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Im Februar 1928 starben meine beiden Eltern. Erst brachte sich mein Vater um, nur zwei Wochen später meine Mutter. Beide sind in die Isar gegangen. Mein Vater schrieb in seinem Abschiedsbrief, dass er in seinem erfolglosen Leben mit meinem beruflichen Erfolg nicht zurechtkäme. »Der Junge, so seltsam und unintelligent. Ich so klug und gebildet. Er so reich und erfolgreich. Ich so gescheitert. Er so uninspirierend. Ich so voller Esprit. Ich zweifle an der Fähigkeit der Welt, zwischen Besonders und Öde zu unterscheiden. Manchmal denke ich, dass sie sogar Letzteres bevorzugt behandelt. Wie soll sie dann mit Gut und Böse zurechtkommen?« Meine Mutter schrieb zwei Wochen später, dass sie ohne meinen Vater nicht zurechtkäme, dass sie aber glaube, dass ich inzwischen ohne sie sehr gut, wenn nicht sogar besser, zurechtkäme. Es berührte mich weniger, als ich es von mir selbst erwartet hätte. Vielleicht war es auch die generelle Gleichgültigkeit, die mich vor allzu viel Traurigkeit bewahrte.

So kam es, dass ich ab 1928 die Wohnung in der Zeppelinstraße 41 alleine bewohnte. Ich wurde sehr schnell sehr verschroben, stellte ständig die Möbel nach einem komplizierten Rotationsprinzip um, klebte die Fenster mit Zeitungspapier zu und begann, aus Einsamkeit leise mit mir selbst zu sprechen. Meine Wohnung begann zu vermüllen. Hauptsächlich Geschirr aus dem Wirtshaus, mit dem ich mir allabendlich mein Nachtessen bringen ließ, aber das selten zurückbrachte und endlos viele Zeitungen und Zeitschriften. Ich versuchte, eine Zugehfrau anzustellen. Doch trotz der hohen Arbeitslosigkeit konnte ich keine finden, die bereit war, bei mir anzufangen. Lieber am Verhungern, als bei mir zu arbeiten. Ich glaube, dass die Frauen vor meiner Einsamkeit, der großen Unordnung in der Wohnung und meiner ganzen gleichgültigen Ausstrahlung Angst hatten.

Erst Ende 1931 wurde alles anders. Am 10. Oktober 1931 trat Therese Aumiller in mein Leben.

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