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ОглавлениеFEBRUAR
22
Die beste aller Welten
Das sind doch mal gute Nachrichten: Die Zukunft der Gesellschaft im 21. Jahrhundert sieht möglicherweise gar nicht so übel aus! Behauptet zumindest der Soziologe Gerhard Schulze, der in den 90er-Jahren mit dem Begriff »Erlebnisgesellschaft« Furore gemacht hat. Vor einigen Jahren ist ein weiteres Buch von ihm erschienen: »Die beste aller Welten«.
Der Einstieg in Schulzes Theorie klingt allerdings erst mal düster. Wir alle befinden uns zurzeit in einem Prozess, den er das »Steigerungsspiel« nennt. Wertvoll ist nur noch das, was sich steigern lässt. Immer mehr, immer schneller, immer besser, immer sozialer und so weiter.
Die Sache hat nur einen Haken: Das Steigerungsdenken ist so sehr zu einem Selbstläufer geworden, dass die Menschen inzwischen Angst haben, Ziele zu erreichen. Ein Leben, das nicht mehr verbessert werden kann, scheint sinnlos. Und was den Menschen dabei völlig abgeht, ist die Zufriedenheit. Wer immer alles verbessern will, ist nie zufrieden.
Kein Wunder, dass es in diesen Zeiten auch die Kirchen schwer haben. Ihre Werte sind nicht steigerbar. »Gott liebt dich unendlich! Jesus hat am Kreuz deine Schuld ein für alle Mal auf sich genommen! Weil Gott dich annimmt, kannst du dich selbst mit Haut und Haar annehmen!« Das kann man nicht verbessern.
Das Steigerungsspiel wird nicht aufhören. Da ist sich Gerhard Schulze sicher. Aber die Leute werden neu fragen: »Wozu?« Wozu arbeite ich eigentlich 70 Stunden pro Woche? Wozu mache ich das alles? Sie werden entdecken, dass nur derjenige das Steigerungsspiel vernünftig mitspielen kann, der weiß, welchen Sinn sein Leben hat.
Und weil ich davon überzeugt bin, dass der christliche Glaube darauf eine wirklich gute Antwort hat, sehe ich nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern auch für die Kirche optimistisch in die Zukunft. »Die beste aller Welten« ist die, in der ich mich grenzenlos zu Hause fühle, auch wenn ich weiß, dass noch manches besser werden kann.