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KAPITEL VIER

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ABBIE LAG IN DIESER Nacht hellwach im Bett. Das Mondlicht strömte durch ihr Fenster auf die Steppdecke auf ihrem Bett, eines der wenigen Überbleibsel ihres alten Lebens. Ihre Großmutter hatte sie für sie gemacht—nicht ihre royale Großmutter, sondern die Mutter ihres Vaters. Sie hatte sie aus Kleidern und T-Shirts gemacht, die Abbie als Kind getragen hatte. Camp Soggyboggy T-Shirts … sie hatte ihren Palastwachen in dem Jahr Ärger eingehandelt, in welchem sie aus ihrer Schlafkabine verschwunden war, um Sternschnuppen mit Penelope Cunningham zu beobachten. Brevspor Nationwide Music Festival Bestes Fagott Solo. Highlands Junior Reitwettkampf Teilnehmer-T-Shirt. Porchenzii Familientreffen ’07. Das schweinchenrosa Satinkleid, welches sie getragen hatte, als sie zum ersten Mal am Hof präsentiert wurde. Ein kleines magentafarbenes Trägerkleid aus Kord mit Affen darauf. Das Abschlussballkleid, welches sie getragen hatte, als sie ihren ersten Kuss bekommen hat (nicht von Edward Kenneth Keith Francis Benson Broward) … sie lächelte reumütig bei der Erinnerung wie ihr Vater ihrem Date auf die Nase gehauen hatte. Arthur hätte es besser wissen müssen. Sie hatte bereits ihren Heiratsvertrag unterschrieben und er hätte nur als Freund einspringen sollen. Ihr Papa hatte sie immer verteidigt.

Sie wischte eine Träne weg und seufzte tief. Er würde verstehen, was sie von ihm brauchte. Er musste es. Sie zog ihre Steppdecke hoch unter ihr Kinn und rollte sich auf die Seite. Sie würde es vermissen unter ihrem beruhigenden Gewicht zu schlafen, ihre Finger in die einfachen Satinschleifenknoten gewunden, die ihre Großmutter als Ende benutzt hatte. Sie würde die Steppdecke morgen hier lassen, zusammen mit ihren restlichen Habseligkeiten, mit Ausnahme einiger weniger lebensnotwendiger Dinge für den Weg. Sie wäre bald genug zurück.

Aus dem nächsten Zimmer hörte Abbie Mr. und Mrs. Jerrinson mit leisen Stimmen sprechen. Sie hatten sich geweigert zu gehen, als sie damit fertig waren ihr beim Packen zu helfen. Rutha hatte ihnen sogar Lasagne zum Abendessen gemacht, deren Reste Lauren schnell beansprucht hatte, als sie ging. Abbie linste durch ihre rissige Schlafzimmertür. Rubald saß dösend auf einem dick gepolsterten Stuhl, den er gegen die Vordertür geschoben hatte. Sein Handy klingelte und er richtete sich aus, so dass er die Nachricht lesen konnte. Abbie konnte gerade so Ruthas ergrauenden Kopf sehen, wie er auf der Armlehne der Couch ruhte. Wenn sie ihren Atem anhielt, konnte sie sie mit Mühe und Not hören.

»Er sagt, Lincoln bereitet sich darauf vor von der südlichen Grenze aus in Orangiers einzumarschieren, nahe der Tupelo Kreuzung«, sagte Rubald.

»Er beabsichtigt hinauszugehen, um ihn zu treffen?«

»Ja.«

»Es ist das Richtige, aber keine einfache Sache, besonders für ihn. Er verdient es die Nachfolge seines Vaters anzutreten«, sagte Rutha.

»Ja. Aber alles, was wir tun können, ist sie dorthin zu bringen. Der Rest liegt an ihm.«

Rutha schüttelte ihren Kopf langsam, traurig. »Möge Woz ihm beistehen.«

»Ja, er benötigt diese Art von Hilfe, denke ich.« Rubald war danach still und Abbie dachte er war weggenickt. Dann, seine Stimme schwer vom Schlaf, hörte sie ihn murmeln: »Du bist meine liebste Ehefrau, Rutha.«

»Ich liebe dich auch.«

Abbie kroch zurück in ihr Bett, um auf den Mond zu starren und den Schlaf zu erzwingen.


ABBIE NICKTE KURZ VOR der Dämmerung weg und erwachte zum Geruch nach Speck, Eiern und ihrem besten Freund, Kaffee. Sie stolperte aus ihrem Zimmer in einem weißen Unterleibchen und Jungen-Shorts und Rutha wandte schnell ihre Augen ab. Abbie sah, wie Rutha den Pfannenwender an Rubald weiterreichte, der nicht zu verstehen schien warum, bis er sich umblickte und Abbie sah. Er wandte ebenfalls schnell seine Augen ab.

»Schwester, warum helfe ich Euch nicht beim Anziehen?«, bot Rutha an und versuchte sie zurück in ihr Schlafzimmer zu führen. Abbie schüttelte ihren Kopf und schlurfte zur Kaffeekanne. Es gab eine schale Stille im Raum, nur durch einen Zug unterbrochen, der vorbei rumpelte … der, in welchem Abbie hätte sein sollen, um zur Arbeit zu gehen.

Rutha hustete. »Hoheit, es ist nicht angemessen für uns, dass wir Euch so sehen. Lasst uns Euch präsentabel machen.«

Abbie nahm ihren ersten Schluck Kaffee mit geschlossenen Augen. »Anstand hat für mich keine Priorität. Ich bin nicht majestätisch und Sie werden mich in schlechterer Verfassung sehen, bevor wir in Brevspor ankommen, das verspreche ich Ihnen. Das ist mein Haus. So kleide ich mich in meinem Haus.« Dann lächelte sie Rubald verschlafen an, welcher sehr konzentriert auf den Küchentisch starrte.

»Wie wäre es mit einem Morgenmantel? Ein guter Kompromiss? Hmm?«, fragte Rutha.

»Sicher. Aber ich besitze keinen. Ich habe nicht viele Gäste, die übernachten. Außerdem brennen Ihre Eier an.«

Rutha schnappte den Pfannenwender zurück von Rubald, der noch immer an Ort und Stelle erstarrt war, wie eine peinlich berührte Statue, und eilte zurück in die Küche. Abbie hatte nicht bemerkt wie rundlich sie war, bis sie gesehen hat, wie sie wackelte, wenn sie rannte. Es war liebenswert, dachte sie, während sie Rutha beobachtete, wie sie den Speck aus dem Ofen nahm.

»Wo haben Sie dieses Essen her?«

»Rubald hat es gestern Abend in einem örtlichen Supermarkt gekauft.« Rutha lächelte sie an und stellte zum ersten Mal an diesem Morgen richtigen Augenkontakt mit ihr her. Sie reichte Abbie einen Teller, dann einen zweiten für Rubald. »Eure Vorräte waren für die Reise nicht ausreichend«, fuhr sie fort. »Unter den gegebenen Umständen konnten wir nur genug für eine Woche packen.«

Abbie stellte den Teller ab. »Haben Sie Kaffee eingepackt?«

»Nein. Nur Lebensnotwendiges«, sagte Rubald zwischen Bissen von Speck. »Schlichtes Essen, das einfach zu kochen ist. Kaffee benötigt spezielle Ausrüstung.«

»Mr. Jerrinson, schauen Sie mich an.«

Rubald zwang seinen Blick von seinem Teller auf ihr Gesicht, wobei seines zu einem noch tieferen Rot als seine vorige Tomatenfärbung wurde.

»Kaffee ist essentielle Ausrüstung. Ich werde die Presse tragen. Ich werde auf die Kaffeesahne verzichten.«

»Es wird kaputtgehen.«

»Nein, wird es nicht.«

Rubald schüttelte resigniert seinen Kopf. »Ich habe Eurer Hoheit auch ein Handy gekauft«, sagte er, »auf Bitte des Zweitgeborenen.«

»Das hört sich nicht nach etwas Lebensnotwendigem an. Lassen Sie es besser hier. Es könnte kaputtgehen.«

»Er wünscht mit Euch zu sprechen. Ich habe die Nummer an niemand anderen herausgegeben.«

»Die magischen Eigenschaften eines Handys machen es einfach dich zu verfolgen. Wir versuchen unauffindbar zu sein, richtig? Lassen Sie es hier. Ich habe fünf Jahre lang keines gebraucht, also denke ich nicht, dass ich jetzt eines brauche.«

Rubald schüttelte wieder seinen Kopf, schaute zurück auf seinen Teller, dann wurde sein Gesichtsausdruck nachdenklich. »Ehefrau, wie lang ist es her, dass wir außerhalb des Schleiers waren?« Rutha schürzte ihre Lippen und berührte mit dem Pfannenwender ihren Mund, woraufhin Abbie froh war, dass sie bereits bedient worden war.

»Mindestens zwei Jahre, würde ich sagen. Es wird interessant sein zu sehen, wie sich die Dinge verändert haben. Oder eher, nicht haben.« Rutha wandte sich an Abbie. »Und Ihr, Schwester? Wann seid Ihr zuletzt hindurchgegangen?«

»Niemals.«

Beide ihrer Gäste ließen fallen, was sie gerade hielten, und Rubald fing an sich an seinem Essen zu verschlucken. Rutha klopfte ihm mit dem Pfannenwender auf den Rücken.

»Niemals, Schwester?«, fragte sie blass werdend. »Wie kann das sein?«

Abbie zuckte mit den Schultern, brachte ihre Tasse zurück an ihre Lippen. »Hat mich nie interessiert. Ich habe immer in Verschleierten Ländern gelebt. Aber ich habe früher einmal in den Thundercreek Highlands gecampt, also denke ich, dass ich weiß, auf was ich mich gefasst machen muss.«

Rubald murrte etwas zu Rutha in orangiersisch und Rutha antworte leise. Abbies Zorn begann anzusteigen. »Reden Sie nicht über mich, als ob ich nicht hier wäre. Übersetzung?«

Rubald drehte sich, um sie anzublicken. »Ihr habt keine Ahnung, auf was Ihr Euch einlasst. Bei allem Respekt, Majestät, Unverschleierte Länder sind nicht wie Camping. Ich dachte Ihr wärt zuvor einmal hindurch, ich dachte … ich habe nicht gewusst, dass dies Euer erstes Mal hinüber wäre. Wir hätten uns anders vorbereiten sollen.« Er wischte seinen Mund ab und erhob sich vom Tisch, ging hinüber zur Tür.

»Wo gehen Sie hin?«, fragte Abbie seinen Rücken.

»Kaffee und einen Morgenmantel kaufen«, gab er zurück. Die Tür schlug hinter ihm zu. Abbie lächelte und nahm ihren Teller.


BEIDE FRAUEN HATTEN gespeist, sich angezogen und gepackt, als Rubald vom Laden zurückkam.

»Wir haben ein paar Entscheidungen zu treffen«, sagte er, riss eine neue Landkarte auf und ebnete sie auf dem Küchentisch. »Ich habe gerade einen Anruf erhalten. Seine Hoheit der Zweitgeborene sagt, dass es einen Militärtransport gibt, der von Gardenia nach Orangiers geht und in zwei Tagen abfährt.«

»Wo in Gardenia?«

»Fairisle.«

Abbie fuhr mit ihren Fingern durch ihr Haar. »Aber das ist südwestlich von hier. Das ist in der falschen Richtung.«

»Korrekt.«

»Werden sie auf uns warten, wenn wir uns verspäten?«, fragte Rutha.

Rubald schüttelte seinen Kopf. »Der Zweitgeborene fürchtet, dass dies Verdacht erregen wird und das Schiff zu einem Ziel macht. Seine Truppen werden außerdem für den kommenden bewaffneten Konflikt gegen den im Exil lebenden Sohn gebraucht. Er kann sich  nicht verspäten.«

»Wie schnell kann es uns dorthin bringen?«

»Drei Tage.« Abbie seufzte und lehnte sich zurück, Arme überkreuzt. Sie starrte Rubald an, welcher auf die Landkarte starrte.

»Sie kennen das Gelände besser als ich. Sechs Tage sind um einiges besser als drei Wochen. Was denken Sie sollen wir tun?«

Rubald schien verblüfft zu sein. »Ich—ich weiß nicht, Majestät. Der Zweitgeborene wollte Euch auf diese Möglichkeit aufmerksam machen, aber hat selbst keine Empfehlung gegeben. Im Übrigen, er fragt immer noch danach mit Euch zu sprechen.«

Abbie ignorierte dies und drehte sich, um Mrs. Jerrinson anzusprechen. »Rutha, was denken Sie?« Die ältere Frau hatte den Tisch verlassen und spülte das Frühstücksgeschirr, während sie leise vor sich hin summte. Sie wischte ihre schaumigen Hände an ihrem Kleid ab und zuckte mit den Schultern.

»Es scheint mir einen Versuch wert zu sein, Majestät. Besonders, da die Gesundheit Eures Vaters anfällig ist.«

Abbie hatte daran nicht gedacht. Es war von keinem Nutzen nach Brevspor zu kommen und ihn tot aufzufinden. Sie würde auf diese Weise niemals aus ihrem Vertrag kommen. Sie hasste die Art und Weise, wie ihre Stimme in ihrem Kopf klang, kalt und berechnend. Sie hatte ihn all diese Jahre vermisst und ihn zu verlieren ohne sich verabschieden zu können, wäre … die Stimme in ihrem Kopf verstummte allmählich. Sie konnte es nicht aussprechen, sogar wenn sie es gar nicht sagte.

Abbie schüttelte ihren Kopf, um ihn von diesem Gedankenstrang zu befreien. »Wir werden nach Fairisle gehen. Es wird auf der Straße wie auch auf dem Schiff bestimmt sicherer sein und es wird Zeit sparen. Je früher wir dieses Durcheinander ausräumen können, desto besser.« Sie drückte sich vom Tisch weg und begann ihre Stiefel zu schnüren.

»Majestät …«, begann Rutha behutsam.

»Das ist das letzte Mal, dass sie mich so nennen dürfen«, knurrte Abbie, ihr Knie an ihrer Brust. »Sobald wir außerhalb dieses Apartments sind, gefährden Sie mein Leben, wenn sie es tun. Also hören Sie auf damit.«

Rutha seufzte: »Majestät, niemand ist jemals aus einem internationalen Heiratsvertrag herausgekommen. Möglicherweise solltet Ihr bedenken—«

»Nein, danke. Bereit zu gehen?« Sie nickten beide und mit einem kurzen, abschließenden Blick durch ihr Zuhause, fegte Abbie durch die Tür und verschloss sie hinter ihnen.

Die Ex-Prinzessin

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