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In den Todessümpfen

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Zwei Tage nachdem sie die Grenze nach Miirn überquert hatten, flachte das Land vor den beiden Reitern allmählich ab, und die Vegetation wurde üppiger. Das Gras war breithalmig und saftig, doch neben einer Vielzahl wild wachsender Blumen gediehen auf den Wiesen immer häufiger auch Schilfpflanzen. Ein deutlicher Hinweis darauf, wie feucht der Boden hier war, eine Vorankündigung der großen Sumpfgebiete, die vor ihnen lagen.

In der folgenden Nacht, dachte Maziroc, würden sie sich bereits einen erhöhten Schlafplatz suchen müssen, um trocken zu bleiben, am besten in einer Baumgabel. Müde blinzelte er in die prasselnden Flammen des Lagerfeuers, ebenso wie Pollus, der junge Gardesoldat, der ihn seit der Flucht aus dem belagerten Gehöft begleitete. Nebeneinander hatten sie auf einem umgestürzten Baumstamm Platz genommen.

Zwei Wochen waren seit dieser Flucht inzwischen verstrichen. Von den Damonen hatten sie seither nichts mehr zu sehen bekommen, nicht einmal kleinere Trupps. Bis in diese Gebiete waren die Invasoren offenbar noch nicht vorgedrungen. Ähnlich wie in den Wochen zuvor unter Eibons Führung waren sie allerdings auch so schnell geritten, wie es ihnen nur möglich war. Entsprechend erschöpft waren sie abends stets gewesen, aber dennoch hatten sie genügend Zeit gefunden, sich ausgiebig zu unterhalten. Dabei hatten sie bemerkt, dass sie sich gut verstanden und zu vielen Themen ähnliche Ansichten besaßen, und im Laufe der beiden Wochen hatten sie sich schließlich angefreundet.

Obwohl er sich dem oft rauen und nicht gerade lustigen Kriegshandwerk verschrieben hatte, war Pollus ein fröhlicher, humorvoller Mensch mit einer optimistischen, lebensbejahenden Einstellung. Er lachte gerne und oft, wovon die trotz seiner jungen Jahre bereits deutlich ausgeprägten Fältchen um seine Mund- und Augenwinkel kündeten, und bei vielen sich bietenden Gelegenheiten fiel ihm ein passender witziger Spruch ein. Vor allem aber mochte er es, abenteuerlichen Geschichten zu lauschen. Maziroc seinerseits hatte bereits viel in seinem Leben gesehen, gehört und selbst erlebt, und er erzählte leidenschaftlich gerne davon, sodass sie sich auch in dieser Hinsicht ausgesprochen gut ergänzten. Wäre ihre Mission nicht so dringend und würde sie zu solcher Eile antreiben, hätten sie nächtelang wie an diesem Abend am Lagerfeuer sitzen können, während Maziroc von seinen Erlebnissen berichtete und Pollus ihm gebannt zuhörte.

"Na ja, und so bin ich damals eben in den Besitz des Skiils gelangt", schloss der Magier seine Geschichte. Nicht alles, was er erzählt hatte, entsprach haargenau der Wahrheit. Er hatte ein paar Gefahren schlichtweg erfunden oder zumindest von einer harmlosen Widrigkeiten zu einer richtigen Bedrohung aufgebläht, und er hatte auch ein paar Gegner zusätzlich eingefügt, um sich selbst besser und heldenhafter dastehen zu lassen und die Geschichte spannender zu machen. Wahrscheinlich ahnte Pollus auch, dass sich nicht alles genau so wie geschildert abgespielt hatte, doch es machte ihm nichts aus. Wie schon an den vorangegangenen Abenden lag auch jetzt in seinen Augen wieder ein verträumter Glanz, der nicht allein vom Widerschein des Lagerfeuers hineingezaubert wurde.

"Eine wunderbare Geschichte", murmelte er. "Wenn ich dir so zuhöre, komme ich immer mehr zu dem Schluss, dass ich mir den falschen Beruf ausgesucht habe. Wie du weißt, stamme ich aus Basla, und wie es in Hafenstädten nun mal so ist, wird gerade dort besonders viel von fremden Ländern und Abenteuern erzählt. Das hat wohl schon früh meine eigene Abenteuerlust geweckt, und deshalb bin ich Soldat geworden. Bei der Stadtwache habe ich zwar gelernt, wie man kämpft, aber außer zu einigen Truppenübungen haben wir die Stadt praktisch nie verlassen."

"Deshalb heißt es wohl auch Stadtwache", entgegnete Maziroc schmunzelnd. "Du hättest du dich besser zur königlichen larquinischen Armee melden sollen. Gerade in der Hauptstadt hättest du dafür beste Chancen gehabt."

"Das habe ich mir überlegt, als ich merkte, dass die Stadtwache eine Sackgasse darstellte. Es wäre kein Problem gewesen, mich zur regulären Armee oder sogar zur königlichen Garde versetzen zu lassen. Aber dann habe ich den noch schwierigeren Weg gewählt. Nur die Besten der Besten werden bei der Garde von Cavillon genommen. Ich habe mich beworben und wie ein Besessener trainiert, und im zweiten Anlauf ist es mir schließlich gelungen, dass ich aufgenommen wurde."

"Aber du bist trotzdem unzufrieden."

"Na ja, ich hatte mir die Aufgabe etwas anders vorgestellt. Abgesehen von einer viel härteren Ausbildung, unterschied sich die Arbeit nicht sehr von der in Basla. Nur fanden die Wachgänge diesmal auf den Mauern von Cavillon statt. Immerhin ein Aufstieg, da diese um einiges höher als die von Basla sind."

Irgendwo nicht weit entfernt erklang das Fauchen eines Tieres. Sie schraken beide zusammen, und Pollus griff instinktiv nach seinem Schwert, aber gleich darauf entspannten sie sich wieder, als der Ruf ein weiteres Mal erklang und sie erkannten, dass es sich nur um einen Brani handelte, einen völlig harmlosen Pflanzenfresser.

Nicht alle ihre Begegnungen während ihrer Reise waren so harmlos gewesen, und deshalb war Maziroc auch äußerst froh, dass er Pollus an seiner Seite hatte. Erst vor drei Tagen waren sie auf eine Panzerechse gestoßen, die zudem auch noch einen äußerst hungrigen Eindruck gemacht hatte. Allein wäre er verloren gewesen, zumal seine Magie ihm gegen das Tier nicht viel genutzt hätte, doch der Gardesoldat hatte sich der Echse todesmutig entgegengeworfen, und es war ihm gelungen, sie davon zu überzeugen, sich besser eine andere Mahlzeit zu suchen. Aus mehreren tiefen Wunden blutend hatte sie sich zur Flucht gewandt.

Zwar hatten sie nur vereinzelt andere Reisende getroffen, doch einige von ihnen hatten einen nicht gerade vertrauenerweckenden Eindruck gemacht, und Maziroc war froh gewesen, ihnen nicht allein begegnet zu sein. Zumindest bei einer Dreiergruppe war er ziemlich sicher, dass es sich um Wegelagerer gehandelt hatte, die nur durch die Gegenwart des Soldaten davon abgeschreckt worden waren, sich auf ihn zu stürzen.

"Im Grunde ist die Garde einer Stadtwache sehr ähnlich, auch wenn Cavillon streng genommen keine Stadt ist", nahm Maziroc das Gespräch wieder auf. "Was also hast du anderes erwartet?"

"So etwas wie das hier", antwortete Pollus impulsiv. "Ich hatte erwartet, dass viele der Magier weite und gefährliche Reisen unternehmen, so wie du es früher getan hast, und dass sie dabei eine Eskorte brauchen würden. Auf diese Art, hatte ich gehofft, würde auch ich weit herumkommen und allerlei Abenteuer erleben." Er hob einen kleinen Stein auf und warf ihn ins Feuer. Als er weitersprach, war die Bitterkeit in seiner Stimme nicht zu überhören. "Von wegen. Die meisten Magier haben Cavillon nicht ein einziges Mal verlassen, seit ich dort bin. Sie begnügen sich damit, alte Bücher zu lesen und in ihren Studierzimmern irgendwelche Experimente durchzuführen. Sie sind ..." Er brach ab und schüttelte den Kopf. "Ich sollte besser nicht weitersprechen. Es steht mir nicht zu, ein Urteil zu fällen."

Maziroc seufzte.

"Es steht dir so sehr zu wie jedem anderen", erklärte er. "Wir sind keine Halbgötter oder sonstigen Wesen, die unantastbar über allem schweben; man kann uns genauso wie jeden anderen kritisieren. Vielleicht sollte das gerade bei uns sogar öfters mal passieren, wenn ich mir so manche Entwicklungen innerhalb des Orden ansehe."

"Demnach scheinst du auch nicht gerade zufrieden damit zu sein, was in letzter Zeit passiert ist?"

"Nicht nur in letzter Zeit." Maziroc seufzte erneut. "Die Entwicklungen zeichnen sich schon seit Langem ab, und wenn es Charalon nicht irgendwie gelingt, sie zu stoppen, dann wird der Orden irgendwann in absehbarer Zeit auseinanderbrechen, fürchte ich."

"Jetzt siehst du alles aber ziemlich schwarz", behauptete Pollus.

"Tu ich das?" Maziroc schüttelte leicht den Kopf. "Auch Charalon wirft mir immer wieder vor, ich wäre ein Schwarzseher und Pessimist, aber wenn ich wirklich einer wäre, würden mich die Entwicklungen im Orden gar nicht mehr weiter interessieren. Dann würde ich nämlich davon ausgehen, dass das alles keine Rolle mehr spielt, weil die Damonen ganz Arcana und damit auch Larquina und Cavillon in absehbarer Zeit erobern werden. In diesem Fall dürfte es dann wohl auch keinen Magierorden mehr geben. Du siehst, wenn ich mir um die weiteren Entwicklungen innerhalb des Ordens Sorgen mache, beruht das auf der eigentlich optimistischen Prämisse, dass es uns gelingen wird, diese Bedrohung abzuwenden."

"Das werden wir!", stieß Pollus hervor. "Jedes Land und jede Stadt werden Truppen stellen, um dieser Gefahr zu begegnen. Es wird das größte Heer sein, dass es auf Arcana je gegeben hat. Außerdem kämpfen noch die Elben auf unserer Seite, und du wirst bestimmt auch die Zwerge überreden können, sich uns anzuschließen. Einer solchen Streitmacht haben die Damonen nichts entgegenzusetzen. Sie mögen viele sein, aber sie sind nur eine Horde wilder Ungeheuer. Einem disziplinierten Heer mit Bogenschützen, Katapulten, gepanzerter Reiterei und anderen Truppenverbänden mehr, das von taktisch geschulten Offizieren befehligt wird, sind sie niemals gewachsen."

Maziroc schwieg ein paar Sekunden lang. Ungeachtet seiner eigenen vorhergehenden Äußerungen vermochte er den Optimismus des jungen Gardesoldaten nicht annähernd so weit zu teilen. Er überlegte kurz, ob er ihm von der telepathischen Verbundenheit der Damonen erzählen sollte, durch die sie gewissermaßen eine Gemeinschaftsintelligenz darstellten, oder gar von ihren geheimnisvollen Beherrschern im Hintergrund, deren Existenz Kenran'Del angedeutet hatte. Anders als es bei ihrer Flucht von dem Gehöft erscheinen mochte, hatten sie es nicht nur mit einigen Horden wilder und dummer Ungeheuer zu tun, sondern mit einem Feind, der unter Umständen ebenso klug wie sie strategisch zu planen verstand und seine Truppen durch die telepathische Verbundenheit möglicherweise noch weitaus präziser zu lenken in der Lage war, als dies bei einem normalen Heer der Fall war. Nach kurzem Zögern entschied er sich dagegen, Pollus davon zu berichten. Es war besser, wenn sich diese Nachrichten zunächst nicht weiter ausbreiteten, da sie höchstens dazu führen würden, die Soldaten zu demoralisieren.

"Hoffen wir, dass es so sein wird", sagte er stattdessen nur. "Aber um die Entwicklungen innerhalb des Ordens negativ zu beurteilen, braucht man kein Pessimist zu sein. Du hast recht damit, dass viele der Magier fast nur noch in ihren Studierzimmern hocken. Es ist wichtig, sich zu bilden und magische Experimente durchzuführen, aber diejenigen, die bereits seit vielen Jahren kaum noch etwas anderes tun, haben schon regelrechte Mauern um sich herum aufgebaut. Sie wissen gar nicht mehr, was außerhalb Cavillons vorgeht, was die Menschen beschäftigt und bedrückt, welche Probleme es gibt. Sie leben nur für ihre Magie und fühlen sich viel zu erhaben, um sich mit den banalen Sorgen und Schwierigkeiten der einfachen Menschen auch nur abzugeben."

"Das ist ungefähr das, was ich sagen wollte", stimmte Pollus zu. "Viele von euch erscheinen mir abgehoben, als ob sie über den Dingen schweben würden. Weltfremde Spinner, um es ganz krass auszudrücken, und ich hoffe, du nimmst mir diese offenen Worte nicht übel. Etwa so wie ein Dichter, der nur weltabgeschieden in einem stillen Kämmerlein seiner Kunst frönt, ohne sich jemals unter das Volk zu mischen, weil es ihn nicht interessiert, was andere von seinen Gedichten, Balladen und Oden halten."

"Gerade bei uns Magiern eine verhängnisvolle Entwicklung, die einer noch schlimmeren Vorschub leistet." Maziroc nickte. "Ich war immer der Meinung, dass es unsere Aufgabe wäre, den einfachen Menschen zu dienen. Nicht nur auf hoher politischer Ebene, auch wenn manche Fürsten und Könige gerne unseren Rat hören, sondern auch ganz konkret im Alltag, indem wir Not lindern, für gute Ernten sorgen und dergleichen mehr. Aber außer denen, die sich zu vornehm dazu sind, sich zu solchem Tagewerk herabzulassen, gibt es mittlerweile auch eine starke Fraktion, die uns als eine Weiterentwicklung und somit die Zukunft der Menschheit betrachtet. Diese Magier bestreiten, dass wir den Menschen dienen sollten, sondern vertreten genau den gegensätzlichen Standpunkt, dass wir etwas Besseres als die normalen Menschen wären, und das einfache Volk deshalb uns zu dienen hätte."

Pollus runzelte die Stirn.

"Auch ich habe schon solche Meinungen aufgefangen, aber ich habe bislang geglaubt, dass nur einige wenige sie vertreten würden."

"Es gibt auch nur wenige, die sich offen dazu bekennen", bestätigte Maziroc. "Aber viele sympathisieren insgeheim bereits damit, und das führt zu Spannungen innerhalb des Ordens. Und dann sind da natürlich noch die Auseinandersetzungen mit den Vingala, die ebenfalls immer deutlicher auf eine Spaltung hinauslaufen." Er schüttelte den Kopf. "Dies sind wahrlich schwierige Zeiten, in denen wir leben, in jeder Hinsicht."

Eine Weile schwiegen sie und hingen ihren Gedanken nach.

"Erzähl mir etwas über die Zwerge", bat Pollus schließlich. "Du hast bislang nur erwähnt, dass du Ravenhorst schon mehrfach besucht hast. Ich kenne niemanden sonst, der schon jemals persönlich dort war."

"Die Zwerge sind ein sehr fröhliches Völkchen, das gerne und ausgiebig feiert, aber sie legen auch viel Wert auf Förmlichkeiten und sind vor allem sehr misstrauisch Fremden gegenüber", erklärte Maziroc. "Deshalb dulden sie nur sehr selten Besucher in Ravenhorst. Die meisten Menschen erscheinen ihnen grob, ungeschlacht und ungebildet, und mit den Elben liegen sie seit urdenklichen Zeiten im Zwist. Es hat zum Glück nie einen offenen Krieg zwischen ihnen gegeben, sonst wäre Arcana sicherlich nicht das, was es heute ist, aber sie gehen sich gegenseitig nach Möglichkeit aus dem Weg. Deshalb halten die Zwerge die Grenzen zu ihrem Reich weitgehend verschlossen."

"Aber dich hat man eingelassen."

"Ich habe einem der ihren einst das Leben gerettet", erklärte Maziroc. "Es ist schon lange her, aber immerhin. Wie du weißt, bin ich früher außerdem weit gereist und habe viele Bekanntschaften geschlossen, sodass mein Name selbst in Ravenhorst einen guten Klang besitzt. Außerdem machen die Zwerge einen Unterschied zwischen uns Magiern und den normalen Menschen. Sie gestehen uns eine meist weitaus höhere Bildung zu und siedeln uns deshalb auf einer höheren Kulturstufe an, sodass sie uns eines Gesprächs für würdig erachten und einen Gedankenaustausch mit einigen von uns gelegentlich sogar als anregend betrachten, was sie bei einem normalen Menschen nie tun würden."

"Und ich?", hakte der Gardesoldat erwartungsvoll nach. "Glaubst du, dass sie auch mich nach Ravenhorst lassen werden?"

"Ich hoffe es, da du meine Eskorte darstellst. Allerdings wird man dich dort weitgehend ignorieren, dessen musst du dir bewusst sein, und du solltest gar nicht erst versuchen, einem der Zwerge ein Gespräch aufzuzwingen. Damit würdest du nur seinen Zorn heraufbeschwören."

"Und was ist mit den Legenden über die Drachen?", wollte Pollus wissen. "Stimmt es wirklich, dass die Zwerge einige Drachen gezähmt haben und auf ihnen fliegen?"

Abwehrend hob der Magier die Hände. "Für heute reicht es erst einmal", sagte er und gähnte. "Wir können morgen weiter darüber sprechen. Es ist bereits spät, und wir sollten endlich schlafen."

"Aber ..."

"Kein aber jetzt mehr", fiel Maziroc ihm ins Wort, weil er wusste, dass die Neugier des Soldaten unbegrenzt war, und jeder Frage eine weitere folgen würde, solange man ihn gewähren ließ. Er stand von dem Baumstamm auf, griff nach seinen Decken und legte sich dicht neben dem Feuer nieder. "Schlaf jetzt. Morgen ist auch noch ein Tag, und er wird bestimmt nicht weniger anstrengend als der heutige werden. Vielleicht erreichen wir morgen sogar schon Ravenhorst."

*


Mit beinahe jedem Meter, den sie weiter vordrangen, wurde der Boden unter den Hufen ihrer Pferde morastiger. Nicht mehr lange, dann würden sie absitzen und die Tiere am Zügel führen müssen, wollten sie nicht Gefahr laufen, in ein Sumpfloch zu geraten und darin zu versinken, das sie vom Sattel aus nicht hatten entdecken können. Kein Zweifel, sie hatten die berüchtigten Todessümpfe erreicht, die Heimat des Zwergenvolkes.

"Bist du ganz sicher, dass wir hier richtig sind?", erkundigte sich Pollus misstrauisch.

"So sicher, wie man sich nur sein kann", entgegnete Maziroc.

"Aber hier ist weit und breit keine Straße, nicht einmal ein Trampelpfad. Wie kannst du dich hier bloß zurechtfinden? Für mich sieht es so aus, als wäre hier schon seit Jahren niemand mehr vorbeigekommen, wenn es hier überhaupt jemals einen Weg gegeben hat."

"Was hast du erwartet?", fragte Maziroc belustigt. "Eine Prachtallee, die durch den Sumpf direkt nach Ravenhorst führt? Ich sagte ja schon, die Zwerge sind ein eigensinniges Volk, das die Abgeschiedenheit liebt. Gerade deshalb haben sie sich mitten in den Todessümpfen niedergelassen. Welchen besseren Schutz als diese unwirtliche und gefährliche Gegend kann es geben, um unwillkommene Besucher abzuschrecken? Nur Eingeweihte sollen den Weg zu ihnen finden."

"Hm", brummte der Soldat. Er wirkte nicht allzu überzeugt. Voller Misstrauen blickte er sich um und erschlug in einer fast schon zur Routine gewordenen Bewegung eine Mücke an seinem Hals. "Mir gefällt das alles hier nicht."

Gefallen, wiederholte Maziroc in Gedanken. Was diesen Punkt betraf, so konnte er Pollus durchaus zustimmen. Die Gegend war auch nach seinem Geschmack nicht gerade ein Paradies. Es gab zahlreiche Schlammtümpel, die zum Teil so trügerisch mit breithalmigem Schilfgras und schwimmenden Pflanzen bedeckt waren, dass sie kaum zu erkennen waren. Das Tageslicht schien nur gedämpft durch das dichte Blätterdach der dschungelartigen Bäume und hohen Farngewächse, sodass hier unten stets nur ein dämmeriges, irgendwie gespenstisch wirkendes Zwielicht herrschte. Moos und Schlingpflanzen hatten die meisten Bäume überwuchert und ließen sie stellenweise fast wie bizarre, fremdartige Gestalten aussehen; stumme Wächter, die sie durch ihre bloße Gegenwart zu ermahnen schienen, nicht weiterzugehen. Dazu passte auch der Bodennebel, der hier vielfach noch nistete und sich hartnäckig weigerte, sich aufzulösen. Die träge dahintreibenden Schwaden verstärkten den Eindruck des Unheimlichen noch.

Die Luft war feuchtwarm, so schwül und drückend, dass sie wie eine erstickende Decke über allem zu lasten schien und einem bei jeder Anstrengung den Schweiß auf die Stirn trieb. Auch die Fauna der Todessümpfe, die unter diesen klimatischen Bedingungen gedieh, war nicht unbedingt nach Mazirocs Geschmack. In erster Linie bestand sie aus Insekten. Ganze Schwärme blutsaugender Mücken tanzten umher, und immer wieder wurden die beiden Reiter gestochen. Aber auch die restliche Tierwelt war nicht gerade anheimelnd, sah man von einigen farbenfrohen Vögeln auf den Zweigen der Bäume ab. Es wimmelte nur so von Schlangen und verschiedenen echsenartigen Tieren, von denen Maziroc trotz seiner früheren Besuche hier die meisten Arten noch nie zuvor gesehen hatte und nicht einmal wusste, wie sie hießen. Es interessierte ihn auch nicht weiter.

Nein, dachte er. Auch ihm gefiel es hier nicht gerade. Aber schließlich waren sie ja auch nicht hier, um Urlaub zu machen.

"Ein bisschen Abgeschiedenheit mag ja ganz schön sein", sprach Pollus weiter. "Auch ich könnte nicht jeden Tag nur ausgelassenen Trubel um mich herum ertragen. Aber muss man deswegen denn gleich in die wahrscheinlich ungastlichste Gegend von ganz Arcana ziehen? Nein, nein, also für mich wäre das nichts. Diese Zwerge müssen ein ausgesprochen merkwürdiges Völkchen sein."

In dieser Art sprach er weiter, doch nach einiger Zeit hörte Maziroc gar nicht mehr zu. Die Worte waren auch nicht direkt an ihn gerichtet. Im Grunde führte Pollus nur Selbstgespräche, plapperte vor sich hin, um sich von seinem eigenen Unbehagen abzulenken. Da er darüber sogar vergaß, ihn mit weiteren Fragen zu bombardieren, war es dem Magier sogar ganz recht so.

Immer wieder glitten Mazirocs Gedanken zu Charalon, Eibon und seinen anderen ursprünglichen Begleitern. Er hatte gesehen, dass die Flucht vom Hof zahlreiche Opfer gekostet hatte, aber er hoffte auch, dass möglichst viele überlebt hatten, vor allem Charalon, mit dem ihn eine langjährige Freundschaft verband.

Hier, in den Todessümpfen, konnte man glauben, sich am Ende der Welt zu befinden, weit abgeschieden von allem anderen, als ob es einen nichts anginge, was in der übrigen Welt geschah. In Wahrheit jedoch interessierte es Maziroc brennend, auch wenn er zurzeit keine Möglichkeit besaß, etwas darüber zu erfahren.

Wahrscheinlich hatten bereits überall auf Arcana die Vorbereitungen für den Krieg begonnen. Es würde ein Krieg werden, der alles bisherige weit in den Schatten stellte, schlimmer, als ihn diese Welt je gesehen hatte. Arcana war in vielerlei Hinsicht eine gewalttätige Welt, auf der mancherorts allein das Recht des Stärkeren galt und ein Mann, der sein Schwert gut genug zu führen verstand, sich beinahe alle Freiheiten herausnehmen konnte. Eine Welt voller Wegelagerer und Räuberbanden, die sich zum Teil nun auch noch untereinander zu organisieren begannen, wie sich am Beispiel der Hornmänner zeigte. Eine Welt unterschiedlich bedeutender Reiche, an deren Spitze starke und schwache Herrscher standen, aber auch zahlloser kleiner Fürstentümer und Stadtstaaten, die von zum Teil tyrannischen Fürsten und Statthaltern regiert wurden, die voller Neid auf den Reichtum anderer blickten, sodass es immer wieder zu Kriegen kam.

Gemessen an dem, was nun bevorstand, waren dies jedoch alles nur kleine Scharmützel. Wirklich große Kriege hatte Arcana schon seit Jahrhunderten nicht mehr erlebt, vielleicht seit Jahrtausenden, denn Maziroc hatte selbst in den ältesten Büchern und Folianten keine entsprechenden Aufzeichnungen finden können. Selbst der bedrohliche Konflikt zwischen den Elben und den Barbarenvölkern, der zu einem fürchterlichen Gemetzel hätte führen können, ehe Eibon ihn beigelegt hatte, hatte über die Jahrhunderte hinweg nur geschwelt und sich in Überfällen, Truppenbewegungen und dergleichen Drohgebärden mehr erschöpft, ohne dass es jemals zu auch nur einer einzigen wirklich großen Schlacht gekommen wäre.

Abgesehen also von den vereinzelten regionalen Scharmützeln, war Arcana im Grunde sogar eine recht friedliche Welt, was sicherlich nicht zuletzt dem auf Frieden, Ausgleich und Gerechtigkeit ausgerichteten Wirken des Magierordens zu verdanken war.

Jetzt aber sah alles anders aus. Die Damonen waren mehr oder weniger geistlose Ungeheuer, die von ihren Instinkten und einer offenbar schier unerschöpflichen Gier getrieben wurden. Mit ihnen konnte man sich nicht verständigen, wodurch jede Möglichkeit zu einer friedlichen Beilegung dieses Konflikts ausschied. Eventuell würde sich das ändern, wenn es jemandem gelang, mit den geheimnisvollen Wesen Kontakt aufzunehmen, von denen sie laut Kenran'Del befehligt wurden. Diese waren der eigentliche Feind, sie benutzten die Damonen nur als lebende Waffen.

Die Hoffnung darauf, sich mit ihnen friedlich einigen zu können, stufte Maziroc allerdings auch nicht besonders hoch ein. Kenran'Del hatte behauptet, sie hätten bereits zahlreiche andere Welten erobert. Der Magier wusste nicht, was für Welten dies waren, wo sie lagen und von welchen Wesen sie bewohnt waren, und er wusste auch nicht, woher Kenran'Del darüber Bescheid wusste. Ohne sich bewusst damit auseinanderzusetzen, hatte er bereits akzeptiert, dass der Fremde nicht nur über unglaubliche Waffen und Fähigkeiten verfügte, sondern auch über ein Wissen, das dem auf Arcana weit voraus war. Vielleicht stammte er von einer dieser anderen Welten, vielleicht war er aber auch tatsächlich ein Gesandter der Götter, wie die Legenden behaupteten.

Wenn die Unbekannten hinter den Damonen sich jedoch tatsächlich bereits ganze Welten unterworfen hatten, dann lag ihnen offenbar nichts an einer gewaltfreien Einigung, einem friedlichen Miteinander mit anderen Wesen, auf die sie trafen. Es spielte keine Rolle, aus welchen Gründen sie Krieg führten, ob aus Eroberungssucht, weil sie es auf Beute oder neuen Lebensraum abgesehen hatten, ob aus dem Willen, ihre Kräfte an immer neuen Gegnern zu erproben, einer einfach nur einer kriegerischen Veranlagung oder einem unbezähmbaren Hass auf andere Lebensformen heraus oder aus welchen Gründen sonst auch immer, es war gleichgültig. Man konnte niemanden, der unbedingt Krieg führen wollte, gegen dessen Willen zum Frieden zwingen, zumindest keinen Gegner, der zudem auch noch überlegen war.

Vermutlich waren die Damonen inzwischen bereits wieder ein gutes Stück nach Norden vorgerückt. Vom Tempo ihres Vormarsches und natürlich der Geschwindigkeit, mit der ein ausreichend großes Heer aufgestellt und zusammengezogen werden konnte, würde es abhängen, wo man sich ihnen zur Schlacht stellte. Vermutlich irgendwo in der Nähe von Brelonia. Sollten die Ungeheuer zu schnell vordringen, würden sich erst wieder die Vorberge des Largos-Gebirges zur Errichtung einer günstigen Verteidigung eignen. In diesem Falle würden Brelonia und mehrere andere große Städte geräumt werden müssen. Eine Schlacht in der Nähe des Largos-Gebirges hätte immerhin den Vorteil, dass man von der Hohen Festung aus alles koordinieren, dass man jederzeit genügend Nachschub an Nahrung, Kriegsmaterial und anderem an die Front liefern, und dass man die Verwundeten in Ai'Lith mit Sicherheit besser als in jedem provisorischen Feldlazarett versorgen könnte.

Maziroc verdrängte diese Gedanken. Es war müßig, sich den Kopf darüber zu zerbrechen. Er wusste zu wenig von der Situation im Westen, um sich ein Bild der Lage machen zu können, und außerdem hatte er praktisch nichts damit zu tun. Seinem bisherigen Engagement in dieser Angelegenheit zufolge würde sich König Eibon Bel Churio vermutlich bereit erklären, das Oberkommando in diesem Feldzug zu übernehmen, und wenn nicht er, dann würde sich ein anderer fähiger Mann für diese Aufgabe finden lassen.

Wie Maziroc befürchtet hatte, wurde der Boden bald darauf so sumpfig, dass sie absteigen und die Pferde am Zügel führen mussten. Auch sie selbst versanken bis zu den Knöcheln im morastigen Erdreich. Wie mit gierigen Händen schien es nach ihnen zu greifen, sie zu packen und bei jedem Schritt nur widerwillig wieder freizugeben.

Auch die letzten Überreste normaler Vegetation verschwanden allmählich, wurden immer mehr von Sumpfpflanzen verdrängt. In der Erde bildeten sich Fäulnisgase, die in Blasen in den Tümpeln nach oben stiegen und dort blubbernd zerplatzten, wobei sie einen ekelerregenden Gestank freisetzten, der ihnen schier den Atem zu rauben drohte.

"Noch ein weiterer Grund, weshalb ich auf keinen Fall hier würde wohnen wollen", setzte Pollus seine Schimpfkanonade fort. "So einen Gestank kann doch niemand auf Dauer ertragen."

"Warte erst einmal ab, bis wir Ravenhorst erreichen", entgegnete Maziroc. "Dann wirst du ..."

Er kam nicht zum Aussprechen. Etwas raschelte in den Schilfgräsern neben ihnen, dann teilten sich die hohen, breitblättrigen Halme, und eine grün-braun gescheckte Sumpfkatze kam dazwischen hervorgeschossen. Aggressiv fauchend ließ das Tier seinen Blick zwischen den beiden Reisenden hin und her wandern. Gewöhnlich waren Sumpfkatzen eher feige und hielten sich von einem so großen Gegner fern, es sei denn, sie fühlten sich in die Enge gedrängt. Obwohl sie einem Menschen nicht einmal bis zu den Oberschenkeln reichten, konnten sie mit ihren scharfen Raubtierfängen verheerende Wunden reißen.

Einen kurzen Moment noch zögerte das Tier, dann sprang es vor, direkt auf Pollus zu. Um die Katze nicht zusätzlich zu provozieren, hatte er bislang darauf verzichtet, sein Schwert zu ziehen. Nun riss er es hervor und stach damit zu. Er rammte es direkt durch das weit aufgerissene Maul des Raubtiers bis tief in den Rachen. Durch ihren eigenen Schwung getrieben, spießte sich die Katze selbst noch weiter darauf auf, aber die Wucht des Angriffs ließ Pollus gleichzeitig mehrere Schritte zurücktaumeln. Der Boden unter seinen Füßen wurde abschüssig. Mit wild rudernden Armen versuchte der junge Soldat das Gleichgewicht zu halten, doch es gelang ihm nicht. Auch Maziroc, der hastig herbeisprang, nach ihm griff und ihn festzuhalten versuchte, war nicht schnell genug.

Pollus stürzte rücklings zu Boden, direkt in eines der Sumpflöcher. Die Wucht seines Falls und die hektischen Bewegungen, die er machte, ließen ihn augenblicklich tief in die zähflüssig schwappende Moorbrühe einsinken. Der Morast verschlang seinen Körper von den Schultern abwärts, und mit jedem Moment sank Pollus tiefer ein.

"Bleib ruhig, verdammt!", rief Maziroc ihm zu. "Du darfst dich nicht bewegen."

"Hol mich raus!", brüllte Pollus. In seiner Panik schlug er noch einen Moment lang wild um sich, hörte dann jedoch damit auf, als er merkte, dass er auf diese Art tatsächlich nur noch schneller einsank.

Maziroc blickte sich ein paar Sekunden suchend um, bis er eine seilähnliche Schlingpflanze entdeckte, die ihm lang und kräftig genug erschien, das Körpergewicht eines Menschen zu halten. Mit dem Schwert hieb er sie ab, dann warf er Pollus das eine Ende zu und band das andere am Sattelknauf seines Pferdes fest.

"Jetzt gut festhalten!", rief er und trieb das Tier mit einem kräftigen Klaps an. Gehorsam trottete es los. Mit beiden Händen klammerte sich Pollus an dem Gewächs fest. Stück für Stück wurde er zurück auf einigermaßen festes Land gezogen. Der Sumpf schmatzte, als gäbe er seine Beute nur widerwillig wieder frei, war jedoch nicht stark genug, sie zu halten.

Ermattet blieb Pollus liegen, schnappte keuchend nach Luft. Er war bis auf die Haut durchnässt, seine Kleidung voller Morast.

"Danke", stieß er hervor. Er griff nach seinem Schwert, an dem noch das Blut der Sumpfkatze klebte, wischte es ab und steckte es in die Scheide zurück. "Ohne dich wäre ..."

"Ohne ihn wärest du jämmerlich versunken", fiel ihm eine andere Stimme ins Wort. Vier Zwerge traten nur wenige Schritte entfernt aus einem Schilfdickicht. Es handelte sich um drei Männer und eine Frau, die braun-grüne Tarnkleidung trugen, ähnlich dem Fell der Sumpfkatze. Maziroc konnte sich nicht erinnern, einem von ihnen zuvor bereits einmal begegnet zu sein, doch er kannte auch nur wenige Zwerge. "Seid gegrüßt, Maziroc von Cavillon", sprach die Frau weiter und deutete eine Verbeugung an. "Mein Name ist Kari."

"Seid auch Ihr gegrüßt, Kari vom Volk der Zwerge. Wie lange beobachtet Ihr uns schon?", fragte Maziroc.

"Etwa eine halbe Stunde", antwortete die Zwergin. "Euer Kommen war nicht zu überhören."

"Wir hatten auch keinen Grund, uns heimlich anzuschleichen", sagte Maziroc verärgert. Er war zu sehr abgelenkt gewesen, um die Umgebung mit seinen magischen Sinnen abzutasten, sonst hätte er die Nähe der Zwerge vermutlich schon viel früher entdeckt. "Ihr hättet uns ruhig helfen können."

"Warum?" Kari zuckte die Achseln und warf Pollus einen verächtlichen Blick zu. "Er ist bloß ein Mensch. Wieso also hätten wir uns seinetwegen irgendwelche Umstände machen sollen?"

"Vielleicht gerade weil ..." begann Pollus zornig, doch mit einer knappen, aber energischen Geste brachte Maziroc ihn zum Verstummen.

"Streiten wir nicht", sagte er. "Pollus ist meine Eskorte und hat mich auf dem Weg hierher beschützt."

"Gerade schien es eher, als ob Ihr ihn wegen seiner Tolpatschigkeit schützen müsstet."

"Wie dem auch sei, wir sind zusammen gereist, und ich fühle mich für ihn ebenso verantwortlich, wie er für mich Verantwortung gezeigt habt." Maziroc räusperte sich. "Ich komme im Auftrag von Charalon, dem Oberhaupt unseres Ordens, und bringe eine wichtige Botschaft für Eure Könige, die für die Zukunft Eures Volkes lebenswichtig sein kann. Deshalb bitte ich Euch, uns auf möglichst schnellem Weg nach Ravenhorst zu bringen."

"Ihr seid uns jederzeit willkommen, Maziroc, und wenn Ihr es wünscht und der Grund für Euren Besuch wirklich so wichtig ist, werdet Ihr sicherlich auch umgehend eine Audienz bei unseren Königen erhalten. Dieser Mensch dort jedoch muss umkehren. Ihr wisst, dass wir keine Fremden in Ravenhorst dulden."

"Ich weiß, dass Ihr es nur ungern tut, aber ich weiß auch, dass es kein Gesetz, sondern nur eine Regel ist, von der Ihr auch durchaus bereit seid, in dringenden Fällen einmal abzuweichen", entgegnete Maziroc unbeirrt. "Auch als ich selbst vor vielen Jahren zum ersten Mal herkam, war ich nur ein Fremder."

"Das war etwas anderes", widersprach Kari. "Ihr wart damals schon ein äußerst angesehener Magier, und außerdem hattet Ihr einen der unseren bei Euch, der ohne Eure Hilfe gestorben wäre."

"Und diesmal habe ich einen Freund bei mir, ohne dessen Hilfe ich den Weg hierher vermutlich nicht lebend überstanden hätte." Maziroc verzog das Gesicht und machte eine unwillige Geste. "In Valens Namen, der Grund meines Kommens ist viel zu ernst, als dass wir es uns leisten können, Zeit mit solchem Unfug zu vergeuden. Ich verbürge mich dafür, dass Pollus die Stadt unverzüglich wieder verlässt, falls Eure Könige es wünschen sollten, und ich werde mit ihm gehen. Aber jetzt bringt uns endlich hin."

Kari zögerte noch ein paar Sekunden, dann nickte sie. "Also gut", erklärte sie, dann wandte sie sich zu Pollus um. "Dein Schwert!", verlangte sie herrisch. Mit einer Handbewegung bedeutete Maziroc dem Soldaten, der Aufforderung nachzukommen, woraufhin dieser sein Schwert zog und es der Zwergin gab, wenn auch nur widerstrebend und sichtlich ungern. Kari nickte zufrieden, betrachtete es einen Augenblick lang und schob es dann achtlos in ihren Gürtel. "Folgt mir", sagte sie.

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