Читать книгу Ein Findelkind und eine bedrohte Liebe: Wildbach Bergroman Sammelband 3 Romane - Friebel G. S. - Страница 18
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Zwanzig Jahre war es nun schon her, da Agnes und Johannes ihre Tochter zum letzten Male gesehen hatten.
Der Trollerhof war noch immer das schönste Anwesen weit und breit. Wenn die Fremden vorüberkamen, so blieben sie immer stehen und betrachteten das wundervolle Haus mit den vielen Schnitzereien und den bemalten Fensterläden.
Agnes und Johannes führten ein stilles Leben und zogen sich immer mehr zurück. Hingegen sprach jetzt der Achenbauer überall mit. Der Alte war im vergangenen Jahr gestorben, und Egbert mit seiner Frau Veronika führten den Hof. Sie hatten nur eine Tochter, die Regina. Einst waren die schönsten Mädchen vom Trollerhof gekommen. Aber nun war Regina die Schönste weit und breit. Zum Unterschied der Trollermädchen wusste sie, dass sie schön war und machte die Männer verrückt. Sie lachte girrend, trieb ihr Spielchen mit den jungen Burschen, und wenn sie dann Feuer gefangen hatten, lachte sie schallend und lief davon.
Der Egbert war ziemlich in die Breite gegangen. Und die Schadenfreude saß ihm im Nacken.
Wenn er Johannes Troller sah, hielt er ihn immer wieder an und sprach von der Vergangenheit. So war es auch heute.
„Na, Johannes, noch immer nichts von deiner Margaretha gehört? Ist doch heuer zwanzig Jahre her. Was wird aus deinem Hof, wenn sie nimmer heimkommt?“
Dem Johannes stieg die Röte in die Wangen.
„Seit wann machst du dir Sorgen um meinen Hof?“, höhnte er.
Der Achenbauer lachte.
„Weißt, Johannes, ich hab mir da so meine Gedanken gemacht. Bist doch ohne Erben und alt wirst du auch. Wie ist es, sollen wir nit einen Vertrag machen?“
„Was für einen Vertrag?“
„Nun, ich möcht deinen Hof kaufen für die Regina. Wenn sie mal heiratet, kriegt sie dann deinen Hof von mir als Mitgift. Ich bleib dann auf meinem, solange ich es noch kann. Musst ihn doch einmal verkaufen. Ich bin von hier, und du weißt, dein Hof kommt in gute Hände.“
Troller ballte die Hände in der Hosentasche. So eine Frechheit!
„Bevor ich dir den Hof überlass, Achenbauer, steck ich ihn eigenhändig an.“
Egbert prallte zurück.
„Bist du narrisch? Der ist doch uralt und sehr wertvoll. So blöd kannst doch nit sein, Johannes. Ich hab doch nur einen Vorschlag gemacht. In die Grube kannst ihn ja nit mitnehmen.“
„Lass mich zufrieden!“, keuchte Johannes. „Du weißt jetzt meine Antwort. Nie wird ein Achenbauer seinen Fuß auf meinen Hof setzen, verstanden?“
Egbert ärgerte sich maßlos. Noch immer war er stolz und hochnäsig, dieser Troller. Wütend stapfte er davon. Als er seiner Veronika davon erzählte, fuhr diese ihn ärgerlich an.
„So dumm kannst auch nur du sein“, fauchte sie.
„Weib“, sagte er wütend, „bist ja selbst wild darauf, dort Bäuerin zu werden und somit die erste Geige im Dorf zu spielen. Und jetzt keifst mich an, nur weil ich gefragt hab.“
„An zwei Fingern hättest es dir abzählen können, dass du so den Hof nimmer bekommst. Natürlich hab ich daran gedacht, und verlass dich darauf, wir bekommen den Hof. Das überlass nur mir.“
Egbert starrte sie sprachlos an.
„Du willst ihn umstimmen? Geh, das schaffst du nimmer.“
„Mit List kriege ich alles, was ich will. Verkaufen muss er den Hof. Lange kann er es nicht mehr machen. Und so ein großer Hof braucht eine starke Hand. Der Johannes ist viel zu sehr Bauer, als dass er mit ansehen könnte, wie sein schöner Hof verkommt. So wird er ihn rechtzeitig verkaufen, aber nicht an dich. Er wird aus Trotz jemanden beauftragen, einen Käufer zu finden. Und wenn er ihn an eine Gesellschaft verkauft, damit diese dort ein Hotel baut. Über eine Mittelsperson kommen wir zu unserem Ziel. Wirst schon sehen.“
Der Bauer grinste über das ganze Gesicht.
„Du bist mir ja eine ganz Schlaue, Veronika. Ja, so kommen wir an den Hof. Und nachher, wenn er dann sieht, wer ihn gekauft hat, dann wird er Gift und Galle spucken, der Troller.“