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Auf dem Schulschiff Deutschland

Auf dem Schulschiff bekam Fritz seine Ausrüstung und eine Hängematte. 60 Schiffsjungen lernten zuerst, die Hängematte richtig zu zurren. Dann folgte eine Einweisung in die Tagesabläufe und die Arbeitseinteilung. Fritz hatte Glück. Ihm wurde die Heizung zugewiesen. Ein toller Job, weil es da unten warm war und ihm die Arbeit an Deck in der Kälte erspart blieb. Knoten und Spleißen wurde unter Deck gelernt. Theorie und Praxis wechselten ab. Die Seemannssprache war so ganz anders. Tampen3, Schäkel4, Wanten5, Coffeynagel6, Gei7 und Preventer8, Backschaft9, Backen und Banken10. Wecken hieß jetzt „Reise reise“, Geländer „Reling“ und die Windabweiser auf der Brücke hießen „Nocken“11, es nahm kein Ende. Fritz sog das alles in sich auf und war glücklich, dem Schusterleben entronnen zu sein. Die anderen Jungen hatten alle etwas mehr Geld zur Verfügung. Sie erfanden eine nicht ganz saubere Vermehrung ihres Geldes – Schmuggeln. Zigaretten schmuggeln schien ein einträgliches Geschäft zu sein. Das war Fritz zu heiß. Vor allem machten das inzwischen alle. Der „Markt“ schien ihm auch nicht lohnenswert.

Ihm fiel ein, dass in dem Kiosk vor dem Bahnhof im Schaufenster Postkarten mit der Ansicht vom Schulschiff Deutschland angeboten wurden. In seiner Freizeit nichts wie hin zum Kiosk. „Was kosten die bitte?“ Fünfzehn Pfennige war der Preis pro Stück. „Und wenn ich 70 kaufe?“ Der Preis war dann nur zehn Pfennige. Gekauft, und das Beste, mehr hatten die nicht. Man könne aber nachbestellen. Allerdings bat er auch um die Karte aus dem Schaufenster. So konnte erst mal kein anderer auf die Geschäftsidee kommen. Natürlich hielt er seine Bezugsquelle geheim.

Zurück an Bord. In 3 Stunden waren alle Karten für 50 Pfennige das Stück verkauft, weil jeder eine solche Postkarte nach Hause schicken wollte. Somit waren 35 DM im Sack. Flugs zog er los und kaufte 70 Briefmarken. Für 0,20 DM das Stück. Mehr kostete das damals nicht. Das machte 14 DM. An Bord verlangt er 0,30 DM. Sein Konto wuchs jetzt um 21 DM. Der Handel war perfekt.

Fritz orderte weitere 70 Postkarten und kaufte das entsprechende Porto. Wieder war alles in kurzer Zeit verkauft. Fritz leistete sich sein erstes Bier und eine Zigarre. Er kam sich wie ein König vor. Aber sonst blieb er bescheiden. Trotzdem, etwas stolz war er schon. Endlich mal Erfolg!

14 Tage vor Ende der Ausbildung auf dem Schulschiff Deutschland bewarb er sich bei der Deutschen Dampfschifffahrtsgesellschaft (DDG) „Hansa“ in Bremen. Die nahmen ihn auch. Sein erstes Schiff war die MS Lichtenstein. Gleich nach dem Ende der Vorausbildung konnte er in Bremen anmustern. Ihm standen 12 Monate als Moses (Schiffsjunge) bevor, 12 Monate Jungmann, 12 Monate Leichtmatrose und dann endlich die Matrosenprüfung.

3 Tampen = Leinen-Ende

4 Schäkel = Mit Bolzen verschließbarer, U-förmiger Haken zum Verbinden von Ketten, Seilen und Tauen

5 Wanten = Taue zur seitlichen Abstützung der Masten eines Segelschiffs

6 Coffeynagel = Belegnagel: ein durch ein Brett gesteckter Holz- oder Metallstift, an dem Leinen befestigt (belegt) werden.

7 Gei = Flaschenzug zum Stellen („Aufgeien“) der Ladebäume

8 Preventer = Starker Draht von der Ladebaumnock zu einer Klampe an Deck niederführend, um den Ladebaum in einer Stellung zu fixieren.

9 Backschaft = Arbeiten in der Messe, Abwasch; zum Teil auch Küchendienst.

10 Backen und Banken = Den Tisch (die Back) zum Essen decken, das Auftragen der Speisen, die Einnahme der Mahlzeit, das Abdecken des Tisches und die Reinigung des Essgeschirrs.

11 Die Balkonen ähnelnden Nocken sind der offene Teil der Brücke zu beiden Seiten.

Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten

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