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KAPITEL ZWEI

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ABBIE SAGTE IHREM VORGESETZTEN, dass sie krank war und floh. Sie war sich sicher, dass sie so krank aussah, wie sie sich fühlte, also war es keine Lüge—nicht, dass sie es überhaupt ein bisschen störte jetzt gerade zu lügen. Sie machte sich zum Bahnhof auf, spähte über ihre Schulter, um zu sehen, ob Rubald und Rutha sich herumgedrückt haben; hatten sie nicht.

Ihre Finger juckten etwas zu tun und sie klammerte sich mit beiden Händen an die Träger ihrer Tasche. Die anderen Fußgänger ignorierten sie größtenteils, ihre Augen auf ihre Telefone gerichtet—ein Stück Schleier-Technologie, gewährt durch den magischen Vorhang, der diesen Teil des Landes umhüllte. Was er nicht erlaubte, waren motorisierte Fahrzeuge; die Verschmutzung sammelte sich im Inneren des Schleiers an und machte seine Bewohner krank. Sie hatte darüber nachgedacht in die Schleier-Tech anstatt der Abfallwirtschaft zu gehen, aber letztendlich hatte ihre Liebe zur Natur über die bessere Bezahlung von ST gesiegt.

Sie ging durch den Damsey Park, große Eichen überragten sie, um deren Füße Knollige Seidenpflanzen, Astern und Wilde Bergamotte ordentlich gepflanzt waren. Gardenia war bekannt für seine Naturpracht—es war, was sie in den letzten fünf Jahren, die sie in diesem Land verbracht hatte, am meisten genossen hatte. Während sie ging, ertappte sie sich dabei, wie sie in die Erinnerung purzelte, als sie hier angekommen war, verzweifelt und alleine.

Hungrig. Sie war niemals zuvor so hungrig gewesen; es hatte sich angefühlt, als ob sich ihr Inneres nach außen kehrte. Es hat sie nachts wach gehalten, wie sie eingerollt auf dem rauen Beton in ebendiesem Park lag, bis ein Polizist ihr gesagt hatte, dass sie ihrer Wege gehen soll. Ein Mann in einer dicken karierten Jacke hatte sie, seit was hätte Abendessenszeit sein sollen, beobachtet. Er lehnte an einem Baum und nickte dem Polizisten kurz zu, der nickte kurz zurück, sagte aber nichts zu ihm. Abbie hatte finster dreingeblickt. Was machte diesen Typ besonders? Sie war es noch immer nicht gewohnt wegen ihres Geschlechts wie ein Mensch zweiter Klasse behandelt zu werden; in Brevspor waren die Frauen in der sozialen Hierarchie wichtiger als die Männer. Es gab keine andere Art und Weise das zu sagen. Das war hier eindeutig nicht der Fall und sie war mit diesem Fakt auf zahlreiche Arten in Berührung gekommen: bei der Zoll- und Einwanderungsbehörde beiseitegeschoben zu werden, von Polizisten Mäuschen genannt zu werden, im Zug in ihr Hinterteil gekniffen zu werden … es ärgerte sie maßlos.

Der junge Mann war langsam auf sie zugekommen und sie fragte sich beiläufig, ob er für ihre Mutter arbeitete, ob er hierher geschickt worden war, um nach ihr zu suchen. Ihre Hände ballten sich zu Fäusten, als sie auf ihre Füße kam. Nie im Leben. Sie würde gegen ihn mit bloßen Fäusten kämpfen, bevor sie zulassen würde, dass sie zurück nach Hause befördert wurde. Als er ihre Körperhaltung sah, wurde er langsamer und hielt die Hände hoch.

»Wollte nur reden.« Seine Kleidung war schäbig, dreckig, aber sein Gesicht und seine Hände waren sauber und er behielt seine Augen auf ihrem Gesicht. Sie hielt ihre Wirbelsäule gerade, ihre Füße machten sich bereit zu kämpfen oder zu fliehen.

»Dann rede.«

»Ich bin Ward. Wie ist dein Name?«

»Geht dich nichts an.«

Er gluckste. »Richtig. Nicht aus der Gegend, was?«

»Was bringt dich da drauf?«

Er hatte ihr rotbraunes Haar und die helle Haut wahrgenommen. »Dein Teint, deine Haarfarbe. Dein Akzent.«

»Und?«

»Könnte jemanden brauchen, der aussieht, als ob er nicht hier aus der Gegend ist. Biete Essen im Tausch.«

»Ich mache für Essen nicht die Beine breit.«

Der Mann war einen Schritt näher gekommen, schmunzelte und kalter Schweiß brach entlang ihrer Wirbelsäule aus. »Nicht was ich wollte, aber gut zu wissen.« Er hatte sich dann umgeschaut, so als ob er ein Geheimnis teilte. »Finde einen netten Typen, der dich beschützt, oder du wirst diese Wahl vielleicht nicht haben.« Während er zurückwich, schenkte ihr der Mann einen bedeutungsvollen Blick, drehte sich dann, um zu gehen. Abbie schauderte.

»Warte …«

Durch das Knacken und Summen der elektronischen Ansage, die die Ankunftszeiten herausrief,  aus ihrem Schwelgen in Erinnerungen wachgerüttelt, blickte Abbie sich benebelt um. Sie war am Bahnhof angekommen. Sie setzte sich auf eine hölzerne Bank, beobachtete die Türen, um zu sehen, ob ihr jemand hinein gefolgt war. Sie erkannte niemanden wieder, weder an ihrem Gesicht noch an ihrer Körpersprache. Nach ein paar Momenten, in welchen sie sich beruhigte, erhob sich Abbie und ging zu ihrem Schließfach, dem einen, welches die ganze Zeit ihr Notfallplan gewesen war. Sie durchwühlte es, bis sie das Bargeld, das Pfefferspray und das Dörrfleisch und Studentenfutter gefunden hat, was wahrscheinlich zumindest noch immer grenzwertig essbar war, verstaute dann alles in ihrer Tasche. Aber als sie zu den Reisepässen kam, kamen die Tränen wieder zurück.

Ich entscheide mich allen Kontakt mit Lauren, mit Melinda, mit Davis, mit Ward, Patty, Jenny zu verlieren. Ich entscheide mich wieder von Gehaltsscheck zu Gehaltsscheck zu leben … einen neuen Job finden, und bäh, Jersey—auch neue Ärzte. Meinen Namen ändern. Ich entscheide mich meinen Vater sterben zu lassen ohne mich verabschiedet zu haben. Das ist, für was ich mich gerade entscheide.

Sie fühlte nach dem gleichen stählernen Entschluss, den sie gefasst hatte, als Ward in jener Nacht zum ersten Mal im Park auf sie zugekommen war, die gleiche innere Stimme, die ihr versprach, dass sie ihr eigenes Leben kontrollieren konnte, dass sie für das, was sie wollte, kämpfen konnte—und ging leer aus. Das war nicht richtig. Sie legte den Reisepass zurück und schlug das Schließfach zu. Es würde einen anderen Weg geben müssen.

Die Ex-Prinzessin

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