Читать книгу Unsere Flotte im Weltkriege 1914/1916 - Eugen Kalau vom Hofe - Страница 5
Helgoland.
Оглавлениеieses kleine morsche Felseneiland wurde im Jahre 1807 von den Engländern besetzt und als Stützpunkt ihrer die Kontinentalsperre durchbrechenden Schmuggelschiffe benutzt. Millionen sind dort umgesetzt worden. Es machte später den Engländern keine reine Freude, weil es nicht genügend Einnahmen brachte, um die Unterhaltungskosten der englischen Herrschaft zu decken. Schon zu einer Zeit, als deutsche Staatsmänner sich um die politische Bedeutung der kleinen, unmittelbar vor unseren Flussmündungen gelegenen und naturgemäß zu Deutschland gehörenden Insel noch keine Sorge machten, empfand der jugendliche, für die Größe des geeinten Vaterlandes glühende Prinz Wilhelm von Preußen auf seiner ersten Seereise im Jahre 1872 nach England zum Besuch der Großmutter den Umstand, dass die deutschen Schiffe beim Passieren von Helgoland die dort hoch wehende englische Flagge pflichtschuldigst zu grüßen hatten, als eine unerträgliche Zumutung. Sein lebhafter Wunsch, Helgoland wieder deutsch zu machen, wurde gestärkt durch die frühreife Einsicht in die Bedeutung des Welthandels für die Volkswohlfahrt, in die Notwendigkeit einer starken deutschen Flotte zum Schutz der Handelsschifffahrt und der heimischen Küsten.
Alsbald nach seinem Regierungsantritt ließ der junge Kaiser mit der englischen Regierung Unterhandlungen pflegen, die im Sommer 1890 zur Übergabe Helgolands an Deutschland führten. Allerdings ließen sich die Engländer, welche die hohe strategische Bedeutung des kleinen Eilands wohl erkannten, nur schwer herbei und forderten für ihre Gutwilligkeit die bessere Hälfte unserer eben erworbenen Kolonie in Ostafrika. Sie beruhigten sich durch das Bewusstsein, ein gutes Geschäft zu machen, durch die Gewissheit, dass sie Helgoland jederzeit, wenn es ihnen wichtig erscheinen sollte, mit ihrer Flottenmacht wieder nehmen könnten. Die kleine deutsche Flotte nannten die Engländer damals „Willys Spielzeug“. Die Erinnerung an diese Tatsachen und an den Unterschied zwischen damals und heute zwingt jeden ehrlichen Deutschen zu höchster Anerkennung der zielbewussten Regierungstätigkeit unseres Kaisers. Ihm verdanken wir unsere stolze Kriegsflotte, die er, unbeirrt durch den anfänglichen Widerstand des Reichstages und den Rat weniger weit blickender Staatsmänner, auf die heutige Höhe gebracht hat. Im Wetteifer mit unserem ruhmreichen Heere wird sie keinen Gegner fürchten, und sollte ihr im Kampfe mit einem überlegenen Feinde der Untergang beschieden sein, so wird das deutsche Volk kein Opfer scheuen, um sie stärker wiederherzustellen.
Das große Werk des Kaiser-Wilhelm-Kanals hat erst durch den Erwerb von Helgoland die ihm heute innewohnende hohe strategische Bedeutung erhalten. Selbst wenn die Engländer die Insel nicht, wie wir es getan, stark befestigt und mit Einrichtungen für die Zwecke der Flotte versehen hätten, würden sie hier einen wertvollen Stützpunkt gefunden haben, um unsere Flussmündungen so eng zu blockieren, dass überhaupt kein Schiff heraus oder hinein gekonnt hätte; Wilhelmshaven mit den dort befindlichen Kriegsschiffen hätte auf Teilnahme am Kriege verzichten müssen. In Wirklichkeit scheut sich heute die übermächtige englische Flotte, sich in die Nähe von Helgoland zu begeben und dort eine Entscheidungsschlacht anzubieten aus Furcht vor den dort aufgestellten großen Brummern, den Minen und U-Booten. Mit Bitterkeit macht die heutige Generation in England dem Premierminister Salisbury Vorwürfe, dass er Helgoland aus der Hand gegeben und seinen Wert nicht richtig eingeschätzt hätte. Es war also kein gutes Geschäft?