Читать книгу Wanderer - Erik Schreiber, Friedrich Rolle, Leo Woerl - Страница 12

Оглавление

Die drei Raumfahrer benötigten eine halbe Stunde, um die Hauptbildschirme und Rechner in Betrieb zu nehmen. Es gelang nicht bei allen, aber es wurden auch nicht sämtliche Bildschirme benötigt. Die meisten zeigten die künstlich angelegte Landschaft. Nach einer weiteren Stunde hatten sie so etwas wie ein Logbuch gefunden. Sie ließen den Bordcomputer eine Zusammenfassung erstellen, soweit es möglich war. Die benutzte Schrift überraschte die drei Besucher. Während sie den Computer an den verschiedenen Plätzen bedienten, geschah dies vornehmlich intuitiv und mit Piktogrammen. Jetzt stellten sie fest, dass sie die Schrift zu einem Bruchteil lesen konnten, wenngleich viele Begriffe anders verwendet wurden und die größte Anzahl der Schriftzeichen fremdartig anmutete.

Was sie der sehr kurzen Zusammenfassung entnehmen und zudem entziffern konnten, fasste Björn zusammen: „Die Zeitangabe ist dabei nicht ganz klar, da wir nicht wissen, wie wir die Zeit vergleichen sollen beziehungsweise wie lange die entsprechende Zeit dauert und wann die Aufzeichnung endete. Die Biosphärenkuppel könnte bereits hunderte Jahre unterwegs sein. Eine nicht sehr große Anzahl von Plattformen treibt seit langer Zeit durch das Weltall. Ihre einzige Aufgabe ist es, die letzten Wälder des Planeten als eine Art Schutzzone unter riesigen Biosphärenkuppeln zu erhalten. Auf dem Heimatplaneten wurde die gesamte Natur zerstört. Als die Besatzungen der Plattformen aus uns bislang unbekannten Gründen den Befehl erhielten, diese zu sprengen und zum Planeten zurückzufliegen, blieb ein einzelner Biologe an Bord und verhinderte die Selbstvernichtung. Eine kurz darauf auftretende Explosion und Schockwelle trieb die Plattform aus dem Sonnensystem und sie gewann an Fahrt, als sie beim letzten Planeten des Sonnensystems in ein Swing-By gehen konnte. Seitdem betreute der Biologe mit den drei Gärtnerrobotern Dewey, Huey und Louie die Wälder, Pflanzen und Tiere. Der Biologe programmierte die Roboter mit allem Wissen über die Pflege der Pflanzen und Waldbewohner, das er zusammentragen konnte. Die höchstentwickelte Lebensform ist eine Primatenform. Eines Tages stellt der Biologe fest, dass die Bäume in der letzten verbliebenen Kuppel ihre Blätter abwerfen. Lowell, so sein Name, versucht, die Ursache herauszufinden. Aus einer alten Datei erfährt er zufällig, warum der Wald stirbt: Er ist mit der Biosphärenkuppel zu weit vom Licht der Sonne entfernt. Lowell bestückt die Kuppel mit künstlichem Licht, einer Sonne im Weltall ähnlich. Irgendwann enden die Aufzeichnungen des Biologen. Irgendwo habe ich etwas gelesen, dass der Biologe im Wald begraben werden wollte. Der Biologe starb, seine Leiche wurde von den Robotern vergraben, wenn sie seine Anweisungen richtig befolgten.“

„Ich habe darüber hinaus noch etwas gefunden. Das ist sicherlich wichtig zu wissen.“ Björn wies auf einen weiteren Eintrag in einer weiteren Datei hin: „Die Station verfügte über eine Besatzung von etwa 7.000 Individuen. Die Biosphärenkuppel ist ausreichend automatisiert, so dass eine kleine Rumpfbesatzung die Station lenken konnte. Im Notfall reichte dafür sogar eine einzige Person. Diese ist dann jedoch dazu gezwungen, ständig von einer Arbeitsstation zur nächsten zu laufen, um die Vielzahl der komplexen erforderlichen Aufgaben zu bewältigen. Für die Oberfläche gibt es zwar Gärtnerroboter und für Werkstätten, Instandhaltung und so weiter auch, aber dennoch bleibt für eine Einzelperson mehr als genug zu tun, um die Station am Laufen zu halten.“

„Nun ja, dies ist eine recht kurze Zusammenfassung.“ Peer war nicht ganz zufrieden mit der Auskunft. „Es geht aber nicht daraus hervor, wie lange genau die Biosphärenkuppel unterwegs ist. Was zeigen die Bildschirme?“

„Wald - hier Wald, dort Wald, da Wald.“ Ben war ein wenig frustriert. Obwohl er die Vergrößerung einsetzte, fand er keine Lebewesen, die den Primaten entsprachen. „Das Wort für Welt ist Wald. Oder was meint ihr?“

„Dort“, rief Björn aufgeregt. „Einer der Roboter.“ In der Tat watschelte durch den Wald ein Roboter, der sich plötzlich auf dem Bildschirm zeigte. Sein Ziel wahrscheinlich der nahe Waldrand.

In dem Moment rief Ben: „Dort sind die beiden anderen Roboter, direkt am Waldrand. Aber sie tun nichts und ihre Haltung ist etwas seltsam. Mir scheint, sie sind defekt.“

„Wir sollten einmal nach oben gehen“, meinte Ben. „Ein Spaziergang dort ist sicherlich interessant. Man könnte für unsere Botaniker vielleicht ein paar Samen mitbringen.“

„Oder anders formuliert, du warst seit einem Jahr auf keinem Planeten und würdest jetzt gern unter Bäumen spazieren gehen“, meinte Björn. „Aber ja, ich hätte auch nichts gegen einen Besuch der freien Natur.“

„Und wir könnten nach den beiden Robotern sehen. Vielleicht bekommen wir weitere Auskünfte, womöglich können wir sie sogar reparieren, sofern meine Annahme stimmt, dass sie beschädigt sind.“ Ben war wie üblich schnell in Begeisterung versetzt.

„Wir könnten durchaus einen Ausflug durchführen, sollten jedoch vorsichtig sein und Abstand zu den Primaten halten, wo immer die stecken mögen. Bislang gab es keine Anzeichen, dass sie in der Nähe sind“, kommentierte Peer. „Allerdings hätte ich gern einen Plan der Oberfläche und einen Ausstieg in der Nähe der Roboter. Ben, kümmere dich um die Daten!“

Leutnant Eigl griff in die Tasten der altmodischen Konsolen. Einiges auf der Station wirkte seltsam. Auf der einen Seite eine Biosphärenkuppel, die von höchstem technischem Wissen zeugte, dann wieder Tastaturen und anderes, die schon veraltet waren, als die VASCO DA GAMA noch nicht gebaut worden war. Benjamin tippte auf der Tastatur und suchte nach Informationen. Doch das erwies sich als schwierig. Die Zeichen waren nicht immer zu entschlüsseln. Er suchte nach einem Port, um seinen Armcomputer mittels Kabel anzuschließen, eine Wireless Lanverbindung konnte nicht gefunden werden. Er versuchte es mit einem Universaladapter und konnte überraschenderweise einen Zugang einrichten. Er erkannte auf dem Konsolenbildschirm das Ikon für seinen Armcomputer beziehungsweise für ein extern angebundenes Gerät. Er aktivierte es und konnte wenig später sein Gerät anschließen. Kurz darauf zogen Zeichen über den Konsolenbildschirm, wiederholten sich auf dem Touchpadbildschirm des Armcomputers. Ein Zeichenerkennungsprogramm trat in Aktion. Es galt, die gefundenen Daten zu übersetzen. Benjamin benötigte einige Zeit, doch dann zogen Zahlen und Informationen in einer altvertrauten Parade über die Armcomputeroberfläche. Nur nicht ganz verständlich, denn viele Zeichen waren unbekannt und konnten noch nicht übersetzt werden.

„Björn, hast du inzwischen herausgefunden, wie unsere Kommunikation ,gespiegelt‘ wird? Und versuche eine Direktverbindung zur CHARON zu erhalten. Es ist längst an der Zeit, dass wir uns melden. Wie weit seid ihr, die Zentrale wieder in Betrieb zu nehmen?“ Peer Dexter Hegen kratzte sich am Kinn. Die Zentrale wieder in Betrieb zu nehmen schien wohl etwas übertrieben. Er konnte froh sein, wenn sie überhaupt etwas in Betrieb nehmen konnten. Er überlegte, während er weiterhin seinen Blick über die Bildschirme schweifen ließ. Nichts als Wald, ab und zu eine Wiese, der künstliche Fluss. Und die Primaten?, dachte er. Irgendetwas stimmt hier nicht und ich kann nicht sagen, was es ist.

Peer konnte sich immer noch nicht entscheiden, wie er dieses künstliche Gebilde, das durch die Weiten des Alls zog, nennen sollte. WANDERER wurde die Station bereits intern genannt, aber irgendein offizieller Name sollte es doch sein. Nachdem ihm nichts Besseres eingefallen war, beschloss er, diese Bezeichnung beizubehalten. Er blickte sich um. Alles hier wirkte auf der einen Seite vertraut, da die Einrichtung für Menschen oder menschenähnliche Wesen gebaut war. Andererseits war es ein Produkt fremder Technologie. Er fühlte sich nicht wohl.

An der Stelle, wo der Computer seine Berechnungen auf einem Bildschirm ausgab, stand Björn. Ob er auch nur irgendetwas davon verstand, war eine andere Sache.

Ben saß über eine andere Konsole gebeugt und machte sich Notizen. Er berührte den Armcomputer, um darauf Informationen einzugeben, abzuspeichern oder zu übertragen.

Jeder der Armcomputer war personalisiert, daher reagierte der von Ben nur auf ihn. Der Bildschirm pulsierte kurz in einem strahlend grünen Licht, präsentierte für einen Augenblick das persönliche Logo von Ben hinter dem digitalen Display, um anzuzeigen, dass er seine Berührung und die Fingerabdrücke erkannte und empfangsbereit war.

Peer blieb neben Ben stehen. „Wie lange wird es noch dauern?“

„Keine Ahnung.“ Ben verzog sein Gesicht wie in kindlicher Anstrengung bei der Lösung einer schwierigen Schulaufgabe. „Der Computer hat gerade seine Kanäle für die Verarbeitung der Daten geöffnet. Wenn die Auswertung erfolgt ist und ich keinen Fehler gemacht habe, in ein paar Minuten, ein paar Stunden …“ er zögert einen kurzen Moment, zuckte mit den Achseln, lächelte verschmitzt. „Vielleicht auch, bis es draußen hell wird.“

Wanderer

Подняться наверх