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Liedgut

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Unser Gesangsunterricht begann mit «Alle Vögel sind schon da» und dem Kanon «Bruder Jakob», bei dem ich vor Angst, aus dem Takt zu fallen, den Anschluss verpasste. Er setzte sich etwas später fort mit «Lustig ist das Zigeunerleben, trarira», gewann Erhabenheit mit «Der Du die Himmel hältst in Deinen Händen», einem der zahlreichen Versuche, den allzu anspruchsvollen «Schweizerpsalm» resp. «Rufst du, mein Vaterland» als Nationalhymne abzulösen; offenbar sollte dessen Gesangs­tauglichkeit fürs Volk an uns Schülern getestet werden, auch wollte man uns wohl das Schicksal ersparen, «Froh noch im Todesstreich» zu enden. Nun steigerte die Musikpädagogik sich zum Sempacherlied «Lasst hören aus alter Zeit/von kühner Ahnen Heldenstreit,/von Speerwucht und wildem Schwertkampf,/von Schlachtstaub und heissem Blutdampf». Das Nazilied «Wir sind die jungen Schweizer,/gar heiss ist unser Blut», hatte die Tugend, mir endlich und für immer den Mund zuzusperren – aus Scham und Ekel.

Wenn schon eine Nationalhymne sein musste, warum konnte diese nicht das «Beresinalied» sein? Was sind wir im besten Falle? Brüder (und Schwestern). Was ist unser Leben andres als eine Reise in der Nacht?

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Die Stimme des Atems

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