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Umkehren

Eine Tour im richtigen Moment abzubrechen, ist beim Bergsteigen die hohe Kunst. Warum sich das lohnt und was dabei helfen kann.


Der Föhn sorgt für patagonische Verhältnisse in den Lechtaler Bergen.

Die Worte »Das war's. Schluss, aus, vorbei. Wir drehen um.« auszusprechen kann unglaublich schwer fallen. Doch genauso könnte man hinzufügen: »für heute« und, ganz wichtig, »wir kommen wieder«. Auf manchen Touren, in bestimmten Konstellationen oder auch für Charaktere mit starkem Ehrgeiz fühlt sich das Umkehren vor dem eigentlichen Ziel wie eine Niederlage an. Helfen kann, sich die Worte des Spitzenalpinisten Kilian Jornet ins Gedächtnis zu rufen. Demnach bietet jedes Scheitern, er verwendet sogar dieses harte Wort, die Gelegenheit zurückzukehren und es besser zu machen.

Doch wann sollten Bergsteiger eine Umkehr dringend in Erwägung ziehen? Vor allem, wenn sie Zeichen bevorstehender Gefahr wahrnehmen. Dazu gehört beispielsweise Steinschlag auf oder in der Nähe der Route. Hohe Temperaturen und damit nasser Schnee können dazu führen, dass Schneebrücken über Gletscherspalten nicht mehr halten oder Lawinen abgehen. Ebenso kann der tauende Untergrund Steine lösen. Schneeverwehungen sind unabhängig von der Temperatur lawinengefährlich. Deuten die Wetterzeichen auf ein Gewitter hin, heißt es in exponiertem Gelände Rückzug. In weniger heiklen Situationen kann Deckung suchen und das Unwetter aussitzen eine Lösung sein – vorausgesetzt es handelt sich nicht um ein Frontengewitter, das Wetteränderung mit sich bringt und lange andauern kann.

Die Frage lautet: Sind wir und unsere Ausrüstung der Tour gewachsen?

Doch nicht alle Zeichen sind so eindeutig. Was ist beispielsweise, wenn das Wetter gut und stabil ist, die Route aber in anderem Zustand als erwartet, also etwa vereist oder nass? Dann zählt das individuelle Können – also inwieweit die Bergsteiger sich der gewählten Tour überlegen fühlen und Reserven eingeplant haben. Wer ohne Steigeisen in vereistes und ausgesetztes Gelände gerät, sollte umdrehen. Wer jedoch die richtige Ausrüstung dabei hat und bei idealen Bedingungen nicht an seine Grenzen gegangen wäre, kommt möglicherweise gut weiter.

Ohnehin stellen die eigenen Fähigkeiten einen wichtigen Faktor dar. Jeder kann sich mal (auch trotz guter Vorbereitung) bei der Schwierigkeit einer Tour verschätzen. Nennen wir es beim Namen: Für so einen Fehler zu sterben, ist es nicht wert. Und dann ist da noch die Tagesform. Routinierte Bergsteiger erfüllen immer ein gewisses Minimum und wissen wo dieses liegt. Dann lohnt es sich auch mal, sich zu überwinden. Doch erstens ist nicht jeder so routiniert und zweitens planen auch erfahrene Alpinisten mal an den Grenzen ihres Könnens.

INFOS

DIE ROUTE IST NICHT MEHR SICHER, WENN: Stein- oder Eisschlag sowie Lawinen- oder Spaltensturzgefahr herrschen.

DAS WETTER ZWINGT ZUR UMKEHR, WENN: Gewitter aufzieht, die Sicht im heiklen Gelände verloren geht (Orientierungsprobleme auf Gletschern oder Hochebenen!), es im heiklen Gelände Niederschlag gibt oder wenn es gefährlich kalt wird.

DER FAKTOR MENSCH LEGT EINEN RÜCKZUG NAHE, WENN: einer in der Gruppe sich überhaupt nicht mehr wohlfühlt, die Kräfte nicht ausreichen oder die Schwierigkeiten einen überfordern.

Die ultimative Bergsteiger-Bucket-List

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