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22Gedanken beim Frühstück

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Es klingelte. Einen Moment wusste Max nicht, wo er das Mobilteil hingelegt hatte. Seine Hand klatschte einige Male auf das Nachtschränkchen, bis sie das Telefon traf.

»Delius.«

»Daniel hier. Ich habe Ihre Mail gelesen, dachte zuerst, sie sei von Lena. Sie geht nicht ans Handy. Wo ist sie?«

»Das wollte ich eigentlich von dir wissen. Ich habe sie seit gestern Mittag nicht mehr gesehen oder gesprochen.«

Das Polaroidbild erwähne ich lieber nicht.

»Vielleicht ist sie bei Cecilia, ich könnte sie anrufen.«

»Tu das bitte.« Er legte auf.

Ein paar Minuten später rief Daniel zurück. »Da ist sie nicht. Ist etwas passiert?«

»Nein, Daniel. Ich sage ihr, dass sie dich anruft, sobald sie auftaucht. Melde dich bitte, wenn du von ihr hörst, okay?« Er beendete das Gespräch.

Er stand auf, öffnete die Tür zum Bad. Wasser plätscherte, hinter der Milchglasscheibe zeichnete sich eine Silhouette ab. Lena? Er wollte bereits die Glastür der Duschkabine aufreißen, da fiel es ihm ein. Ein Gefühl wie vor fünf Jahren, als er zum ersten Mal zu Chiara in die Wohnung gekommen war, die Ehe mit Jennifer auf einem Tiefpunkt. Er hatte ihr bei einer Autopanne geholfen, sie ihn darauf zum Kaffee eingeladen. Und zu mehr. Mit gemeinsamem Duschen hinterher.

Und jetzt? Kaum hatte Jennifer ihn verlassen, tauchte Chiara wieder auf. Stand hinter dieser Glastür. Nackt. Zufall? Schicksal? Er schob die Gedanken beiseite, schloss die Tür und schlurfte in die Küche. Ihn plagten jetzt andere Sorgen. Lena war verschwunden, er wurde gezwungen, ein Manuskript weiterzuschreiben, das Chiara bedrohte. Er schäumte Milch für einen Latte macchiato, setzte sich an den Tisch.

Die Badezimmertür ging auf, Füße trippelten übers Parkett, verschwanden in Lenas Zimmer. Kurz darauf betrat Chiara den Raum.

»Das riecht aber gut. Machst du mir auch einen?«

»Schwarz?« Er schob eine Tasse in die Maschine.

Sie nickte. »Gibt´s Neuigkeiten?«

Er schüttelte den Kopf, stellte die gefüllte Tasse vor sie hin und setzte sich wieder.

»Als ich dich vorhin in der Dusche hörte, dachte ich einen Moment, es wäre Lena.«

»Das tut mir leid, Max.« Sie beäugte ihn, während sie an der Tasse nippte.

»Und dann musste ich unwillkürlich an das erste Mal mit dir denken.« Sie legte die Hand auf seinen Arm. »Vergiss es, Max. Das ist vorbei. Du hast damals einen anderen Weg gewählt, den sicheren Weg … Vermutlich auch den vernünftigeren.«

Sie wechselte das Thema. »Was hast du jetzt vor? Gehst du zur Polizei?«

»Eine Vermisstenmeldung aufgeben? Lena ist sechzehn. Ich höre bereits die Sprüche: ›Teenager reißen oft von zu Hause aus und verschwinden, manchmal für Wochen. Wir warten erst mal drei Tage ab, bevor wir etwas unternehmen. Machen Sie sich keine Sorgen, Herr Delius‹, und so weiter und so fort.«

»Und das Polaroidbild?«

»Ich weiß nicht. Die Geschichte klingt zu abenteuerlich.«

»Vorläufig also keine Polizei?«

Max schüttelte den Kopf.

»Glaubst du wirklich, dass sie entführt wurde?«

Er fuhr hoch, Kaffee schwappte über den Tassenrand. »Klar wurde sie entführt. Ich soll brav deine Ermordung schreiben, danach kommt sie bestimmt wieder, versprochen.«

»Werd nicht zynisch Max, das bringt nichts. Überleg dir lieber, was du tun wirst. Was wir tun können.«

»Ich weiß es nicht. Soll ich warten, bis sie wiederkommt? Soll ich Modric benachrichtigen? Ich habe mich da in etwas verstrickt. Etwas, aus dem ich nicht mehr herauskomme. Irgendwer hat mich voll im Griff.«

Sie seufzte. »Vielleicht sollten wir erst mal frühstücken, vielleicht fällt uns dabei etwas ein.«

»Ich habe keinen Appetit.«

»Wir müssen herausfinden, wer dahintersteckt. Vielleicht sollten wir uns auf die Human Dignity Watch konzentrieren. Sie scheint der Schlüssel zu sein.«

»Mach du das, ich kann mich im Augenblick auf nichts konzentrieren. Aber sag mir ruhig, woran du denkst, ich höre dir zu.«

»Okay. Peter war das erste Opfer. Die wichtigste Person also. Gestern Morgen habe ich in seiner Wohnung etwas gefunden.«

»Du warst in seiner Wohnung?«

»Ich besaß einen Schlüssel. Wir waren befreundet.«

Habe ich es mir doch gedacht.

»Das tut mir wirklich leid.«

»Schon gut.«

»Was hast du gefunden?«

»Ein Aufnahmegerät, dazu ein kleines Mikrofon mit Saugnapf. Zur Befestigung an Fensterscheiben, vermute ich. Die Speicherkarte fehlte, Peter muss sie herausgenommen haben. Vielleicht hat er etwas draufgesprochen, das Licht in die Sache bringen könnte.«

Schweigend frühstückten sie zu Ende. Chiara stand auf, legte ihr Geschirr auf die Anrichte. »Was wirst du wegen Lena unternehmen?«

»Ich schicke Modric eine Mail. Er soll wissen, was geschehen ist, wenn er es nicht bereits weiß. Und dass ich vorerst nicht weiterschreiben werde, bis Lena wieder unversehrt zu Hause ist.«

»Tu das. Und halte mich bitte auf den Laufenden. Ich fahre in die Redaktion, suche noch mal nach Peters Laptop. Bis später.« Sie öffnete die Tür.

»Warte Chiara! Du bist gefährdet, solltest nicht allein fahren. Ich komme mit dir. Anschließend sollten wir vielleicht in die Kanzlei Hofstätter fahren. Vielleicht finden wir dort einen Hinweis, der uns zu einer Verbindung von … Peter zu Hofstätter führt.«

»Gute Idee, als Mitglied der Human Dignity Watch kenne ich mich in der Kanzlei ein wenig aus. Dort treffen wir uns immer. Ich rufe Markus an, Gregors Partner. Er ist jetzt unser Vorsitzender.«

Sie wählte die Nummer, ließ sich mit Rechtsanwalt Dorn verbinden.

»Markus, ich habe Neuigkeiten. Können wir uns nachher sprechen? … Über die Mordfälle … Nein, ich war nicht bei der Polizei, es sind bisher nur Vermutungen … Okay, um drei, bis dann.« Sie steckte ihr Handy weg. »So, das ist geregelt, Markus nimmt sich die Zeit. Aber du brauchst nicht mitkommen. Ich benötige keinen Bodyguard.«

Max schüttelte den Kopf. »Sehe ich so aus, als würde ich diese Rolle spielen können? Trotzdem, es wäre sicher klug, wenn du eine Weile deinen Mini nicht fährst. Du bist jetzt Zielperson, auch wenn dir vermutlich nichts zustößt, solange ich den Mord an der Reporterin nicht geschrieben habe.«

»Das beruhigt mich aber.« Sie zog die Mundwinkel nach unten.

»Gut, von mir aus.«

»Du kannst den Mini auf Jennifers Garagenplatz stellen.«

»Dann musst du mich später nach Hause fahren. Ich besitze noch ein Motorrad.«

»Die alte 500er Yamaha? Sag bloß, du fährst das Ungeheuer noch immer.«

»Ich habe dir damals schon gesagt, dass es ein Liebhaberstück ist.« Max schüttelte den Kopf, er hatte nicht viel für Motorräder übrig. Er war einmal bei ihr mitgefahren. Noch nie im Leben hatte er solche Angst gehabt!

»Warte bitte. Ich schreibe noch schnell die Mail an Modric, dann gehen wir.«

Die Durchsuchung der Redaktion brachte Peters Laptop nicht zutage und auch das Gespräch mit Markus Dorn in der Kanzlei ergab keine neuen Erkenntnisse. Gegen die Human Dignity Watch hatte es keinerlei Drohungen gegeben. Dorn äußerte seine Verwunderung darüber, dass Max bisher den Verleger nicht hatte kontaktieren können. Auch er war der Meinung, dass der Gang zur Polizei im Moment nichts bringen würde.

»Da läuft etwas Heimtückisches hinter eurem Rücken ab, Chiara. Seid bitte vorsichtig und informiere mich sofort, sobald wieder etwas Verdächtiges geschieht. Und Ihnen, Herr Delius, rate ich, eine eidesstattliche Versicherung abzugeben, dass Sie nichts mit den Morden zu tun haben, falls die Polizei sich bei Ihnen meldet. Sie können das vor mir als Bevollmächtigten des Notars Hofstätter tun, wenn Sie wollen.«

Eine eidesstattliche Versicherung! So weit wird es noch kommen.

Max verzichtete dankend.

Sie verabschiedeten sich von Markus Dorn und fuhren zu Chiaras Loft. Als sie die Tür öffnete, blieb Chiara auf der Schwelle stehen. Herausgerissene Schubladen, auf dem Boden verstreute Papiere, Chaos.

Sie trat in den Raum, verharrte.

»Mein Laptop ist weg.«

Der Plot

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