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Die Kaiserlichen Werften und Kriegshäfen.

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Mehr als früher sind die Flotten abhängig von den Operationsbasen, von der Organisation der Zufuhren von Verbrauchsstoffen jeder Art: Munition, Kohlen, Proviant, und von der Ergänzung und Reparatur abgängig oder schadhaft gewordener Waffen und Schiffe. Auch hier berechtigt uns die nach bewährtem preußischen Muster vorbereitete Mobilmachung und die anerkannte Tüchtigkeit unseres technischen und Verwaltungspersonals aller Grade zu der Erwartung, dass nicht nur die planmäßigen Anforderungen pünktlich erfüllt werden, sondern dass im Bedürfnisfalle noch erheblich mehr geleistet werden kann.

In der Tat haben die Kaiserlichen Werften in Kiel, Wilhelmshaven und Danzig sich nicht nur schnell den erheblich gesteigerten Kriegsbedürfnissen der Flotte angepasst durch organische Erweiterung ihrer verschiedenen Betriebe, sondern sie haben auch dem Untersee- und Luftkrieg in hervorragender Weise Rechnung getragen und Mustergültiges auf diesem Gebiete geleistet, wodurch der Aufklärungsdienst bei der Flotte und an der Küste, die Luftangriffe auf England und der Handelskrieg der U-Boote erst möglich wurden. Die neuen Hafen- und Werftanlagen auf Helgoland haben sich gleichermaßen bestens bewährt.

Die in der Friedenszeit aus guten Gründen etwas stiefmütterlich behandelte Küstenbefestigung unserer Kriegshäfen genügte jedenfalls, um die englische Flotte von dem Angriff und der Zerstörung der deutschen Flottenstützpunkte von See her Abstand nehmen zu lassen. Der englische Plan, diese Plätze durch die Heere der Verbündeten von der Landseite zerstören und damit die „Ratten“, das ist die deutsche Flotte, ausräuchern zu lassen, hat auch für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass es diesen Heeren gelingen sollte, überhaupt in ihre Nähe zu kommen, wenig Aussicht auf Erfolg, da hier ausgedehnte, den Anforderungen des modernen Stellungskrieges entsprechende Anlagen entstanden sind.

Von großer Bedeutung war der Umstand, dass die Verbreiterung und Vertiefung des Kaiser-Wilhelm-Kanals soweit gefördert waren, dass die neuesten großen Schiffe ihn anstandslos passieren konnten und somit eine Ausnutzung der Hilfsquellen unserer beiden Hauptkriegshäfen und Haupthandelshäfen für unsere Flotte möglich war, ob sie sich in der Ostsee oder in der Nordsee konzentriert hatte.

Während sich unsere Hochseeflotte im Hinblick auf ihre Versorgung in einer guten Lage befand und befindet, sahen sich unsere Kriegsschiffe im Auslande, wenn sie sich nicht auf Tsingtau stützen konnten, in einer üblen Lage. Im Falle eines Weltkrieges mit den großen See- und Kolonialmächten waren sie gewissermaßen vogelfrei. Dieser durch die Lage und bisherige Entwicklung unserer Kolonien gegebene Zustand rechtfertigte auch die von unserer Marineverwaltung geübte weise Beschränkung der für den Auslandsdienst verwendeten Schiffszahl.

Bekanntlich kann durch Vergleiche der ziffernmäßigen Stärke von Gegnern allein ein zuverlässiges Urteil über ihre militärische Leistung in den meisten Fällen nicht gebildet werden. Im Kampf der modernen Flotten spielt trotz aller Vollkommenheit der Schiffe und Waffen, die keine großen ausschlaggebenden Unterschiede im Allgemeinen aufweisen, die seemännische Tüchtigkeit der Besatzungen nach wie vor die entscheidende Rolle. Diese Tüchtigkeit wird durch Pflichttreue und Fleiß der Lehrer und Schüler, d. h. der Offiziere und Mannschaften, die an Bord der Kriegsschiffe die kriegsmäßige Handhabung aller Waffen und Einrichtungen im Schweiße ihres Angesichts lehren und lernen, erworben, wenn gewisse physische und moralische Eigenschaften der Besatzungen, die im Volkscharakter wurzeln, gegeben sind.

Nach allem, was wir in Friedenszeiten von den Übungsfahrten und Leistungen unserer Schiffsbesatzungen im In- und Auslande gehört hatten, durften wir mit Vertrauen der Feuerprobe unserer Flotte entgegensehen. Wir hatten beobachten können, dass unsere Seeleute nicht nur die Fachkünste der älteren Flotten sich angeeignet hatten, sondern auch auf neuen Gebieten selbständig, sogar führend voranschritten, dass selbst die Engländer sich nicht schämten, bei uns offen und „heimlich“ in die Lehre zu gehen.

Unsere Marine durfte ein gutes Gewissen haben, wenn es zur Probe hart auf hart kam. Sie hatte sich in Friedenszeiten nicht geschont; mit äußerster Anstrengung hatten alle ihre Angehörigen nach der Erreichung vollkommenster Kriegsfertigkeit gestrebt; sich der großen Liebe und Opfer, welche das deutsche Volk der Marine entgegengebracht hatte, wert zu zeigen, war der Wunsch aller, vom Schiffsjungen bis zum Admiral; mit der rücksichtslosesten Hingabe an die schwierigsten Aufgaben und mit der Treue bis in den Tod sehnten sich alle, ihrem Förderer und obersten Kriegsherrn, Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm II., zu danken für die reiche Huld und Gnade, die er stets für seine Marine gehabt hatte. Das sind Imponderabilien, die entscheiden können.

Unsere Flotte im Weltkriege 1914/1916

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