen. Aber die Befehle standen dem entgegen.

Hauptmann Kurt Jessan hielt sich auf seinem Kommandoposten auf, von dem aus er die Navigationsbeobachtung im Auge behalten konnte. Vor der Astroscheibe tat der Astrogator Björn Hartmann Dienst, um fortlaufend die Radar- und Fernsensorenbeobachtungen des Raumschiffes im Weltraum kontrollieren zu können. Seine braunen Augen huschten über die Bildschirme und Anzeigen hin und her. Das bläuliche Geflimmer des Bildschirms tauchte sein Gesicht in ein gespenstisches Licht. Die Anzeigen darauf änderten sich schnell und für einen entfernter stehenden Betrachter erschien das Bild flimmernd und unruhig. Ab und zu verstellte er mit seinen feingliedrigen Händen Einstellungen, worauf sich die Darstellung änderte. Teile auf der Scheibe wurden hervorgehoben, wechselten von Balkendiagrammen zu Zahlenkolonnen oder andere Darstellungsformen.

Alles war in bester Ordnung. Major Hegen wandte sich um und verließ schnell den Raum. Einige Augenpaare blickten ihm gespannt nach, selbst Hauptmann Jessan wandte seinen Kopf zum Schott. Hegen wusste, dass alle sehnlichst auf den Befehl zur Umkehr warteten. Daher bereitete er eine kurze Ansprache vor, um die kleine Mannschaft der CHARON zu motivieren.

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