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Der Dampfer „Königin Luise“ streut Minen in der Themsemündung.

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Der bekannte Bäderdampfer „Königin Luise“ der Hamburg Amerika- Linie wurde am 2. August, dem ersten Tage der Mobilmachung, planmäßig von der Gesellschaft der Marine gestellt, welche ihn in kurzer Zeit mit einer stattlichen Anzahl Streuminen ausrüstete und für eine im Umgehen mit diesen delikaten Höllenmaschinen geübte Besatzung sorgte. Korvettenkapitän Biermann übernahm das Kommando, und bald ging‘s hinaus in die Nordsee, an Helgoland vorbei und weiter in eilender Fahrt, bis am 5. August in später Abendstunde die Küste Englands in Sicht kam. Dann wurde der Kurs in die Themsemündung genommen, dorthin, wo an dem Südufer der Kriegshafen Sheerness mit der Werft von Chatham liegt, die von besonderer Wichtigkeit für eine in der Deutschen Bucht der Nordsee operierende englische Flotte ist. Die Zugänge zu dieser englischen Operationsbasis galt es zu sperren.

Natürlich waren alle Wegweiser auf dem breiten Flussrevier, die Leuchtbojen und Feuerschiffe, entfernt oder gelöscht, so dass sich die „Königin Luise" in dunkler Nacht mit dem Lot, wie ein Blinder mit dem Krückstock, nach der Stelle heranfühlen musste, wo die Streuminensperre beginnen sollte. Schon war die Arbeit fast beendet; nur noch kurze Zeit, und der Minendampfer hätte, ohne bemerkt zu sein, verschwinden können. Da erschien, geführt von dem Kleinen Kreuzer „Amphion“, die 3. Zerstörerflottille der Ersten Flotte, welche schon seit dem 30. Juli zum Schutz der Ostküste Englands eingetroffen war. Sie wurde offenbar zu spät gesichtet wegen des im Sommer häufigen Morgennebels. Ein Unglück für die „Königin Luise“ war es, dass ihr gerade die schnellsten Zerstörer, jeder mit drei 10-om-Kanonen bewaffnet, entgegentraten. Dieser Übermacht gegenüber gab es kein Entrinnen; Heldenhaft tat die Besatzung ihre Pflicht bis zum bitteren Ende. An Übergabe wurde nicht gedacht. Nach kurzem Feuergefecht gelang es den Zerstörern, das Heck der „Königin Luise“ wiederholt mit Granaten zu treffen und wahrscheinlich eine dort befindliche Mine, was zur Folge hatte, dass das Hinterschiff durch eine gewaltige Explosion aufgerissen wurde und das Schiff schnell in die Tiefe versank.

Nachdem die „Königin Luise“ gesunken war, setzte der Kleine Kreuzer „Amphion“ seine Beobachtungsfahrt fort, wobei er am nächsten Tage auf eine der gelegten Minen traf, die das Vorderschiff stark beschädigte. Obschon die Zerstörer schnell zur Stelle waren, um sich an dem Rettungswerk zu beteiligen, gelang es doch nur etwa die Hälfte der Besatzung des .Kreuzers zu retten, so heftig war die Explosionswirkung der Mine gewesen.

Der materielle Verlust war für England nicht erheblich, wennschon „Amphion“ einer der neueren Kreuzer von 3500 Tons, mit zehn 10-cm-Kanonen armiert, war und 26 Seemeilen in der Stunde laufen konnte. Aber die moralische Wirkung auf die englische Flotte, auf ganz England war sehr groß, so sehr man sich auch bemühte, das Gesicht zu wahren.

Als unsere Aufklärungsschiffe in den folgenden Tagen die Nordsee absuchten, war kein englisches Kriegsschiff zu finden; die englische Armada, welche Anfang August vor der Scheldemündung und an der holländischen Küste sich gezeigt hatte, um Holland zum Anschluss an die Feinde Deutschlands zu bewegen, hatte aus Respekt vor weiteren Streuminendampfern sich in fernere Gegenden begeben. Der Schiffsverkehr auf der Themse blieb lange Zeit gesperrt; in London bekam man ein Vorgefühl von der Reihe von Enttäuschungen, die dieser Weltkrieg noch bringen sollte — auch in Beziehung auf die Alleinherrschaft zur See.

Unsere Flotte im Weltkriege 1914/1916

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