Читать книгу Die Ex-Prinzessin - Fiona West - Страница 12

KAPITEL NEUN

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IM DUNKELN SITZEND, wählte Fadline die Nummer der Tante der Mädchen, und Abbie räusperte sich nervös, als es klingelte.

»Fadline, was zur Jersey machst du am Telefon? Ich schwöre, wenn das Unkraut im Garten nicht gejätet ist, bis wir zurückkommen, Sonne oder keine Sonne, wirst du nicht—«

»Ja, hallo, mein Name ist Abbie und ich bin in den Wäldern vom Weg abgekommen. Ihre Nichten waren nett genug, um mich ihr Handy benutzen zu lassen.« Peinliche Stille folgte, also holte Abbie tief Luft und füllte sie. »Jedenfalls, ich bin bei einem Bärenangriff von meinen Eltern getrennt worden und ich weiß, dass Sie auf dem Weg zurück hierher sind … ich dachte möglicherweise haben Sie sie gesehen.«

»Meine Güte, du armes Schätzchen, das ist aber eine Geschichte«, gurrte die Frau, stellte ihren harschen Tonfall von der Begrüßung in etwas Schmeichlerisches um. »Ich fürchte wir haben sie nicht gesehen, aber ich kann eine Nachricht bei meinen Nachbarn hinterlassen, dass sie ein Auge offen halten sollen. Sind die Mädchen höflich zu dir gewesen, Schätzchen? Wir werden auf die Poutine-Hochzeit gehen, wenn wir zurück sind, aber du kannst dich gerne zu uns gesellen.«

Abbie versteifte sich. Je mehr Menschen sie sahen, je länger sie sich herumdrücken musste, desto wahrscheinlicher würde sie erkannt werden.

»Oh, das ist so nett von Ihnen, aber das könnte ich Ihnen nicht aufbürden.«

»Kein Problem—wir bestehen darauf. Zudem bringt es Glück. Ich werde dir ein Kleid leihen, wenn du eines brauchst. Wird eine Menge gutes Essen geben.«

Abbie schluckte ihre Einwände herunter, nicht willens die wahrscheinlich einzige Person zu kränken, die zwischen ihr und heute Nacht alleine im Wald zu schlafen stand. »Ich danke Ihnen so sehr Mrs. …?«

»Rogier. Marie Rogier.«

»Mrs. Rogier, ich schätze das sehr und bitte richten Sie meinen Dank ebenfalls Ihrem Ehemann aus.«

Die Mädchen kicherten und Abbie fragte sich, was sie dieses Mal falsch verstanden hatte.

»Ich werde deinen Dank sicherlich meinem Mann ausrichten. Wir sehen euch bald.« Sie legte auf.

Fadline stupste Abbie an. »Tantchen und Onkel sind nicht verheiratet, Dummerchen. Sie sind zu arm dafür.« Sie nahm ihr Handy zurück und trug ihre angezündete Lampe zur Rückseite des Hauses, wo Abbie gerade noch einen großen Gemüsegarten ausmachen konnte. Mit einem Seufzer sank Fadline neben Theresas auf die Knie, spähte zwischen die grün geblätterten Pflanzen, um die fehlerhaften Setzlinge auszukundschaften.


ABBIE HATTE NICHT BEABSICHTIGT in der Schaukel zu dösen, aber es war ein ziemlich langer Tag und der Schlaf vorige Nacht war ein wenig, nun, steinig gewesen. Das behutsame Schwingen, die Nähe der Mädchen, der Chor der Zikaden, welche beschlossen haben zu singen, ungeachtet der Tatsache, dass es erst drei Uhr nachmittags war, das fehlende Mittagessen …

Sie wachte durch Kichern und Selfies auf, von denen sie nicht wusste, dass sie gemacht wurden. Dieses Haut-Phänomen muss eine ziemliche Attraktion gewesen sein, wenn sie Bilder von ihr im Schlaf machen wollten. Sie blinzelte und kniff die Augen zusammen. Die Sonne war wieder da … äh, wieder entzündet. Die Mädchen hatten ihre vorige Arbeit wieder aufgenommen, Weidenkörbe auf dem Schoß. Stargazer wieherte leise eine sachte Warnung und sie schaute auf. Ein Paar kam auf Pferden näher und Abbie versuchte zu sehen, ob es Rubald und Rutha waren, ohne zu verzweifelt auszusehen, aber sie waren es nicht. Wo zur Jersey waren sie? Ihre Sorge um sie stieg rapide und sie mussten krank vor Sorge um sie sein … sollte sie losgehen und nach ihnen suchen? So fixiert sie auch darauf war diesen Frachter anzutreffen, es war es nicht wert dafür jemand anderen zu opfern. Sie selbst eingeschlossen.

Das Paar, das der krummen Hütte näherkam, schien die Tante und der Onkel zu sein, deren Veranda sie belegte. Ihre Ankunft schickte ihre Nichten in ein Gestöber der Aktivität, das Tor öffnen, die Pferde zur Rückseite führen, Hand für Hand mit einem alten Margarinebehälter Wasser aus dem Brunnen schöpfen, welcher in der harten Erde nahe dem Garten eingebettet war. Wie kaltes Wasser für eine durstige Seele, so sind gute Nachrichten aus einem fernen Land. Seit Rubald diese alten Sprichwörter erwähnt hatte, kamen sie zurück zu ihr getrieben, wie Luft verlierende Ballons, die auf einer Brise ritten, welche sie nicht länger tragen konnte. Woz weiß, dass sie versuchte sie oben zu halten, schlug sie weg, versuchte dieses Kapitel ihres Lebens für immer zu beenden. Aber sie brauchte jetzt gute Nachrichten. Sie hatte es selten mehr gebraucht.

»Abbie? Willkommen! Lass uns dich umziehen«, sagte Mrs. Rogier lächelnd. Obwohl sie so weiß wie die Mädchen war, endeten die Ähnlichkeiten dort: sie hatte eine kurvige Sanduhr-Figur, ihre langen dicken Haare in einem unnatürlichen Blond gefärbt und ihre Kleidung passte ihr gut. Sie hielt ihren Arm aus dem offenen Fenster, durch das Abbie klettern sollte. »Warst du jemals auf einer Hochzeit außerhalb der Box?«

Abbie lächelte und schüttelte ihren Kopf, duckte sich in das Haus. Sie erwartete sägeraue Möbel, zusammengeworfen aus Überbleibseln, so krumm im Innern wie außen. Stattdessen trat sie auf gewachste Holzböden, der im Licht des niederen Feuers schimmerte. Bänke mit hohen Rückenlehnen standen um einen langen Tisch herum, und als sich ihre Augen anpassten, erkannte sie, dass die Rückseiten nicht nur mit Mustern verschönert waren, sondern mit ganzen Bildern. Bären mit offenen Kiefern über einem kauernden Farmer, dem seine Heugabel aus der Hand fiel. Berglöwen, die von niederen Zweigen nach Soldaten schlugen, die rittlings auf ihren Rössern saßen. Wildpferde, die über flache Flüsse galoppieren … Abbie streckte sich, um die komplizierten Details der Wassertröpfchen, welche durch die Pferdehufe aufgespritzt werden, zu berühren, und Mrs. Rogier räusperte sich.

Abbie zog schnell ihre Hand zurück und stand auf. »Es tut mir leid«, begann sie, aber die Frau winkte abweisend mit ihrer Hand.

»Es ist schön zu sehen, dass ein Funkler seine Arbeit bewundert. Marc hat ein Talent für die Handwerkskunst, aber wenige bemerken es.« Abbie wollte fragen, warum er nicht all diese Fähigkeiten dazu benutzt hatte, um am Gerüst seines Hauses zu arbeiten, hielt aber ihren Mund. Sie folgte Marie in das Schlafzimmer, welches mit einem Kopfteil auftrumpfte, das die gleichen beeindruckenden Details aufwies, nur dass dieses Mal Marc und Marie, kaum bekleidet, horizontal und sich umarmend, das Thema waren. Jahre mit Kunsterziehungsunterricht bedeuteten, dass sie von Nacktheit nicht einfach peinlich berührt wurde, aber sie bekämpfte ganz gleich den Drang wegzublicken und die Frau kicherte und wandte sich einem kleinen Kleiderschrank zu.

Sie zog ein Stretchkleid aus Polyester mit einem türkis-weißen-Zickzackdruck heraus und hielt es Abbie hin. Es war schulterfrei, kurz und sehr figurbetont. Abbie konnte sich nichts Schlimmeres vorstellen.

»Du hast eine nette sexy Figur, Süße, das sollte funktionieren«, sagte Marie freiheraus.

»Ähm … Es tut mir leid, dass ich wählerisch bin, aber ich sehe wirklich besser mit Ärmeln aus.«

Die Frau schüttelte ihren Kopf. »Nein, das wirst du nicht. Dieses Kleid wird wundervoll an dir sein. Probier es an und lass es mich sehen.«

Laune, Laune, Laune, ermahnte sie ihr Herz mit jedem Schlag. Das ist kein Streit wert. Trag das Kleid. Krieg ihre Hilfe. Finde deine Begleiter. Mach weiter. Abbie legte ein falsches Lächeln auf und nahm das Kleid, drehte sich dann, um ein Badezimmer oder auch nur einen Platz hinter einer Türe zu suchen … nur um Marie vorzufinden, die ihre Arme über ihrer Mitte gefaltet hatte und genervt aussah.

»Wir sind bereits zu spät.«

»Es tut mir leid«, murmelte sie, drehte sich um, so dass sie zumindest Marie nicht dabei beobachten musste, wie sie sie anstarrte. Sie knöpfte ihr Hemd auf und versuchte ihre Wanderstiefel von sich zu schleudern.

»Oh, du wirst auch Schuhe brauchen, oder?«

»Ja, ich schätze. Vielen Dank noch mal, dass Sie mich mit einschließen.«

Marie winkte wieder mit ihrer Hand. »Kein Problem. Wie wäre es mit diesen?«

Abbie drehte sich um und Marie reichte ihr ein Paar acht-Zentimeter Pumps in silber. Abbie starrte sie an, entgeistert. »Wie reite ich denn in denen?«

Marie warf ihren Kopf zurück und lachte so laut, dass es in dem beengten Raum widerklang. »Mädchen, du reitest in denen kein Pferd! Wir nehmen das Fuhrwerk, so dass wir nicht zerzaust werden. Du kannst dein Pferd hier lassen.« Sie fuhr fort, bevor Abbie protestieren konnte. »Du hast Glück, dass du zu uns gekommen bist, bevor manche der anderen in der Gegend dich entdeckt haben. Deren Gemeine Sprache ist nicht so gut wie unsere.« Sie plusterte sich auf, als sie aufhörte zu sprechen, die Augen voller Stolz.

Abbies Augenbrauen hoben sich. »Wirklich? Sogar so nah an der … Box?«

Marie nickte. »Viele sprechen gerade so viel, dass sie ›Gib mir einen Dollar‹ sagen können«, lachte sie. »Nicht viele Reisende überqueren die Grenze auf diesem Weg … außer denjenigen, die nicht bemerkt werden wollen.« Sie blickte aus ihrem Augenwinkel auf Abbie, als diese sich umdrehte, um das Kleid über ihre Brust herunterzuziehen. Abbie glitt mit ihren Fingern durch ihr Haar und versuchte beschwichtigend zu lächeln, ignorierte dabei die Andeutung im Ton der Frau.

»Das ist interessant. Meine Eltern und ich sind auf dem Weg, um meinen Bruder in Fairisle in Empfang zu nehmen; er kommt gerade erst aus der Navy. Wir wollten eine angenehmere Reise durch die entzückenden, kühlen Wälder, anstatt der staubigen Landstraße.«

»Ich verstehe«, sagte sie. »Marc!«, rief sie durch die Türöffnung, »gehst du morgen nicht nach Fairisle?«

»Sicher, so hatte ich es vorgehabt«, kam die Antwort.

Marie zuckte mit einer Schulter. »Siehst du? Problem gelöst. Marc kann dich morgen mitnehmen und wir werden eine Nachricht bei jedem auf der Hochzeit lassen, dass deine Eltern wissen, dass sie dich dort treffen sollen. Sie werden die Nachricht bekommen.«

»Oh, ich schätze Ihr Angebot, aber ich kann nicht ohne meine Eltern gehen.«

»Sicher kannst du das. Es ist kein Problem. Marc geht sowieso.«

»Nein, kann ich nicht.« Ihre wahren Gefühle waren für einen Moment an die Oberfläche gebrodelt und sie trat sich selbst dafür, wie scharf sie gesprochen hatte. Marie schaute fragend vom Schnallen ihrer eigenen unvernünftig hohen Schuhe hoch.

»Warum nicht?«

»Sie sind … sie sind betagt, verstehen Sie. Ich befürchte, dass ihnen etwas zustoßen wird. Ich kann nicht gehen, bis ich weiß, dass sie sicher sind. Ich habe Angst, dass die Bärin sie erwischt hat.«

»Wer, Betsy? Sie ist harmlos, es wird ihnen gut gehen. Sie haben so lang gelebt, oder nicht? Denk nicht, dass sie dumm sind, Mädchen.« Damit drehte Marie sich um und verließ das Schlafzimmer, rief Fadline und Theresas zu, dass sie in das Fuhrwerk steigen sollen. Abbie folgte eine Grimasse ziehend. Betsy?

Sie manövrierte sich vorsichtig mit dem Kopf voraus durchs Fenster, ließ dann ihre Knie zusammen hindurch schlüpfen, um das abscheuliche Kleidungsstück, welches sie trug, nicht zu zerreißen. Sie stopfte ihre Kleidung in Stargazers Satteltasche und löste sie, um sie mit sich zu schleppen.

»Mädchen! Auf geht’s!«, rief Marc von der Rückseite her. Abbie versuchte bei der Wahl der Anrede des Mannes nicht hochzugehen.

»Komme gleich!«, rief sie zurück, dann sagte sie leiser zu Stargazer: »Folge uns. Lass sie dich nicht sehen.« Er wippte mit dem Kopf und sie lächelte und tätschelte seinen starken Hals. Dann beeilte sie sich, so sehr wie man es in acht-Zentimeter-Absätzen einen schmalen Erdpfad hinab konnte, um zu ihren seltsamen Gastgebern aufzuholen.

Die Ex-Prinzessin

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