Читать книгу Aufgetau(ch)t - Florian Lange - Страница 10

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Donner grollten bedrohlich, als der Regen gegen das Auto des Mannes klatschte, als versuchte er unaufhörlich, das Innere des Wagens zu überfluten. Der Wagen preschte in vollem Tempo voran, ungeachtet der geltenden Geschwindigkeitsbegrenzung und der rutschigen Fahrbahn, die bereits einige Unfälle infolge des Regens miterlebt hatte. Plötzlich durchzog den Himmel lautlos ein Blitz, der im Kirchturm des entfernten Dorfes sein Ziel fand und einschlug.

1, 2, 3, 4 ...

Der Donner ließ nicht lange auf sich warten, und der Mann im Auto schrak zusammen. Sein Ziel würde er trotz der fortwährenden Dunkelheit vor Augen bald erreicht haben. Selten hatte er eine derart lange Fahrt von zu Hause auf sich genommen, nur um in der Ungewissheit, ob die Reise sich auch gelohnt haben würde, dort anzukommen. Er war allein auf der Straße. Das Ortseingangsschild verriet ihm, dass er bald schon da sein würde, wohin er gewollt hatte. Auch in dem kleinen Dorf waren die Straßen wie unberührt. Kein Passant war zu sehen. Abweisend empfingen zugezogene Fensterläden den Mann im Auto, und dieser bemerkte sofort, welche Anspannung herrschte. Und er teilte die Anspannung.

Er verlangsamte den Wagen, um das Haus mit der Nummer 31 zu suchen. Da die Hausnummern in diesem Dorf nicht nach ungerade und gerade auf der jeweiligen Straßenseite aufgeteilt waren, sondern auf den ersten Blick überhaupt keinen Sinn in der Anordnung ergaben, gestaltete sich die Suche schwierig. Erst als der Wagen einen Schotterweg zur Kirche hinauf einschlug, erkannte der Mann auf einem Schild den Namen seiner Kontaktperson. Hier musste es sein. Das Ziel. Erleichtert, da zu sein, parkte er seinen Wagen direkt neben der Kirche und entschied sich, die wenigen umstehenden Häuser zu erkunden. Den Regenschirm hielt er fest am Griff, als er aus dem Auto stieg. Fester noch drückte der Mann eine Mappe an seinen Körper. Unter keinen Umständen wollte er sie verlieren. Auf dem nassen Schotter im peitschenden Regen bahnte sich er sich den Weg zu den Haustüren, wo er nach dem Namen Ausschau hielt, nach dem er suchte. Immer wieder versank er mit den Füßen in einer Pfütze. Immer wieder ließ ihn ein Donner zusammenschrecken und beinahe seine Akten verlieren. Aber er hatte sich zum Ziel gesetzt, dieses Mal nicht zu scheitern. Die Chancen standen vergleichsweise gut. Die anderen Male hatte er die Verleger nicht gekannt, die seine Arbeit bewerteten; in diesem Fall allerdings hatte ihn ein Freund empfohlen.

Und dennoch: Nach all den Absagen war die Unsicherheit ein steter Begleiter und ließ den Mann nur vorsichtig hoffend in die Zukunft blicken. Zu häufig hatte schließlich die Enttäuschung vor ihm gestanden und den Mann, der fest davon ausging, seine Mitmenschen wollten nur sein Bestes, desillusioniert.

Jetzt suchte er die Umgebung ab. Die Kirche als zentralen Orientierungspunkt immer im Blick. Obwohl nur circa zehn Häuser auf dem Hügel standen, wurde der Weg im Gewitter lang. Unter den ersten Häusern konnte das Heim des Verlegers nicht sein. Mit ihren modernen Fassaden und den Fotovoltaikanlagen auf dem Dach entsprachen sie in keiner Weise dessen Geschmack. So viel wusste der Mann über den circa 70-jährigen Verleger, der bekannt für seine Eigenart war, jeden Trend willentlich zu übersehen und somit seiner alten Linie treu zu bleiben.

Ebenso ungern mochte der Mann jedoch Verspätungen, was den Suchenden im Regen mehr und mehr verunsicherte.

Erst nach weiteren zehn Minuten des Umherirrens tauchte ein verwittertes kleine Haus auf, das eher einem Schuppen glich als dem Wohnsitz eines anerkannten Verlegers. Efeu rankte sich um die Klingel, auf der mit goldenem Schriftzug eine 31 eingraviert war.

Selteer Weg 31

Verleger Prof. Dr. Andreas Kienast

Denk- und andere Sportarten

Hier war der Mann richtig. Er konnte es kaum fassen. Wie konnte man sich in dem Schuppen als reicher Mensch wohl fühlen? Wieso kaufte der anerkannte eine solche Hütte?

Diese Fragen begleiteten den Mann, als er die knarrende Gartentür aufschob und den kleinen Weg entlangging, der ihn zur Tür des Schuppens führte. Drinnen saß ein grauhaariger Mann, der seinen Besucher durch das morsche Holzfenster genau musterte. Als es klingelte, stand er auf, lächelte kurz und ging zu Tür.

Aufgetau(ch)t

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