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Die Republik im Goldenen Zeitalter Epochenüberblick

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Während des zwölfjährigen Waffenstillstands (1609–1621) nahmen die inneren Spannungen in der Republik zu, und es drohte sogar für kurze Zeit ein Bürgerkrieg. Dabei ging es vor allem um die Beziehung zwischen Kirche und Staat, um theologische Fragen und um Außenpolitik. Statthalter Moritz ging aus diesem Streit als Sieger hervor und erzwang mit einem Staatsstreich die innenpolitische Ruhe. Im Jahr 1621 wurde der Krieg mit Spanien wieder aufgenommen, und unter Statthalter Friedrich Heinrich (1625–1647) wurde das Gebiet der Republik in südliche Richtung ausgeweitet. Einige Jahre nach dem Westfälischen Frieden von 1648 begann die erste statthalterlose Periode (1650–1672), und die Republik erlangte unter dem Ratspensionär Johan de Witt ihren einflussreichen Höhepunkt. 1672 drohte nach einem gemeinsamen Angriff durch Frankreich, England und die Bistümer Münster und Köln für kurze Zeit der Untergang der Republik. In der Person des Statthalters Wilhelm III. kehrte das Haus Oranien in das Zentrum der Macht zurück. In den darauffolgenden Jahrzehnten führte Wilhelm III., der nach der Glorious Revolution (1688) auch König von England wurde, jahrelang Krieg gegen Frankreich. Die international-politische und wirtschaftliche Entfaltung der Republik im 17. Jahrhundert war auch durch die relative Schwäche der anderen europäischen Mächte möglich. Ab den 1660er Jahren nahmen jedoch der Druck des Auslands und die wirtschaftliche Konkurrenz zu, ein Kampf, den die relativ kleine Republik letztlich nur verlieren konnte.

Auf wirtschaftlichem Gebiet konnte im 17. Jahrhundert auf dem aufgebaut werden, was seit den 1580er Jahren in Gang gesetzt worden war, und die Republik entwickelte sich zum wohlhabendsten und modernsten Gebiet Europas. In der Landwirtschaft fand eine weitere Spezialisierung und Kommerzialisierung statt, und zugleich wurde die landwirtschaftliche Fläche durch Einpolderungen erheblich vergrößert. Die Infrastruktur war mit einem weitverzweigten Kanalsystem besonders modern und ermöglichte eine enge Verflechtung von Städten und ländlichen Regionen. Auch in Handwerk und Produktion gab die Republik international den Ton an. Der Zaanstreek (nördlich von Amsterdam gelegen) war das wichtigste frühe Industriegebiet Europas und Leiden mit seiner Textilproduktion die wichtigste Industriestadt. Ferner entwickelte sich Holland zum größten europäischen Zuckerproduzenten. Import, Export und der Transit von Produkten geschahen mittels einer Handelsflotte, die um 1650 größer war als die von England, Frankreich und Spanien zusammen. Daneben verfügte die Republik mit den Handelsniederlassungen der Vereinigten Ostindischen Kompanie über Stützpunkte im heutigen Südafrika und an vielen Orten Asiens. Auch in Brasilien, der Karibik und Nordamerika waren Niederländer aktiv, so dass es sich tatsächlich um ein weltweites Handelsnetzwerk handelte.

Tonangebend war die Republik im Goldenen Zeitalter auch in der Malerei, der Architektur und der Wissenschaft. Mit der Holländischen Schule entwickelte sie eine ganz eigene Malkunst, deren enorme Produktion über verschiedene Städte und viele Ateliers verteilt war. Auch die Baukunst erhielt einen eigenen Stil. Der größte Teil der Bauaufträge kam von Regenten und reichen Kaufleuten, die mit dem »holländischen Klassizismus« den bürgerlichen Charakter der Republik unterstrichen. Die Entwicklung der Technik florierte im Schiffsbau und in Handwerk und Industrie, während die Republik schließlich durch ihre relativ große religiöse und intellektuelle Toleranz internationale Philosophen anzog und die Verbreitung ihrer Werke leichter machte.

1609–1621 Während der zwölfjährigen Waffenruhe zunehmende Spannungen zwischen Oldenbarnevelt und Moritz, mit angeheizt durch theologischen Streit zwischen »Remonstranten« und »Kontraremonstranten«.

1618 Staatsstreich durch Moritz, Verhaftung Oldenbarnevelts und Hugo de Groots.

1619 Enthauptung Oldenbarnevelts. Synode von Dordrecht (1618/19) geht mit einem Sieg der Kontraremonstranten zu Ende.

1621 Wiederaufnahme des Kriegs gegen Spanien, der durch den Dreißigjährigen Krieg (1618–1648) zunehmend zum Bestandteil eines größeren europäischen Konflikts wird. Im Jahr 1621 zugleich Gründung der West-Indische Compagnie (WIC).

1625 Statthalter Moritz stirbt. Sein Halbbruder Friedrich Heinrich wird sein Nachfolger. In den folgenden Jahren weitere Eroberungen in Brabant und im heutigen Limburg. Territorium der Republik erhält die Konturen der heutigen Niederlande.

1625 Hugo de Groot veröffentlicht De jure belli ac pacis.

1642 Rembrandt vollendet das Gemälde Die Nachtwache, das später als Höhepunkt der holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts gilt.

1647 Statthalter Friedrich Heinrich stirbt. Sein Sohn Wilhelm II. wird sein Nachfolger.

1648 Spanisch-niederländischer Teilfrieden des Westfälischen Friedens. Ende des sog. »Achtzigjährigen Krieges« und Anerkennung der Republik durch Spanien.

1650 Statthalter Wilhelm II. stirbt. Beginn der ersten statthalterlosen Ära (bis 1672).

1652–1654 Erster Englisch-Niederländischer Krieg.

1653–1672 Johan de Witt Ratspensionär von Holland und dominierender Staatsmann in der ersten statthalterlosen Periode.

1655 Neues Rathaus in Amsterdam, der heutige Königliche Palast auf dem Dam, wird eingeweiht. Größtes öffentliches Bauprojekt des 17. Jahrhunderts und demonstratives Zeichen für das Selbstvertrauen der Republik.

1665–1667 Zweiter Englisch-Niederländischer Krieg.

1672 Rampjaar (Katastrophenjahr): Die Republik wird durch Frankreich, England und die Bistümer Münster und Köln angegriffen. Wilhelm III. wird Statthalter, Johan de Witt (und sein Bruder Cornelis) werden in Den Haag von einem wütenden Mob gelyncht.

1674 Ende des dritten Englisch-Niederländischen Krieges sowie Frieden mit den Bistümern Münster und Köln.

1677 Veröffentlichung von Spinozas Ethica, einige Monate nach seinem Tod.

1678 Ende des Krieges mit Frankreich (Frieden von Nimwegen).

1685 Ludwig XIV. widerruft das Edikt von Nantes (1598), das Protestanten gewisse Freiheiten erlaubte. Zehntausende Hugenotten fliehen in die Niederlande. Zunehmende Spannungen mit Frankreich, auch aufgrund von Handelskonflikten.

1688 Statthalter Wilhelm III. verjagt auf Bitten englischer Protestanten seinen katholischen Schwiegervater Jakob II. vom englischen Thron. 1689 werden Wilhelm III. und seine Frau Maria Stuart König und Königin von England (Glorious Revolution).

1688–1697 Neunjähriger Krieg mit Frankreich, beendet mit dem Frieden von Rijswijk.

1702 Statthalter-König Wilhelm III. stirbt. Beginn der zweiten statthalterlosen Ära und Beginn des spanischen Sukzessionskriegs.

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