Читать книгу Tod in Winterthur - Eva Ashinze - Страница 16

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Mitten in der Nacht schreckte ich hoch. Ich hatte von Jan geträumt. Ich hatte von unserer ersten gemeinsamen Nacht geträumt, von seinem makellosen, glatten Körper. Im Traum strich ich mit der Hand über seinen Brustkorb. Auf einmal waren meine Finger voller Blut.

«Jan», rief ich. «Jan, was ist los!»

Jan lachte wie ein Irrer: «Nichts ist los, Moira, nichts. Ich bin nur gerade gestorben.»

Ich begann zu schreien. Ich wachte von meinen eigenen Schreien auf. Es war heiss und stickig im Schlafzimmer; die Sonne hatte den ganzen Tag auf das Dach gebrannt, und die Wärme hatte sich gestaut. Ich stand auf und liess mir in der Küche kaltes Wasser über die Handgelenke laufen, benetzte mein Gesicht. Wieder setzte ich mich ans offene Fenster. Draussen war es dunkel, selbst die Strassenlaternen waren aus. Ich sog die nächtliche Luft ein, den schweren Duft der blühenden Pflanzen, den Duft nach Gras, den Geruch des Spätsommers. Ich schloss die Augen und hatte sofort wieder Jans Bild vor mir. Schnell öffnete ich sie und sah zum Himmel hoch. Die Sterne schienen greifbar nahe, und hinter der Tanne der Nachbarn stand der Mond als schmale Sichel am Himmel. Ich sah lange zum Himmel hoch. Ich war bedeutungslos, weniger als ein Staubkorn. Jan war bedeutungslos. Wir alle sind bedeutungslos angesichts der Unendlichkeit. Trotzdem oder vielleicht deshalb begann ich zu weinen.

Tod in Winterthur

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