Читать книгу Der Plot - Frank Eldering - Страница 30
21Schweine
ОглавлениеIn der Wohnung setzte Chiara Kaffee auf. Sie gab Max ein Messer. »Bin gespannt, was er geschrieben hat.« Sie hörte das Aufreißen des Kuverts.
Ein Schrei.
Sie wirbelte herum.
Er stand da, ein Foto in der Hand.
»Max! Was ist los?«
Sie riss ihn das Foto aus den Fingern, betrachtete das Bild. Ein Polaroid von Lena. Sie lag in einem Bett, den Kopf auf einem weißen Kissen.
»Scheiße!«
»Diese Schweine«, zischte er, zog sein Handy aus der Tasche, wählte mit zitterndem Finger. »Mailbox! Lena, wo bist du? Ruf mich bitte sofort an. Sofort, hörst du? Ich mache mir große Sorgen.«
Er senkte das Telefon. »Sie haben den Trick durchschaut und wollen mir einen Denkzettel verpassen.«
»Kann dieses Foto bei dir in der Wohnung aufgenommen worden sein?«
»Unmöglich. Das ist nicht ihr Bett und nicht ihre Bettwäsche, ihre ist lilafarben.«
»Vielleicht bei einer Freundin? Oder ihrem Freund?«
»Sie war noch nie über Nacht bei ihrem Freund. Das lasse ich nicht zu.« Chiara hob kurz die Brauen. »Dann bei einer Freundin.«
»Bei einer Freundin, die mit dem geheimnisvollen Mörder zusammenarbeitet? Das glaubst du doch selber nicht. Woher sollen die, die das Foto ins Kuvert gesteckt haben, es herhaben?«
Chiara zuckte die Schultern, verschwand in der Küche, kam mit zwei gefüllten Tassen Kaffee zurück.
»Trink erst mal einen Schluck. Danach rufst du ihren Freund an. Vielleicht weiß er, wo sie ist. Hast du seine Nummer?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich habe ihn erst vor ein paar Tagen kennengelernt.«
»Weißt du wenigstens seine Adresse?«
Erneutes Kopfschütteln.
Sie seufzte. »Lena schreibt E-Mails, oder?«
»Na klar, sie hat einen eigenen Rechner, aber ich sehe sie immer nur an ihrem Handy.«
»Wir trinken den Kaffee, dann fahren wir zu dir und sehen nach.«
Eine halbe Stunde später saßen sie vor Lenas Computer. Max öffnete das E-Mail-Programm. Passwort? Er gab ›Daniel‹ ein. Volltreffer! Es gab acht Nachrichten, sieben davon Werbung, eine von Daniel:
Hallo Lena,
ich kann dich auf deinem Handy nicht erreichen. War schön mit dir neulich. Melde dich. ILD, Daniel.
»ILD? Was soll das nun wieder heißen?«
»Ach Max, in welcher Zeit lebst du eigentlich? Das heißt: I-L-D, ›Ich liebe Dich‹, schon mal gehört?«
»Aus deinem Mund bisher nicht.«
»Hast dich auch nicht gerade darum bemüht, meinem Mund dazu Anlass zu geben.«
Schweigen.
»War schön mit dir neulich«, flüsterte er auf einmal.
»Redest du mit mir?«
»Das hat Daniel geschrieben. Weißt du, was das bedeutet?«
»Dass es neulich schön war mit ihr. Nichts sonst. Wann hat er die Mail geschickt?«
»Vermutlich heute Abend. Lena muss, kurz nachdem wir die Wohnung verlassen haben, nach Hause gekommen und danach zu einer Freundin gegangen sein. Davon hat sie mir aber nichts gesagt.«
»Sagt sie dir immer alles, was sie vorhat? Vielleicht ist sie bei deiner Frau.«
»Mitten in der Woche? Sie muss doch zur Schule. Nein, bei Jennifer ist sie bestimmt nicht.«
»Das Bild wurde vor unserer Aktion aufgenommen. Nachdem du den Text verschickt hattest. Da bleibt nur wenig Zeit dazwischen, die müssen also damit gerechnet haben, dass du etwas ausheckst.«
Max nickte.
»Vielleicht ist sie in der Zwischenzeit bei ihrem Freund aufgetaucht.« Er klickte auf ›Antworten‹, schrieb Daniel, dass er sich sofort bei ihm melden sollte. Er fügte die Telefonnummer hinzu und schickte die Mail ab. »Jetzt können wir nur warten.« Er schaltete den Rechner in den Schlafmodus, damit er ein Signal bekam, wenn eine neue Nachricht einging.
Er schielte zu Chiara. »Du kannst hier schlafen, wenn du willst. Ich beziehe schnell Lenas Bett neu.«
»Und was ist, wenn sie heute Nacht spät heimkommt?«
»Ich lege ihr einen Zettel hin, dass ihr Bett belegt ist und sie zu mir kommen soll.«
Sie zögerte kurz. »Okay, ausnahmsweise, aber spar dir die Mühe mit dem Neubezug, das geht auch so. Ich bin todmüde.« Sie zog sich die Jacke und Schuhe aus, setzte dazu an, sich die Hose auszuziehen. Als sie merkte, dass er keine Anstalten machte das Zimmer zu verlassen, hielt sie inne. »Worauf wartest du?«
»Sorry, ich war in Gedanken. Gute Nacht und danke für alles.«
Er zog die Tür leise hinter sich zu und ging ins Schlafzimmer. Ohne sich auszuziehen, ließ er sich aufs Bett fallen, zog die Decke über sich. In dieser Nacht ließ der Schlaf lange auf sich warten.