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ОглавлениеFEBRUAR
23
Am Tiefpunkt
Am 23. Februar 1960 war es so weit: Die beiden Männer, Jacques Piccard und Donald Walsh, zwängen sich in den Bathyskaphen, schließen die Luken – und tauchen ab. Und zwar tiefer als jemals ein Mensch zuvor. 10 916 Meter unter den Meeresspiegel.
Ja, ein Bathyskaph ist ein Tiefsee-U-Boot. Und der wagemutige Ausflug der beiden Abenteurer in den berühmten Marianengraben im Pazifik gilt bis heute als Höhepunkt oder besser gesagt als Tiefpunkt der Ozeanografie.
Auch weil diese noch weitgehend unerforschte Tiefseewelt Wissenschaftler seit Langem fasziniert. Was ist da unten los? Welche Wesen gibt es wohl in zehn Kilometern Tiefe, wo mehr als eine Tonne Druck auf jedem Quadratzentimeter lastet, wo absolute Dunkelheit herrscht und wo tödliche Kälte das Dasein bedroht?
Gerade weil das Leben in der Tiefsee so unendlich weit von uns entfernt ist, hat es sogar schon die biblischen Autoren inspiriert. Als der Prophet Micha erklären will, wie barmherzig Gott ist, da sagt er: »Gott wird alles, was unser Leben belastet, in die tiefsten Tiefen des Meeres werfen.« Und das heißt nichts anderes als: Es ist weg.
Na, wahrscheinlich haben Jacques Piccard und Donald Walsh bei ihrer Rekord-Tauchfahrt in die Dunkelheit keine menschlichen Sünden oder Nöte entdeckt. Aber das Bild von den irdischen Belastungen hätten sie in fast elf Kilometern Tiefe sicher gut nachvollziehen können: »Hierhin gehört alles, was euch belastet.« Lässt Gott ausrichten. Und wer das weiß, für den geht es stetig wieder nach oben.