Читать книгу 9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017 - Frank Rehfeld - Страница 50

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„Mein Gott“, hauchte Sheila. „Ich glaube, wenn ihr nicht gewesen wärt..., ich glaube, dann ... dann ... ich wäre verrückt geworden.“

Jim schüttelte den Kopf. Mit einer Handbewegung deutete er in die Runde. „Es sind noch genug andere da. Jeder von denen hätte dir geholfen. Genau wie wir.“

„Wir waren eben nur ein bisschen übereifrig“, fügte Bob schmunzelnd hinzu. „Aber das lag bloß daran, dass wir dich kennen.“

Es stimmte. Durch Barry Deegan, den sie schon seit Jahren kannten, hatten sie schließlich auch Sheila North kennengelernt. Wann immer sie sich auf einem Truck-Stopp oder vor Frachtschuppen getroffen hatten, waren sie rasch in angeregte Gespräche vertieft gewesen. Es wurde nie langweilig, mit Barry und Sheila zu reden.

Das lag nicht zuletzt auch an Sheilas früherem Beruf. Heute 28 Jahre alt, hatte sie eine gescheiterte Ehe hinter sich. Zum Glück ohne Kinder. Deshalb war die Scheidung nicht zur Katastrophe geworden. Ihr Job als Redakteurin einer Tageszeitung hatte ihr sehr geholfen, ihre Selbständigkeit zu bewahren. Eines Tages hatte ihr Chefredakteur sie beauftragt, eine Reportage über das Trucking-Business zu schreiben. Dabei hatte sie Barry Deegan kennengelernt.

Und Barry war der Grund für Sheilas Ausstieg gewesen. Sie hatte dem bürgerlichen Leben und dem Beruf den Rücken gekehrt, war Barrys Partnerin geworden.

„Ich weiß nicht, wie ich euch danken soll“, sagte Sheila. „Ohne euch...“ Sie unterbrach sich, rieb sich das Kinn. „Also, ihr könnt mir glauben, dass ich das nicht nur so daherrede.“

„Wir wissen es, Sheila“, entgegnete Jim. „Vergiss das mit dem Dank. Was ist mit Barry passiert? Darum geht es doch, oder?“

Sheila nickte, presste die Lippen zusammen. Ihre Miene spiegelte Bestürzung. Sie schob die Visitenkarte über den Tisch. In knappen Worten schilderte sie, was geschehen war.

Jim und Bob wechselten einen Blick. Sie wussten nur wenig über Barry Deegans Vergangenheit. Doch sie ahnten beide, dass das, was da draußen auf dem Parkplatz gelaufen war, irgendetwas mit eben dieser Vergangenheit zu tun haben musste.

„Alright“, sagte Jim. „Es gibt zwei Sachen, die zu aller erst erledigt werden müssen. Erstens…“ Er tippte auf die Karte mit dem Wappen der State Police. „…diese Nummer anrufen. Zweitens...Barrys Fracht an den Bestimmungsort schaffen.“

„Am besten, du rufst jetzt gleich an, Sheila“, riet Bob besorgt.

Sheila schüttelte den Kopf. „Ich fürchte, ich kann nicht“, antwortete sie matt. „Ich glaube, ich würde denjenigen, der sich da meldet, nur anschreien...oder zumindest kein klares Wort rauskriegen.“

Die beiden Männer nickten verständnisvoll.

„Bist du einverstanden, wenn ich anrufe?“, fragte Jim.

„Einverstanden?“, entgegnete Sheila. „Mein Gott, ich wäre dir dankbar!“ Jim stand auf. „Okay, ich bin gleich zurück.“ Er steckte die namenlose Visitenkarte ein.

Bob beugte sich vor und musterte Barry Deegans blonde Freundin mitfühlend. „Kann ich irgendwas für dich tun, Sheila? Soll ich dir einen Kaffee holen? Einen doppelten Whisky? Oder beides? Oder...brauchst du erst mal eine ordentliche Grundlage?“

„Danke, Bob“, sagte Sheila gerührt. „Aber ich fürchte, im Augenblick würde ich nichts runterkriegen. Ich denke, ich werde einfach versuchen, mich zu beruhigen. Und dann sehen wir weiter.“

„Nichts dagegen einzuwenden“, brummte Bob und nahm sein Besteck wieder zur Hand. Das Steak war noch nicht mal kalt geworden.

Barrys Vergangenheit. Bob musste wieder daran denken.

Es war ein Stück amerikanischer Vergangenheit.

Barry Deegan war als junger Soldat, mit 18, freiwillig nach Vietnam gegangen. Ein Jahr lang hatte er einer Nachschub-Einheit angehört. Dann, für die letzten beiden Jahre, war er zum aktiven Dienst an die Front versetzt worden. 1975, nach Kriegsende, war Barry nach Hause gekommen. Seither grübelte er darüber nach, wie er überlebt hatte. Dabei ging es nicht nur um Vietnam. Auch die anschließenden Jahre in seiner amerikanischen Heimat waren ein Kampf ums Überleben gewesen.

Und noch heute, 38 Jahre alt, litt Barry unter den vielen unbeantworteten Fragen seines Lebens - seines Überlebens.

Jim kehrte von den Telefonboxen zurück. Er setzte sich achselzuckend.

„Das war eine schlechte Idee“, gab er zu. „Da hat sich zwar einer gemeldet. Aber erstens hat er seinen Namen nicht genannt, und zweitens behauptete er, von einer Festnahme Barrys nichts zu wissen.“

„Könnte das bedeuten, dass es doch keine richtigen Polizisten waren?“, rief Sheila erschrocken. „Ich habe die Auto Kennzeichen. Könnte man dadurch vielleicht herauskriegen ...?“ Sie hielt inne, mochte nicht weitersprechen.

„Wir finden Barry“, knurrte Bob „Darauf kannst du dich verlassen.“

Jim nickte bekräftigend. „Was ist mit seiner Fracht?“, fragte er Sheila.

„Kupplungsscheiben für Little Rock, Arkansas“, antwortete sie. „Die Ladung stammt von einem Hersteller aus Oklahoma City.“

„Termingebunden?“

Sheila nickte.

„Also hat Barry seinen guten Ruf als selbständiger Trucker zu verlieren“, folgerte Jim.

„Ich übernehme seinen Truck“, entschied Bob, ohne nachzudenken.

„Aber was ist dann mit eurer Fracht?“ rief Sheila.

„Die geht nur bis Tulsa“, antwortete Jim. „Das schaffe ich allein. Und wenn ich dann schon mal da bin, werde ich ein bisschen bei der State Police herumschnüffeln.“

9 Spannungsromane für den Urlaub: Ferien Sammelband 9017

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