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Wie in jedem Jahr, so auch heuer, fand in Auffach ein Volksfest statt. Ewald wollte natürlich viele schöne Aufnahmen machen. Abends sollte dann beim Färber Toni und in der Dorfschenke Tanz sein. Natürlich freute sich das junge Volk besonders darauf.

Die beiden Freunde hatten sich in Schale geworfen und gingen nach dem Mittagessen ins Dorf hinunter. Oben vom Söller aus konnten Agnes und Johannes den Umzug mitansehen.

Florian und Ewald standen am Dorfbrunnen. Plötzlich wurde Florian angesprochen:

„Bist du nit der Florian? Ich kenn dich doch!“

Verblüfft drehte Florian sich um. Vor sich sah er das schönste Mädchen der Welt. Sie war gertenschlank und hatte wunderschönes Haar.

„Grüß Gott“, sagte Florian.

„Kennst mich wohl nit mehr, was? Ich bin doch die Regina Achenbauer.“

„Wirklich?“, sagte Florian, und sein Herz fing gleich Feuer. Selbst Ewald war ganz hingerissen.

„Florian, habt ihr noch mehr so hübsche Mädchen hier?“

„Nein, die Regina macht wohl die Ausnahme“, sagte der Freund.

In Reginas Augen begann es zu flimmern. Sie betrachtete Florian. Ein stolzer, fescher Bursche war das. Und was für Manieren er hatte. Nicht so grobschlächtig wie die Bauernburschen. Richtig fein war er.

„Bist halt jetzt ein Studierter, da schaust du wohl nur noch Stadtmädchen an, was?“

„Nein. Außerdem bin ich es auch noch nicht. Regina.“

„Kommst auch zum Ball nachher?“

Florian wurde übermütig.

„Wenn du mich einlädst, gern.“

„Aber sicher. Komm nur!“

Ewald zupfte ihn am Ärmel.

„Ich verdrück mich jetzt wohl am besten. Zuschauen tut gar so weh!“ Lachend ging er davon.

Bei Florian war es Liebe auf den ersten Blick. Die ganze Nacht tanzten sie zusammen. Sie lachten und scherzten, und Regina merkte sehr wohl, dass sie ihn am Gängelband hatte. Alle übrigen Burschen, die bis jetzt um ihre Gunst geworben hatten, blieben knurrend im Hintergrund.

Regina war eine begehrte Partie. Hatte sie doch den zweitgrößten Hof hinter sich. Alles würde sie erben. Ja, da rannten sich schon die Burschen die Hacken krumm. Aber Regina spielte nur mit ihnen und lachte sie aus.

Wirklich ernst meinte sie es auch mit Florian nicht. Sie hatte einfach Spass daran, wenn alle in ihrem Netz zappelten. Und je heißer sein Blut wurde, umso übermütiger wurde das Mädchen.

„Ich muss dich wiedersehen, Regina.“

„Wirklich?“

„Ja, Regina. Wann treffen wir uns wieder?“

„In der Woche kann ich net. Muss der Mutter helfen.“

„Aber am Abend brauchst du nit mehr schaffen, Regina. Ich komm zu dir herauf. Nur für ein kurzes Stündchen. Weißt, wir könnten uns an der großen Scheune treffen. Bitte, sag nit nein, du machst mich dann sehr unglücklich.“

Regina lachte hell auf. Es schmeichelte sie ungemein, dass ein Studierter, wie sie den Florian bei sich nannte, um sie warb. Und so lange sie so tat, als wäre sie in ihn verliebt, konnte kein anderes Mädchen im Dorf ihn erobern. Prickelnd war das. Und sie vergab ja nichts. Jederzeit konnte sie ihm den Laufpass geben. Sie hatte ihm nichts versprochen.

„Weil du so schön bittest“, sagte sie und wirbelte davon.

Es war schon bald Morgen, als sich die beiden Freunde auf dem Heimweg befanden. Florian hatte nur Lobsprüche auf Lager.

„Ich hab mich auch ganz prächtig amüsiert“, sagte Ewald. Aber Florian hörte gar nicht hin.

Zuerst merkten Johannes und Agnes nichts. Sie waren noch in ihrem Schmerz versunken. Aber nach einer Woche fiel ihnen auf, dass Florian abends immer sehr eilig nach Hause kam, kaum etwas aß und sich dann ins Dorf begab. Der Freund blieb aber bei ihnen.

„Was hat denn das zu bedeuten?“, wollte Johannes Troller wissen.

Ewald grinste.

„Nun, er hat wohl Feuer gefangen, der Florian. Geschmack hat er, das muss man ihm lassen.“

Johannes Troller lachte.

„So, so, auf Freiersfüßen wandelt er also, der Florian. Nun ja. Bald hat er ja sein Studium beendet.“

„Wer ist es denn?“, wollte nun auch die Bäuerin wissen.

„Auf dem Feld redet er nichts anderes als nur von dem Madl“, sagte Ewald. „Ich kann es schon nimmer hören. Sie heißt Regina Achenbauer.“

Täuschte er sich oder waren wirklich die beiden Gesichter düster geworden?

„Himmel Herrgott“, schimpfte der Bauer los. „Dieses Madl. Das hätt ich mir denken können. Der arme Bub, eine große Enttäuschung wird er erleben. Mein Gott, hätte ich doch bloß besser aufgepasst, dann wäre er nicht in diese Falle geraten.“

„Ich verstehe nicht“, staunte Ewald. „Das Mädchen ist doch jung, schön und reich. Was Besseres kann dem Florian doch gar nicht passieren. Sie hat den Hof, und wenn er sie wirklich heiratet, ist er sein eigener Herr.“

„Regina und ihn heiraten?“, stöhnte Johannes. „Da kennt Ihr das Mädchen schlecht. Mit ihm spielen tut es und sonst gar nichts. Hoffentlich gibt es kein Unglück. Der Florian hat ein weiches Herz, er wird schwer darunter leiden.“

„Glauben Sie wirklich?“, fragte Ewald erschrocken.

„Ich kenne sie zu gut, und nicht nur sie, besonders ihren Vater. Armer Florian.“

„Soll ich mal mit ihm reden?“

„Nein, wir können nichts machen, Herr Wagner. Wenn einer liebt, nimmt er keine Vernunft an. Der hört auch nicht, wenn gute Freunde ihm abraten.“

„Sie haben recht. Und ich hatte gedacht, er hätte endlich sein Glück gefunden.“

Ein Findelkind und eine bedrohte Liebe: Wildbach Bergroman Sammelband 3 Romane

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