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KAPITEL ZEHN

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ABBIE SASS IM HINTEREN Teil des offenen Wagens, schwankte und schaukelte zwischen den Schwestern, welche Schminke auf ihrem Schoß hin- und herreichten. Sie war ziemlich sicher, dass jemandem ein Auge ausgestochen werden würde; sie hoffte nur, dass sie es nicht wäre.

»Lass uns deins machen, Abbie!«, sagte Fadline, ein Glitzern in ihren Augen.

Abbie schüttelte lachend ihren Kopf. »Ich denke nicht.«

»Möchtest’e nicht einen Geck finden?« Fadline reichte die Mascara herüber und Abbie bemerkte einen leichten Bluterguss knapp über ihrem Ellbogen, so als ob ihr Arm gepackt und gedreht worden war. Sie war zu abgelenkt, als dass sie die Frage genau gehört hatte.

»Einen was?«

»Einen Freund!«, quäkte Theresas, während sie schimmernden Lidschatten dick und ungleich auftrug.

»Oh, ich habe tatsächlich einen.« Technisch gesehen keine Lüge, dachte sie.

Abbies Handy klingelte und die Mädchen kreischten.

»Ist er das?«

Sie schaute auf den Bildschirm, welcher eine orangiersische Handynummer zeigte. Abbie zögerte.

»Geh ran!«, forderten die Mädchen einstimmig auf und sie konnte spüren, wie sich Maries Aufmerksamkeit vom vorderen Sitz ihr zuwandte. Abbie nahm einen tiefen Atemzug und ließ ihren Daumen über den Bildschirm gleiten.

»Hallo?«

»H-Hallo, ist dort … Abelia?« Seine Stimme war jetzt viel tiefer, als sie es im letzten Sommer, den sie miteinander verbracht hatten, gewesen war, aber sie erkannte sie sofort.

Wie könnte sie die Stimme ihres besten Freunds vergessen?

»Ja, wie geht’s dir, Onkel Ed?« Die Schwestern lehnten sich enttäuscht zurück und kehrten dazu zurück ihre Gesichter zu richten. Was sie ihm anerkennen musste, Edward kommentierte es nicht als Onkel Ed tituliert worden zu sein.

»Jetzt gerade bin ich nur froh deine Stimme zu hören. Rubald hat mir erzählt, was passiert ist. Geht es dir gut? Bist du verletzt?«

»Mir geht es gut, aber ich muss eine Nachricht zu Mama und Papa bekommen …« Würde er wissen, was sie meinte? War immer ziemlich schlau gewesen …

»Ja, das kann ich tun«, erwiderte er ohne Pause.

Sie hörte wie Marie sich räusperte und sie hoffte, dass ihr rasendes Herz nicht so offensichtlich war, wie es sich anfühlte. »Sag ihnen, dass ich sie in Fairisle treffen werde, an den Docks.«

»Nein, Abelia, geh nicht ohne sie weiter«, sagte er, seine Stimme plötzlich voller Anspannung. »Das ist eine schreckliche Idee. Sag mir einfach, wo du bist, und ich lasse sie zu dir kommen.«

Nicht möglich, Kumpel. »Okay, liebe Grüße an Tante Viv.«

»Abelia, aktiviere ›Orte Mein Handy‹, so dass wir deinen Aufenthaltso—«

»Jep, wir sprechen uns bald.«

»Abelia! Geh nicht ohne sie weiter! Hörst du mich? Das ist ein Befehl!«

Das schien wie die perfekte Gelegenheit aufzulegen. Beim letzten Befehl, der Abelia gegeben worden war, war ihr geheißen worden, dass sie »anständig gekleidet« zum Ball am Weihnachtsabend vor sechs Jahren auftauchen soll. Ihr karierter Flannelpyjama war nicht sehr gut angekommen, auch wenn sie ihre Haare gelockt hatte. Sie steckte das Handy zurück in ihre Umhängetasche.

»Also«, sagte Marie vom Vordersitz, »jetzt kannst du morgen mit Marc weiter nach Fairisle gehen. Keine Probleme.«

Als Abbie nickte, machte ihr Handy ein Geräusch wie ein Stein, der ins Wasser geworfen wird. Plonk. Da war eine SMS.

E hat mir die Nummer gegeben. Glaubt, dass es eine kompromittierende Situation gibt. Baldmöglichst anrufen.

Sie sperrte es und drehte sich Theresas zu, die noch immer auf ihre Haut starrte. Ihre knochigen Schultern standen aus ihren Kleiderärmeln auf eine Art und Weise heraus, die komisch wäre, wenn es nicht so verstörend wäre. Fadlines waren nicht besser. Bekamen sie nichts zu essen? Marie und Marc sahen aus, als ob sie gut genug aßen.

Während das Fuhrwerk weiterrumpelte und die Mädchen ihre Zeit aufteilten, indem sie mehr billige Schminke auflegten und Abbies schillernde Haut beäugten, traf Abbie eine Entscheidung.

»Würdet ihr Mädchen mit uns mitkommen wollen? Kommt ihr oft dorthin?«

Es gab eine lange Stille; Theresas öffnete ihren Mund, aber blickte zu Marie, bevor sie sprach. Sie schloss ihn wieder und schaute nach unten.

»Sicher kennt ihr den Weg?«

Theresas nickte.

»Ich bezahle euch gerne für eure Zeit; ich habe bemerkt, dass ich sie von ihrer Arbeit abgehalten habe. Ich habe es einfach so genossen sie diesen Nachmittag kennenzulernen, sie wären wundervolle Reisegefährten.«

»Und ich nicht?«, schnaubte Marc und dabei lachten alle Damen.

»Ich nehme an sie könnten gehen, solange sie geradewegs zurückkommen, und solange wir entschädigt werden …«, sagte Marie, ignorierte die aufgeregten Gesichter der Mädchen.

Sie hatten ebendiesen Hügel erklommen und stiegen in Richtung der Küste ab, als Abbie einen kleinen Gemischtwarenladen bemerkte.

»Können wir hier anhalten und nach meinen Eltern fragen? Bitte? Es tut mir leid, dass ich eine Plage bin.«

»Mach schnell«, sagte Marc und die Mädchen halfen ihr vom Fuhrwerk herunterzuhüpfen. Aus ihrem Augenwinkel konnte sie sehen, wie Stargazer seinen Abstand hielt, sich vom Weg herunter in den dichteren Teil des Unterholzes bewegte.

Abbie eilte hinein und ging durch die Gänge, weg von den Fenstern. Sie pfuschte sich ihren Weg durch die Einstellungen, um die Ortungsfunktion zu aktivieren, rief dann Rubald an.

»Oh, gepriesen sei der Schöpfer; sie weiß wie man das Gerät bedient.«

»Keine Zeit für Witze. Ich bin in einem Gemischtwarenladen nahe der Spitze des Hügels auf der Hauptstraße. Kennen Sie ihn?«

»Ja. Wir sind vor circa fünf Meilen daran vorbei.«

»Kommen Sie schnell hierher. Ich versuche hierzubleiben, aber sie könnten das vielleicht nicht mögen.«

»Verstanden.«

»Außerdem, wie viel Geld haben wir?«

»Reichlich. Warum?«

»Sie werden sehen. Einfach hierherkommen.« Sie fühlte eine Hand auf ihrer Schulter und drehte sich langsam um.

Fadline und Theresas grinsten sie an. »Mit wem redest du?«, fragten sie im Chor.

»Meine Eltern, ich konnte schließlich doch mit ihnen in Kontakt treten.«

»Oh, das ist schön«, sagte Theresas, noch immer offensichtlich enttäuscht, dass sie nicht mit der Liebe ihres Lebens gesprochen hatte.

»Möchtet ihr Mädels einen Keks?«

Beide nickten eifrig und sie blickte aus dem Fenster auf Marc, der vom Fuhrwerk heruntergesprungen war und versuchte in die Fenster des Ladens zu spähen.

»Seid ihr glücklich mit eurer Tante und eurem Onkel?«

Beide Mädchen erstarrten. Sie starrten sie mit offenen Mündern an, alle Spuren ihrer übersprudelnden Freude darüber Schminke aufzutragen und über Jungs zu sprechen waren im Nu verschwunden.

»Ich habe nicht viel Zeit hier. Glücklich oder nicht?«

»Nicht«, flüsterte Fadline und Theresas stieß sie mit ihrem Ellbogen an, sagte aber nichts, ihre Augen groß. Eingeschüchtert. Ich wusste es, dachte Abbie mit einer üblen Verdrehung ihres Magens.

»Bleibt bei mir. Einverstanden?«

Marc erschien in der Türöffnung und die Mädchen zuckten zusammen. »Was braucht’n so lang?«

»Entschuldigung, die Mädchen wollten einen Keks.«

»Das brauchen sie nicht, es gibt reichlich kostenloses Essen auf der Party. Auf geht’s.«

»Tatsächlich habe ich Kontakt mit meinen Leuten hergestellt und sie werden mich hier treffen. Ich würde die Mädchen trotzdem gerne mit uns mitnehmen, wenn Sie zustimmen. Meine Eltern sind nicht vertraut mit—«

»Nein.« Marc bewegte sich zur Seite, während die Mädchen hinaus zum Fuhrwerk eilten. »Ich weiß nicht, wer du bist oder für wen du dich hältst, aber diese Mädchen gehören uns. Bleib hier, wenn du willst. Viel Glück dir.« Er begann wegzulaufen, drehte sich dann zurück. »Oh, und lass Maries Kleid und Schuhe beim Ladenbesitzer. Er wird sie ihr zurückbringen.«

Abbies Verstand raste. Sie konnte nicht so einfach aufgeben. Diese Kinder waren versklavt, Eigentum. Nur der Gedanke an sie, wie sie in der Dunkelheit Unkraut jäteten, ließ glühend heißen Zorn ihr Sichtfeld verschleiern und Marc war eindeutig ebenso kontrollierend wie Marie. Möglicherweise schlimmer.

Stimme, nicht zittern. Nicht zittern. Konstant, selbstbewusst … Abbie schritt hinaus auf die Veranda und sagte: »Ich kaufe sie Ihnen ab.«

Marc schleuderte ihre Umhängetasche über die Seite des Fuhrwerks und sie landete mit einem puff im Staub.

»Nein. Du gehst deinen Weg. Wir gehen unseren.« Er ließ die Zügel knallen und die Pferde starteten in einem Trab die Fahrspur hinauf in den Wald. Theresas und Fadline hielten sich im hinteren Teil des Fuhrwerks die Hände, Tränen in ihren Augen glitzernd, ihre Lippen zusammengepresst. Marie drehte sich nicht einmal um. Als Abbie vor Wut zitternd beobachtete, wie sie in den Wäldern verschwanden, wusste sie, dass sie einen riesigen Fehler gemacht hatte. Und noch schlimmer, dass nicht sie diejenige wäre, die den Preis dafür bezahlte.


DER LADENBESITZER WAR bereits zur Hochzeit gegangen, als Rubald und Rutha ankamen. Abbie hatte nicht gedacht, dass die ältere Dame so rasch absteigen könnte, und sie fand sich plötzlich am empfangenden Ende einer sehr inbrünstigen Umarmung wieder. Abbie tätschelte steif Ruthas Rücken, immer noch angespannt und gezeichnet von ihrer Begegnung.

»Dachten, wir haben Euch verloren«, flüsterte Rutha, als sie sich zurückzog und Abbie an den Schultern packte, um sie besser zu sehen.

»Kein solches Glück.« Abbie schenkte ihr ein knappes Lächeln. »Ich bin ebenfalls froh Sie zu sehen.«

»Geht es Euch gut?«, fragte Rubald, musterte sie, während er den Reisestaub von seinem Hut klopfte. Abbie nickte. »Was ist mit dem Kleid?«

»Sie haben es mir geliehen, um mich auf eine Hochzeit mitzunehmen.«

Rubald und Rutha schauten einander an und lachten. »Weil du Glück bringst?«

»Ja, woher wissen Sie das?«

»Oh, es hätte ihren Rang in der Gemeinschaft beträchtlich gesteigert, wenn sie erfolgreich gewesen wären. Funkler bringen Glück, jeder weiß das.«

»Ich nicht«, sagte Stargazer und sie alle drehten sich um, um Stargazer anzublicken.

»Oh, verzeihen Sie. Rubald, Rutha, das ist Stargazer.«

Sie starrten und Stargazer lächelte sie mit seinen großen gelben Zähnen an. Abbie fühlte, wie sich etwas von der Schwere von ihrem Herz hob. Du hast getan, was du konntest, sagte eine kleine Stimme in ihrem Inneren. Du hast es versucht. Sie stieß einen Seufzer aus und rieb sich mit beiden Händen über ihr Gesicht.

»Nun, das ist eine Überraschung«, murmelte Rubald, ging zurück zu seinem Pferd. Er und Rutha schienen ihren Gemütszustand nicht bemerkt zu haben, aber das war wahrscheinlich das Beste. Rubald hatte einen Fuß im Steigbügel, als er plötzlich innehielt, eine Augenbraue in Richtung seines Pferds zucken ließ. »Pferd, kannst du … kannst du auch …?«

»Oh, nein, Sir, Ihr Pferd scheint nicht die gleichen Fähigkeiten zu haben«, schob Stargazer ein. »Ich habe vorhin versucht ein Gespräch über die gute Qualität des Klees hier anzufangen und wurde ignoriert. Eventuell bin ich auch einfach langweilig, aber ich denke nicht. Er schien aufrichtig verwirrt.«

Rutha verdeckte ihr Lächeln mit der Rückseite ihrer Hand und Rubald schüttelte seinen Kopf.

»Gut. Lasst uns hier verschwinden, solange wir noch sehen können, wo wir hingehen.«

Die Ex-Prinzessin

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