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KAPITEL DREI

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BEVOR SIE DEN BAHNHOF verließ, benutzte Abbie ein öffentliches Telefon, um Lauren anzurufen.

»Hey, ich bin in großen, großen Schwierigkeiten. Ich brauche deine Hilfe. Kannst du gleich von der Arbeit weg und mich bei mir zuhause treffen?«

»Ähm, okay?«, antwortete Lauren langsam, die Stimme voller Besorgnis.

»Großartig, bis gleich«, sagte Abbie, legte auf, bevor Lauren anfangen konnte sie ins Kreuzverhör zu nehmen.

Gehen war zu langsam; sie nahm lieber eine Kutsche anstatt öffentliche Verkehrsmittel zu riskieren. Lauren wartete bereits draußen vor dem Gebäude, als sie dort ankam. Abbie schloss die Außentür zu ihrem schmuddeligen Gebäude auf, blickte dabei zum, wie es sich anfühlte hundertsten Mal, über ihre Schulter. Jeder der fünf unbeweglichen Männer, die auf der Straße herumhingen, könnte sie beobachten. Sie schob Lauren zur Seite. »Mensch, pass auf den Anzug auf, Abs. Ich muss zur Arbeit zurück, ohne dass die Leute denken, dass das eine telefonische Verabredung zum Sex war.«

»Hör einmal auf Witze zu machen. Ich bin hier wirklich in Schwierigkeiten«, zischte Abbie, milderte dann ihren Tonfall ab, ihre Schultern sackten zusammen. »Mein altes Leben hat mich eingeholt.«

Laurens Augenbrauen schossen hoch. »Was? Warum bist du dann nicht auf dem Weg zum Bahnhof? Ich dachte du hättest einen Plan.«

»Es gibt … Komplikationen.« Abbie schloss ihr Apartment auf. Sie brachte Lauren auf den neuesten Stand, während sie Kaffee in der Mikrowelle warm machte und Lauren leise den Vertrag durchlas. Schließlich legte sie den dünnen Stapel Papier ab und seufzte.

»Dieses Ding ist ein Kunstwerk, Abbie. Er fußt vollständig auf etwas, das sich Hapsburg-Test nennt, welcher deine Abstammung verfolgt und sie mit der deines vorgeschlagenen Ehemanns vergleicht. Die Linien dürfen nicht zu nahe beieinander liegen, oder der Test scheitert. Mitglieder des Königshauses zu finden, die nicht bereits verwandt sind, wird schwieriger und schwieriger.«

»Was bedeutet das also für mich?«

»Das bedeutet—oder zumindest denke ich, dass es bedeutet—dass der einzige Weg aus diesem Vertrag herauszukommen ist sich neue Eltern zu suchen. Nicht machbar. Es basiert vollständig auf deiner Genetik; deine Rolle als potentielle Königin von Brevspor war nebensächlich, wirklich.«

»Es gibt keine Reinheits-Klausel?«

Laurens Mund klappte auf und sie schoss Abbie einen lasziven Blick zu. »Mädchen, bist du endlich flachgelegt worden?«

Abbie schüttelte ihren Kopf. »Das lässt sich allerdings beheben.«

Lauren nahm ihre Brille ab und starrte sie an. Sie lehnte sich nach vorne über den Tisch. »Ist das dein Ernst?« Abbie schaute aus dem Fenster und sagte nichts. »Wir haben noch nie wirklich über diesen Teil deines Lebens gesprochen. War es so schlimm? Warum bist du gegangen?«

Abbie war für eine lange Zeit ruhig. Als sie wieder sprach, fühlten sich die Worte an, als ob sie durch irgendeine unsichtbare Kraft aus ihr herausgezogen wurden. »Als ich dreizehn war, haben sich die Dinge plötzlich verändert. Ich war nicht dafür vorgesehen die Nachfolge meiner Mutter anzutreten, aber meine Schwestern …« Abbie nahm einen Schluck von ihrem Kaffee. Sie räusperte sich. »Meine Schwester Allegra war dazu vorgesehen den Thron zu besteigen.«

»Allegra? Hast du mir von ihr erzählt?«

Abbie fuhr den Rand ihrer Tasse gedankenverloren mit einem Finger nach und schüttelte ihren Kopf.

»Warum nicht?«

Abbie zuckte mit den Schultern, starrte in ihre Tasse. Die gute Sache war, sie war von früher ausgeweint. »Sie ist nicht mehr da, Laur. Es gab einen Unfall und sie … sie sind gestorben.«

Abbie blickte nicht zu ihrer Freundin hoch, da sie nicht den Gesichtsausdruck von Schock und Mitleid sehen wollte, der sie sicherlich begrüßen würde, wenn sie es tat. Einen Moment später spürte sie das Gewicht einer anderen Hand auf ihrer eigenen.

»Es tut mir leid, Süße«, sagte Lauren sanft. »Ich hätte nicht herumschnüffeln sollen. Aber das lässt die Bedingungen des Vertrags mehr Sinn machen. Sogar wenn du den Thron in deinem Königreich besteigst, würde Edward nicht für das Besteigen des Throns in seinem Königreich bedacht werden, also gäbe es keinen Konflikt.«

»Königinnenreich«, korrigierte Abbie. »In einem Matriarchat nennt man es Königinnenreich, beginnend mit Patrice Evelyn Georgina Deering Fletcher Compagnia in 37 Anno Tobak.« Sie konnte nicht glauben wie einfach diese lächerliche Information, welche seit ihrer Kindheit pflichtbewusst in ihren Kopf hineingehämmert worden war, nach all dieser Zeit zurückgekehrt war.

Lauren drückte ihre Hand. »Mädchen, bist du in Ordnung? Was kann ich tun? Wein? Toastergebäck? Schokolade?« Abbie schüttelte ihren Kopf. Sie saßen still da, als die Hochbahn vorbeifuhr, eine Lampe oben auf dem Bücherregal schwanken und die Vorhänge schwingen ließ.

Ein Gedanke zischte in Abbies Kopf, als das Rumpeln des Zugs verklang. »Warte, du hast etwas über … du hast gesagt, dass mein einziger Ausweg neue Genetik wäre.«

Lauren setzte sich ihre Brille wieder auf. »Richtig. Dieser Vertrag basiert auf deinen Genen. Aber ich denke nicht, dass es jetzt schon wissenschaftlich möglich ist—«

»Wer braucht das, wenn ich es auf altmodische Weise tun kann?«

Lauren runzelte die Stirn. »Ich kann dir nicht folgen, Süße.«

»Wenn ich meinen Vater dazu bringen könnte seine Elternschaft zu bestreiten, würde das funktionieren?«

Lauren zog ein skeptisches Gesicht. »Na ja, ich denke schon, aber wird das deinem Vater nicht richtig wehtun? Ich meine, im Grunde bittest du deinen Vater für dich zu lügen.«

Abbie schüttelte ihren Kopf. »Es ist sehr wahrscheinlich, dass meine Mutter ihm untreu war. Ich bin vielleicht überhaupt nicht seine Tochter. Er könnte sagen, dass sie gelogen haben, was bedeutet, dass sie herausbekommen müssten wer mein wirklicher Vater ist, um den Test noch einmal zu machen. Diese Verzögerung erkauft mir Zeit Edward Kenneth Keith Francis Benson Broward zu überzeugen, dass er diese Heirat sowieso nicht will und jemand anderen zu finden, der meinen Platz einnimmt.«

Lauren blickte wieder zerknirscht drein. »Ich weiß, dass dir deine Freiheit wichtig ist, aber damit wirst du das nicht erreichen. Im besten Fall ist das fadenscheinig und es gibt sehr wenige Präzedenzfälle dafür. Kannst du nicht einfach, ich weiß nicht, ihnen die Wahrheit sagen?«

»Die Wahrheit darüber, warum ich das nicht tun kann?«

»Ja. Ist das so unzumutbar?«

»Weißt du was für einen Shitstorm sie über mich bringen würden? Über meine Familie?«

Lauren neigte ihren Kopf auf eine Seite, warf ihren Blick über die Second-Hand Möbel des Wohnzimmers. »Ich verstehe das, aber das ist … das ist einfach …«

»Kaltschnäuzig? Kaltherzig? Unethisch? Abso-super-lut. Und das ist genau warum ich das tun werde.« Sie stand auf, mit gestrafften Schultern und einer Grimasse auf dem Gesicht. »Ich gehe nach Brevspor, um das Herz meines sterbenden Vaters zu brechen.«

Es gab ein kraftvolles Klopfen an der Tür und die zwei Frauen blickten einander mit großen Augen an. »Hast du die Tür verschlossen?«, flüsterte Lauren, fischte nach ihrem Handy. Abbie schüttelte ihren Kopf.

»Eure Hoheit, wir wissen, dass Ihr hier drin seid!«

Abbies Schultern entspannten sich und sie ließ einen Atemstoß heraus, von dem sie nicht wusste, dass sie ihn angehalten hatte. »Das sind nur diese Abgesandten von Orangiers, das geht in Ordnung«, flüsterte sie.

»Keine Hoheiten hier«, rief sie durch den Raum, täuschte Selbstvertrauen vor, »nur eine Müllfrau mittlerer Stufe und ihre Anwältin. Gehen Sie weg.«

Es gab eine gedämpfte Beratschlagung vor der Tür. »Majestät, bitte. Uns ist eine Mission übertragen worden und wir beabsichtigen sie zu erfüllen. Es ist eine Sache der Ehre. Zwingt uns nicht die Behörden einzuschalten. Das wäre eine steinige Weise Ihre Regentschaft zu beginnen.«

Abbie stürmte zur Tür und riss sie auf, schreckte damit das Paar auf, das schnell von der Tür weggetreten war. »Ich beabsichtige nicht zu regieren. Und Sie können dem Zweitgeborenen Sohn sagen, dass—«

»Eigentlich wünscht Seine Hoheit selbst mit Euch zu sprechen«, sagte Rubald, hielt dabei ein Smartphone hoch und Abbie sah, das es bereits verbunden war.

»Anruf abgelehnt. Sie können ihm sagen, dass—«

»Er kann Euch hören. Ihr könnt es ihm selbst sagen.«

Ihre Stimme verhärtete sich. »Unterbrechen Sie mich nicht. Sie können ihm sagen, dass ich heute Abend nach Brevspor fliegen werde, um dieses Durcheinander ein für alle Mal in Ordnung zu bringen.«

»Nein!« Abbie schreckte zusammen, als drei Stimmen, inklusive der einen am Telefon, sie alle auf einmal anschrien, besonders da sie erwartet hatte, dass sie von diesen Neuigkeiten entzückt wären.

»Euer Gnaden, Ihr könnt nicht fliegen. Schützen an der Grenze von Gratha schießen alle Luftschiffe ab, die versuchen ihre Grenze zu überschreiten, und die trellavische Regierung durchkämmt die Landschaft nach Euch. Sie sind entschlossen diese Vereinigung um jeden Preis zu verhindern. Versteht Ihr nicht?« Rubalds Stimme hatte einen flehenden Tonfall angenommen. »Es ist hier für Euch nicht sicher, noch an irgendeinem Ort zwischen Brevspor und Orangiers.«

»Aber es würde Wochen dauern über Land zu gehen!«

»Wir haben Pferde«, meldete sich Rutha zu Wort, als ob das die Situation reizvoller machen würde.

»Ja, danke, Rutha«, sagte Rubald nickend. »Wir haben Pferde und können aller Voraussicht nach mindestens dreißig Meilen am Tag schaffen. Wir schätzen, dass es höchstens drei Wochen wären.«

Abbie massierte ihre Schläfen. »Ich werde meinen Job verlieren«, murmelte sie.

»Seid realistisch, Liebchen! Ihr braucht keinen Job, wenn Ihr eine Königin seid«, sagte Rutha heiter, wurde dann ernster, nachdem sie Abbies stechenden Blick als Antwort sah. Abbie schloss die Tür zur Hälfte und sagte leise zu Lauren: »Also, was diese Reinheits-Klausel angeht …«

Lauren blätterte schnell durch das Dokument, ließ ihre Augen vor und zurück schnellen, schüttelte dann ihren Kopf.

Abbie öffnete die Tür und zog eine Grimasse. »Ich würde gerne so früh wie möglich abreisen.«

»Wundervoll. Habt Ihr das gehört, Eure Hoheit?«, fragte er, legte das Handy an sein Ohr und drehte sich von der Türöffnung weg. Rutha stand grinsend da, ihre Hände vor ihrer Brust ineinandergelegt. »Darf ich hereinkommen und Euch beim Packen helfen?«

Abbie schloss die Türe wieder zur Hälfte und schenkte Lauren einen flehenden Blick.

»Schau mich nicht an«, sagte sie, ihre Augen noch auf dem Vertrag. »Ich glaube nicht an einen durch einen Anwalt unterstützen Selbstmord.«

»Bitte kommen Sie herein«,  antwortete Abbie Rutha, als sie die Tür öffnete.

Die Ex-Prinzessin

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