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Inselzeit

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Ein leises Lächeln stahl sich auf das Gesicht des Mannes. Er hatte es gewusst. So sicher wie Borkum eine Insel war, herrschten hier Ruhe und Gemütlichkeit. Nur keine Hektik.

Die nur langsam in die Gänge kommende Polizeiarbeit, die er sicherheitshalber aus der Ferne verfolgte, hatte ihm genug Zeit gelassen, sich um sein Alibi zu kümmern. Wie herrlich war sie doch, diese Inselzeit!

Es machte nichts aus, dass er es nicht mehr geschafft hatte, die steife Frau im Behälter mit dem Streusalz zwischenzulagern. Es machte auch nichts aus, dass der Hund nur verletzt wurde. ‚Selbst schuld‘, dachte der Mann gleichgültig. ‚Hättest mich nicht ankläffen müssen. Keiner hat dich gebeten, mich zu stören. Das hast du nun davon.‘

Wie geplant war er noch in der Nacht heimlich an Bord der fest vertäuten Fähre gegangen, die um acht Uhr am nächsten Morgen mit ihm als blindem Passagier nach Emden gefahren war. Dort hatte alles wie am Schnürchen geklappt. Niemand hatte ihn bemerkt, wie er unter einer Abdeckplane auf der Ladefläche des Lieferwagens eines norddeutschen Möbelhauses an Land gekommen und erst auf dem Parkplatz, wiederum ungesehen, abgesprungen und in die Stadt gegangen war.

Glücklicherweise hielten Malwine und Kurt es nicht für nötig, ihre Hintertür abzuschließen. So war es ihm ein Leichtes gewesen, sich in einen dunklen Winkel der Gaststube auf die Holzbank zu legen und erst von der morgenmuffeligen Malwine in Hausschuhen und Putzschürze ‚geweckt‘ zu werden…

Bei dem Gedränge an einem Freitagabend hatte weder sie noch Kurt sich daran erinnern können, welcher Stammgast anwesend oder nicht anwesend war. Eine weitere glückliche Fügung war es auch gewesen, dass er gemütlich bei Malwine einen Strammen Max mit Nordseekrabben extra zum späten Frühstück bestellen konnte, um danach – und zwei, drei Jever vom Fass später – gemütlich zur Nachmittagsfähre zu fahren.

In dem Trubel, der am letzten Adventssamstag vor Weihnachten auf der großen Autofähre herrschte, war es nicht einmal dem genervten Bootsmann an der Kartenkontrolle in Erinnerung gekommen, dass er am vergangenen Abend nicht an Bord gewesen war… Ein perfektes Alibi, sollte jemand auf die aberwitzige Idee kommen und ihn danach fragen.

Aber dann dieser Schock. Nachdenklich schnippte der Mann ein paar Krümel von der rotweiß karierten Tischdecke auf den gefliesten Küchenboden seines Hauses. Er würde sich vergewissern müssen, dass er sich geirrt hatte.

Und, wenn nicht, im Fall der Fälle, dass er sich nicht geirrt hatte, würde er einen weiteren Mord begehen müssen. Nichts leichter als das, hatte er doch in all den Jahren reichlich Erfahrung sammeln können, wie man gerade hier auf dieser gemütlichen Insel, die wider Willen in den vergangenen Jahrzehnten zu seiner Heimat geworden war, nicht auffiel und bei dunklen Machenschaften entdeckt wurde. ‚Auf Borkum ist alles anders‘, hieß es nicht umsonst…

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Im Schatten des Deiches

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