Читать книгу Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten - Ernst-Otto Constantin - Страница 28

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Der Bootsmann

Fritz hatte auf der Heimreise im Indischen Ozean wieder Backschaft. Die Backen (Tische) waren zum Mittag gedeckt. Samstags war immer Eintopftag angesagt. Die Suppenschüsseln standen auf dem Tisch. Alle nahmen Platz, auch Walter. Verschwitzt, mit nacktem Oberkörper und einem dreckigen Schweißtuch um den Hals, schrie er:

„Moses, Wasser!“

Fritz beeilte sich, Wasser auf seinen Tisch zu stellen. Er roch unangenehm nach Schweiß. Und wieder:

„Moses!“

Er nahm seinen Suppenteller in die linke Hand und strich mit der dreckigen rechten Hand über den Teller. Der sauste in Richtung Moses und traf.

Wütend ging Fritz in die Pantry, brachte einen neuen Teller und glaubte Verachtung in den Augen von Walter zu sehen. Fritz ging zurück in die Pantry, holte den Abfalleimer, in dem noch die Frühstücksreste und der Kaffeesatz schwabbelten. Er ging an Walter vorbei, drehte sich um und kippte ihm von hinten mit einem wütenden „Drecksack!“ den ganzen Eimer über den Kopf. Das Herz schlug ihm bis zum Hals. Er glaubte an sein nahes Ende. Walter stand drohend auf und schüttelte sich. Es erhoben sich auch Bootsmann Kuhlmann und der Zimmermann. Der Bootsmann schrie Walter an:

„Lass die Finger von dem Jungen, ich rate dir, lass ihn in Ruhe. Es reicht! Endlich hat sich der Junge gewehrt.“

Walter verließ die Messe. Fritz sammelte ein, was er verschüttet hatte. Fritz war trotzdem besorgt und misstrauisch, aber er wurde in Ruhe gelassen.

Abends holte Bootsmann Kuhlmann Fritz in seine Kammer. „Hast du gemerkt, alleine bist du verloren. Man muss solidarisch sein, auch gegenüber dem Reeder. Ich habe das Schwergutgeschirr dieses Schiffs als Modell aus Bambusstäbchen und Zwirnsfäden gebaut. Der Ladebaum steht in der Mitte, von zwei starken Masten gehalten, die wie ein V angeordnet sind. Man kann damit – wie hier an Bord – über zwei Luken arbeiten, ohne den Baum neu scheren zu müssen, wie das auf den anderen Schwergutschiffen dieser Reederei gemacht werden muss. Die habe ich alle als Bootsmann gefahren. Ich habe das Modell der Reederei übergeben. Dafür bekam ich 20 DM. Die haben das zum Patent angemeldet und an die Stülken-Werft für Millionen verkauft. Dieses ist das erste Schiff mit meiner Erfindung. Stolz bin ich schon, aber beschissen haben die mich trotzdem. Fritz, merke dir, alleine bist du nichts, aber viele sind wir was. Wenn wir zurückkommen, trittst du in die Gewerkschaft ein. Ich bin auch da drin.“ Fritz versprach das ganz fest.

Eines Abends kam Fritz ins Waschhaus zum Duschen. Johnny stand schon unter der Dusche. Die Tür ging auf Walter erschien, schnappte sich einen Schlauch und schlug Johnny vorzugshalber auf den nackten Hintern, wieder und wieder. „Du schwule Sau!“ Fritz war fassungslos. Er stellte sich dazwischen. Walter ließ ab und verschwand. Johnnys Hintern sah nicht gut aus. Dabei war er gar nicht schwul, jedenfalls hat Fritz solches bei seinem Kammerkollegen nicht bemerkt. „Johnny, hast du gemerkt, alleine bist du nichts, viele sind wir mehr. Wir müssen zusammenhalten auch gegenüber dem Reeder. Du musst in die Gewerkschaft eintreten.“

Natürlich stand Fritz im Suezkanal wieder am Ruder. Die nächste Reise sollte wieder in den Persischen Golf gehen. Das reichte ihm. Nicht schon wieder Persischer Golf, und auch mit diesen Typen an Bord. Die gleichen Häfen des Golfs. Bei der Luken-Wache musste man mehr auf sich selbst als auf die Ladung achten. Die arabischen Stauer rückten ihm dauernd auf die Pelle. Die Kerle waren alle schwul und bedrängten ihn. Es hieß, die können sich keine Frauen kaufen, deshalb sind die schwul.

Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten

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