Читать книгу Lebenswege - Eine ostpreußische Familiengeschichte - Band 2 - Frank Hille - Страница 16

Die Entscheidung, Berlin, 1982

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So hatte sie ihren Vater noch nie erlebt, der cholerische Mann brüllte wie enthemmt.

„Blöd, und noch eine Schlampe dazu, bist du denn verrückt geworden? Was erlaubst du dir? Warum hast du denn nicht aufgepasst?“

Hanna Becker stand vor ihrem Vater, ihre Mutter saß auf dem Sofa und weinte leise, sie selbst schaute den tobenden Mann ungerührt an.

„Was geht das dich denn an“ sagte sie emotionslos.

„Was mich das angeht, schließlich bin ich dein Vater, hier bestimme immer noch ich solange du deine Füße unter meinen Tisch steckst, verstanden?“

„Nicht mehr lange“ antwortete das Mädchen ruhig „mein Freund war beim Rat des Stadtbezirks, wir können eine unsanierte Wohnung bekommen. Er verdient Geld als Kraftfahrer und ich fange in drei Wochen als Küchenhilfe an, ich brauche deine Hilfe nicht mehr.“

„Da hast du es ja weit gebracht“ schrie Peter Becker seine Tochter an „als Küchenhilfe, da wirst du deine Familie ja ganz hervorragend ernähren können.“

„Das lass mal meine Sorge sein, du musst mich nur noch kurze Zeit ertragen, dann verschwinde ich aus deinem Leben. Nicht aus dem Leben meiner Mutter, die hat immer zu mir gestanden, aber du hast mich nur getriezt. Vielleicht hast du mehr Freude an Dieter, der wird ja mal groß rauskommen, auf den kannst du dann stolz sein.“

Ohne ein weiteres Wort verließ sie den Raum und gleich darauf die Wohnung, sie würde heute bei Frank übernachten. Auf der Straße überfiel sie ein Gefühl der Verlassenheit aber es stahl sich auch Hoffnung in ihre Gedanken. Frank hatte ihr sofort zugestimmt, dass sie das Kind bekommen sollte. Als ihre Regel ausblieb hatte sie zuerst mit ihrer Mutter geredet, die hatte ihr zu bedenken gegeben, dass sie noch sehr jung wäre und möglicherweise mit der Erziehung des Kindes nicht zurecht kommen könnte, sie hätte auch später noch alle Zeit der Welt dafür. Hanna fühlte sich selbst noch wie ein halbes Kind aber es war vor allem der Trotz ihrem Vater gegenüber, sich nicht auf die Vernunftgründe ihrer Mutter einzulassen. Diesmal würde sie ganz allein entscheiden und sie war fest entschlossen, sich von ihrer Entscheidung von nichts und niemandem mehr abbringen zu lassen. Wie sie aber ihren Lebensunterhalt sichern sollte wusste sie noch nicht, die Arbeit als Küchenhilfe würde sicher nicht viel einbringen.

Lebenswege - Eine ostpreußische Familiengeschichte - Band 2

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