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England erklärt den Krieg.

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Wie schon erwähnt, hat England, nicht zufrieden mit seiner gewaltigen zahlenmäßigen Überlegenheit, sich die größte Mühe gegeben, auch noch die Vorteile der Überraschung sich zu sichern, indem es nach russischem Muster eine Probemobilmachung veranstaltete. An ihr waren 493 Kriegsschiffe beteiligt, die durch Einberufung von 16 000 Marinereservisten ihre volle Bemannung erhielten. Als Zweck dieser Maßnahme wurde der Welt eine am 22. Juli 1914 vor dem König Georg V. abzuhaltende Flottenparade angezeigt. In der Tat bedeutete dieser Vorgang eine höchst gefährliche Drohung gegen die deutsche Flotte, welche mit ruhigem Anstand und scharfem Blick der weiteren Entwicklung dieser Flottenparade entgegensah.

Schon am 26. Juli wurde die ungewöhnliche Tatsache bekannt, dass die englische Admiralität befohlen hatte, die bei der Flottenparade versammelt gewesenen Geschwader und Flottillen auch fernerhin zusammenzuhalten, die Marinereserven nicht zu entlassen, hingegen Kohlen und Proviant zu ergänzen und sich zum sofortigen Inseegehen bereitzuhalten. Dies war der nicht misszuverstehende Wink an Frankreich und Russland, das die englische Regierung gewillt wäre, ihre Freunde mit dem Druck der Seemacht politisch zu unterstützen. Zur selben Zeit war der englischen Presse bedeutet worden, dass Nachrichten über Schiffsbewegungen und -gruppierungen der englischen Marine vorläufig nicht bekanntgegeben werden sollten. Jede Urlaubserteilung in der Flotte wurde verboten. Die sämtlichen Küstenwachtstationen traten in Betrieb am 28. Juli 1914. Gegen wen? Wer bedrohte damals England? Am 26. Juli war die Erste Flotte, bestehend aus 29 Linienschiffen, 4 Schlachtkreuzern und 9 Panzerkreuzern, plötzlich mit unbekanntem Reiseziel ostwärts steuernd in See gegangen, aber bereits am 27. Juli nach Portland zurückgekehrt. Höchstwahrscheinlich war es auf einen Überfall der deutschen Hochseeflotte, die in Norwegen bis zum 2. August Sommerferien haben sollte, abgesehen, ähnlich wie im Jahre 1911. Die frühzeitige Heimkehr unserer Flotte vereitelte den schönen Plan und veranlasste die durch Spione oder Agenten stets gut bediente Admiralität in London, ihre Erste Flotte durch Funkspruch zurückzupfeifen.

Bereits am 25. Juli nachmittags hatte Seine Majestät der Kaiser auf der Jacht „Hohenzollern“ die Heimreise von Balestrand angetreten, so dass die Hochseeflotte am 26. Juli folgen konnte. Es war die höchste Zeit!

Am 29. Juli, 5 Uhr früh, ging die Erste Flotte mit voller Ausrüstung von Portland wieder in See, und zwar nach der Nordsee, dort erwartet von den Zerstörerflottillen vor der Themse. Die Zweite Flotte folgte nach 24 Stunden. Das englische Mittelmeergeschwader traf in Malta und Gibraltar ebenfalls in denselben Tagen unverkennbare Kriegsvorbereitungen.

Das Verhalten der englischen Flotte nötigte unsere Marineverwaltung zu äußerster Vorsicht und zur Betätigung aller gegen einen drohenden feindlichen Überfall vorgesehenen Anordnungen im Bereich der deutschen Küstengewässer. Hätte die englische Flotte jetzt noch einen Überfall auf Helgoland und unsere Flussmündungen gewagt, so würde sie sich über lauen Empfang nicht zu beklagen gehabt haben. Glücklicherweise gab der Angriff der Russen am 1. August den Anlass zur Ausgabe des Mobilmachungsbefehls, der alle unsere Seestreitkräfte und Küstenverteidigungswerke in kürzester Zeit auf den höchsten Grad technischer und militärischer Leistungsfähigkeit brachte.

Trotzdem war die Lage unserer Flotte im Kampfe gegen die bisher erklärten Feinde, Russland und Frankreich, eine höchst unerfreuliche, wenn England an dem Kriege nicht teilnahm, aber seine Flotte in dieser Weise bereit hielt; unsere Unternehmungen zur See blieben dauernd bedroht und beschränkt durch die Rücksicht auf eine plötzliche Änderung der politischen Haltung Englands. So ging die Nachricht von der Kriegserklärung Englands wie eine Freudenbotschaft durch unsere Marine. Ausgezeichnet hat ein Glückwunsch an die Kaiserliche Marine im „Militär-Wochenblatt“ den Ton getroffen, auf den unsere Marine gestimmt war. Er lautet:

„Auch England wider uns! Hätte uns Albion nicht den Fehdehandschuh hingeworfen, so würde die Kaiserliche Marine, während die Armee in schwerem Kampf nach zwei Fronten stehen muss, zitternd vor Ungeduld gefragt haben: »Und wir?« Die Antwort auf diese Frage ist jetzt gelöst. Unsere Marine geht mit dem mächtigsten Gegner zur See, den die Welt bisher kannte, zum Tanze.

Während die alte Armee eine lange, glorreiche Geschichte in dicken Bänden zu verzeichnen hat, ist von der jungen Kaiserlichen Marine bisher nur das Vorwort geschrieben, das einzelne glänzende Waffentaten enthält.

Jetzt aber schlägt sie das Hauptbuch auf und setzt an, in ihm ihre Taten mit eisernem Griffel niederzuschreiben; die brave »Augsburg« hat das erste Kapitel begonnen.

Dass die Flagge nur sinken, aber niemals niedergeholt werden kann, weiß jeder Deutsche.

Die Armee ist stolz auf ihre junge Schwester im Hinblick auf die kommenden Tage! Glückauf zur großen Feuerprobe! Ran an den Feind!“

Unsere Flotte im Weltkriege 1914/1916

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