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Fritz am Ruder der MS Lichtenstein, durch den Suezkanal

Sie erreichten den Suezkanal. Der Lotse stieg an Bord. Fritz wurde gerufen. Er sollte das Ruder übernehmen. In der Kanaleinfahrt ging es los. „Verdammt, warum nehmen die nicht einen der erfahrenen Matrosen, warum mich?“ Angst überfiel ihn, denn so breit war der Kanal auch wieder nicht. Hochkonzentriert versuchte er, Kurs zu halten und zu tun, was der Lotse anordnete. Der Kapitän war ebenfalls auf der Brücke. Schweiß rann Fritz von der Stirn. Schließlich wurde der ganze Körper nass. Jetzt kam auch noch ein großer Frachter entgegen. Fritz fürchtete, dass der Sog bei der Begegnung das Schiff aus dem Kurs bringen würde, und hielt 2–3 Grad nach Steuerbord. Als der Frachter vorbei war, ging er gleich wieder auf den befohlenen Kurs. Der Kapitän hatte den ganzen Vorgang bemerkt, weil er sich neben die Steuersäule stellte. „Gut gemacht“ war fast wie ein Ritterschlag. Seine Selbstsicherheit wuchs merklich. Die Folge war, er musste die ganze Kanalfahrt am Ruder bleiben. 8 Stunden Fahrt bei zahlreichen Schiffsbegegnungen waren ziemlich anstrengend. Erschöpft sank Fritz Stunden später in seine Koje und durfte schlafen, bis seine Seewache im Roten Meer anfing. Der Wachoffizier schien stolz auf den Jungen zu sein. „Du kannst das ganz gut, heute lassen wir den Autopiloten seinen Job machen.“ Eine wohltuende Kühle der Nacht, die ruhige See und der wunderbare klare Sternhimmel verleiteten zum Träumen. Tagsüber war es unerträglich heiß. Das Rote Meer und der Persische Golf zählen zu den heißesten Regionen der Welt. Die Räume des Schiffes einschließlich der Brücke waren gut klimatisiert. Die Decksarbeit in fast unerträglicher Hitze verlangte einem dennoch alles ab. Rostklopfen war vorzugsweise den Schiffsjungen vorbehalten. Das geriet leicht zur Marter. Im Indischen Ozean blies der Monsun. Hohe Wellen versorgten Fritz wieder mit Seekrankheit, wenn auch nicht so schlimm wie zu Beginn der Reise.

Diverse Häfen wie Bandr Abas, Kuwait, Basra, Koramschar waren das Ziel. Nach 3 Monaten war das Schiff wieder zurück in Deutschland. Durch den Suezkanal stand er natürlich am Ruder und wieder hatte Fritz die Hosen voll.

Auf der Fahrt nach Bremen stieg in Bremerhaven mit dem Lotsen ein Reedereivertreter an Bord. Er zahlte die Heuern für die Mannschaft aus. Fritz erhielt 180 DM. Schnell das Geld in die Kammer gebracht und erst mal unter das Kopfkissen seiner Koje gelegt. Die Tür auf den Hacken von innen mit dem Schlüssel verschlossen, was einige Geschicklichkeit erforderte. Mutter stand an der Pier. Nach dem Festmachen hieß es lösch- und ladeklar machen. Das war mit einer Menge Arbeit verbunden. Die Gangway wurde an Land gelassen. Mutter kam an Bord. Fritz hatte mit ihr gar nicht gerechnet. Gefreut hatte er sich trotzdem irgendwie. Fritz führte sie in seine Kammer, langte unter das Kopfkissen, denn er wollte ihr zurückzahlen, was ihm möglich war. Das Geld war verschwunden, wie auch immer, es war einfach nicht mehr da. 3 Monate harte Arbeit, und jetzt das – alles umsonst. Mutter blieb ein paar Stunden, dann war sie wieder weg. Fritz schwor sich: Nie wieder Geld unter das Kopfkissen, nie wieder, und das hielt er bis heute durch.

Die 2. Reise ging nach Indien. Aleppi, Calicut, Colombo, Madras, Kalkutta, Chittagong waren die Häfen. In Colombo ging Fritz an Land. Es sollte dort herrliche Strände geben. Er wollte so gerne mal in der Meeresbrandung baden. Er beobachtete Fischer, die ihre Boote ins Wasser schoben. Eine junge Frau in einem herrlichen Sari mit einem Baby im Arm schaute den Wellen und den Fischern zu. Fritz ging zu ihr. Das Kleine war wonnig. Sie gab es ihm behutsam in den Arm. Fritz war begeistert. Plötzlich lief die einfach weg. Nicht auszudenken, was wäre, wenn er mit dem Baby alleine gelassen würde. Das Baby in den Sand gelegt und so schnell er konnte dem Weibsstück hinterher. Er fing sie gottseidank wieder ein. Am Arm gepackt zog er sie zu dem Baby, das sie dann auch wieder aufhob. Fritz war geschockt. Nichts wie zurück an Bord. Der Schock saß ihm noch immer in den Knochen.

Immer wenn eine Luke leer war, musste sie gereinigt werden. Stauhölzer waren zu stapeln und der Müll musste zusammengekehrt werden, ehe neue Ladung aufgenommen wurde. Fritz war in Luke 3 mit zwei Matrosen. Ratten liefen durch die Luke. Eine wurde eingekreist, um ihr Leben zu beenden. Das kapitale Biest machte einen Satz, krallte sich in den nackten Oberschenkel Fritzens und verbiss sich darin. Sie ließ los, das war dann auch das Ende ihres Lebens. Die Wunde blutete ordentlich. Die Narbe der Bisswunde kann man noch immer in seinem Oberschenkel sehen, und bis heute hat sich ein unbeschreiblicher Ekel gegen diese Viecher gehalten, eine richtige Phobie hat sich entwickelt.

Walter, ein bulliger Matrose mit einem Stiernacken, hatte wieder gesoffen und randaliert. Es war immer besser, ihm dann weit aus dem Weg zu gehen. Natürlich hatte er auch wieder gekotzt. „Moses“, schrie er, „sauber machen!“ Er schikanierte Fritz, wo immer es ging, auch bei der Arbeit.

In Kalkutta lag das Schiff 3 Wochen im Hafen. Unter anderem wurden 4.000 Tonnen Wolframerz geladen. So etwas hatte er noch nicht gesehen. Zwei Stege von Land an Bord wurden angelegt. Eine ganze Kette von Indern lief mit flachen Schüsseln auf dem Kopf einen Steg rauf, oben kippten sie das Erz in die Luke, und dann ging es auf der anderen Seite wieder runter.

Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten

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