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Sein einziges schulisches Erfolgserlebnis

Großmutter fand für ihn eine neue Bleibe bei einer Tante Pauli, einer Pfarrerswitwe. Ungewohnte Freiheiten stellten sich ein. Hinter dem Haus in Hannover-Kirchrode gab es einen großen Garten, den er angstvoll besichtigte. Erleichtert nahm er zur Kenntnis, dass das Unkraut nicht mehr seine Angelegenheit war.

Zur Werner-von-Siemens-Schule radelte er bei Wind und Wetter jeden Tag. Das waren immerhin ca. 6 km.

Dumm nur war, er musste in den Konfirmandenunterricht. Er fand ihn lästig. Vieles verstand er nicht, aber da war Tante Pauli unerbittlich. Er lernte das Vaterunser, die 10 Gebote und was Gott alles verboten hat. Sonst langweilte ihn das.

Die neue Schule legte die Versäumnisse der letzten Jahre offen. Fritz blieb sitzen mit seinen 13 Jahren, und nochmal das Ganze. Begeisterung wollte nicht aufkommen.

Eine Jahresarbeit war angesagt. Sein Thema: Die Industrie der Stadt Hannover. Fritz radelte die großen Industriebetriebe ab, wie Continental, Bahlsen, Pelikan, Kabelunion und andere. Eine Unmenge an Material, das man ihm gerne gab, sammelte sich auf diese Weise an.

Bei der Stadtverwaltung gab es ein Wirtschaftsamt. Die Mitarbeiter dort waren sehr hilfreich, gaben ihm Tipps, ganz viele Statistiken und Übersichten über die Industrie dieser Stadt. Das war ein Volltreffer.

Zum ersten Mal machte ihm eine solche Aufgabe Freude. Er entdeckte, wie bedeutsam die Industrie für diese Stadt und die Arbeitnehmer war, dass so viele Familien davon lebten und die Stadt Einnahmen davon hatte, die sie dringend brauchte. Er erkannte die Wechselwirkungen innerhalb der Wirtschaft.

Diese Jahresarbeit gelang. Stolz gab er sie ab. Tante Pauli hatte seine unglaublich vielen Rechtschreibfehler beseitigt.

Die Ergebnisse wurden Wochen später verkündet. Er hatte den Vogel abgeschossen, die beste Arbeit des Jahrgangs, ja, der ganzen Schule. Als Prämie erhielt er ein Buch über Theodor Heuss, den Präsidenten der Bundesrepublik Deutschland, mit dessen persönlicher Widmung.

Glücksgefühle hatte er bei diesem Erfolg, aber der Rest der Schule war ihm lästig, sie war langweilig und einfach blöd. Die Zeugnisse waren nahezu immer eine Katastrophe.

Fritz wurde konfirmiert. Hurra, der Konfirmandenunterricht war jetzt Geschichte. Er war froh, dass das endlich hinter ihm lag. Aber eine besondere Nähe zu Gott hatte ihm das nicht gebracht. Das meiste verstand er auch gar nicht.

1951 wurde Fritz 14 Jahre alt. Mutter holte ihn und seine Schwester zu sich. Sie bewohnte in Hannover in der Schaufelderstraße im 3. Stock einen Teil einer Wohnung. Der andere Teil wurde von der Vermieterin bewohnt.

Jeden Samstag war Treppenhausreinigung angesagt. Jeden Tag zwei volle Schütten Eierbrikett aus dem Keller ins dritte Stockwerk schleppen. Abwaschen, Zimmer sauber halten, das kannte er ja schon alles. Freunde fand er nicht. Der Zoo war ganz nahe. Viele Stunden verbrachte er bei den Tieren. Zur Schule ging es mit der Straßenbahn.

Seine Schwester machte keinen Finger krumm, es sei denn, sie bekam 50 Pfennige. Fritz hatte nie Geld gefordert. Ihn wurmte das: die bekommt Geld und er nichts.

Fritz Gezeiten des Lebens-Ebbe,Flut und Sturmfluten

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