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Opposition und Aufstand Entstehung und Konsolidierung der Republik der Vereinigten Niederlande (1555–1609) Epochenüberblick

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Um 1550 bestand das Gebiet, das als die »Niederlande« beschrieben wurde, aus siebzehn Provinzen, die in einem gemeinsamen Reichskreis dem Deutschen Reich angehörten. Als Kaiser Karl V. 1555 abdankte, gingen die Niederlande als »unteilbare Einheit« an seinen Sohn Philipp II., der von seinem Vater zugleich die spanische Krone erbte. Nichts deutete darauf hin, dass die nördlichen und die südlichen Niederlande am Ende der 1570er Jahre getrennte Wege gehen und dass wiederum zehn Jahre später sieben nördliche Provinzen die »Republik der Vereinigten Niederlande« bilden würden. Diese Entwicklung war das Ergebnis dessen, was in der niederländischen Geschichte als der »Aufstand« bezeichnet wird und was schließlich im spanisch-niederländischen Teilfrieden des Westfälischen Friedens (1648) seinen Abschluss fand. Wie in der Einleitung bereits deutlich wurde, ging es bei dem »Aufstand«, der in den 1560er Jahren ausbrach, nicht um »nationale Unabhängigkeit«, wie in der späteren Geschichtsschreibung zuweilen behauptet wurde, und wie es Generationen von Schulkindern im 19. und 20. Jahrhundert lernen mussten. Vielmehr gab es eine Vielzahl von Faktoren, die – in Wechselwirkung zueinander – unbeabsichtigt zur Bildung der Republik führten. Auf diese Faktoren soll in diesem Kapitel ausführlich eingegangen werden. Anfangs sah es keineswegs danach aus, dass die Aufständischen gegen die Übermacht der Spanier erfolgreich sein würden, aber in den 1590er Jahren verzeichnete die Republik militärische Erfolge und konnte sich konsolidieren. Das sich stabilisierende Kräfteverhältnis mündete 1609 in einen Waffenstillstand, der für die Dauer von zwölf Jahren geschlossen wurde.

Wichtiger Faktor für den Erfolg der Aufständischen war die wirtschaftliche Potenz des betreffenden Gebiets. Während des Aufstands verschob sich der wirtschaftliche Schwerpunkt von den südlichen in die nördlichen Niederlande, eine Entwicklung, die auch durch den Zustrom vieler Tausender von Emigranten getragen wurde, die in den Norden auswichen, nachdem der Süden in den 1580er Jahren fest in spanische Hand geraten war. In dieser Periode entstand im Norden ein Wirtschaftswachstum, das jahrzehntelang anhalten sollte und bei dem sich die Erfolge in den verschiedenen Sektoren gegenseitig verstärkten. Handel, Fischerei, Landwirtschaft, Viehzucht sowie Handwerk und frühe Industrie – auf allen Gebieten gab es ein spektakuläres Wachstum, und sowohl der Binnenmarkt (Bevölkerungswachstum, Urbanisierung, wachsender Wohlstand) als auch der Auslandsmarkt trieben das Wachstum voran. So entwickelte sich die Republik zur Welthandelsmacht Nummer eins, und es wurde die Basis für die politische, wirtschaftliche und kulturelle Kraft gelegt, die die Republik im 17. Jahrhundert (Gouden Eeuw, das Goldene Zeitalter) entfalten sollte.

1524–1543 Karl V. gliedert Friesland, Utrecht, Overijssel, Drenthe und Geldern in sein niederländisches Territorium ein.

1544 Der 1533 geborene Wilhelm von Nassau erbt das französische Fürstentum Orange und erhält anschließend als junger Prinz von Oranien am Hof Karls V. in Brüssel eine katholische Erziehung.

1548 Der deutsche Reichstag bringt auf Bitte Karls V. die 17 niederländischen Provinzen in einem gemeinsamen Reichskreis unter. Kurz darauf legt Karl V. fest, dass dieses Gebiet »bis in die Ewigkeit« ein unteilbares Ganzes sein soll.

1555 Karl V. überträgt in Brüssel seinem Sohn Philipp II. die Herrschaft über die Niederlande.

1559 Philip II. verlässt die Niederlande (für immer) und geht nach Spanien. Seine Halbschwester Margarethe von Parma wird Landvogtin und Wilhelm von Oranien Statthalter von Holland, Zeeland und Utrecht.

1566 Bittschrift des Adels und Bildersturm.

1567 Mit der Ankunft des Herzogs Alba zunehmende Gewalt und Zuspitzung der Konflikte. Wilhelm von Oranien flieht nach Deutschland.

1568 Misslungener Versuch Wilhelms von Oranien, mit einer Armee seine Position in den Niederlanden zurückzugewinnen.

1572 Holländische Stadt Den Briel durch die Wassergeusen von den Spaniern zurückerobert. Verschiedene andere Städte in Holland und Zeeland ergreifen Partei für Wilhelm von Oranien.

1576 Genter Pazifikation: Generalstände und die aufständischen Provinzen Holland und Zeeland schließen ein Bündnis mit dem Ziel, die spanischen Truppen aus allen Provinzen zu vertreiben.

1579 Union von Atrecht und Union von Utrecht: Die Einheit der Genter Pazifikation zerbricht. Nach Rückkehr zweier katholischer Provinzen ins spanische Lager (Union von Atrecht) Gründung der Union von Utrecht durch nördliche Provinzen. Anfang der staatlichen Trennung der südlichen und nördlichen Niederlande.

1580 Philipp II. belegt Wilhelm von Oranien mit dem Bann.

1581 Plakkaat van Verlatinghe: Die nördlichen Provinzen erklären sich von Spanien unabhängig.

1584 Wilhelm von Oranien wird ermordet.

1585 Antwerpen wird von spanischen Truppen erobert. Prinz Moritz wird Statthalter von Holland und Zeeland.

1588 Nach den Misserfolgen unter den Landesherren Anjou und Leicester beschließen die aufständischen Provinzen, ohne Fürst als Republik weiterzumachen. Landesadvokat Oldenbarnevelt und Statthalter Moritz bilden gemeinsam eine enge politisch-militärische Führung. Zusammen mit England besiegt die Republik die spanische Flotte. Wichtiger militärischer Wendepunkt.

1590–1598 Die Republik gewinnt in den südlichen, östlichen und nördlichen Provinzen Terrain zurück. 1596 schließen England, Frankreich und die Republik ein Abkommen gegen Spanien, was die Anerkennung der Souveränität der Republik durch die Großmächte England und Frankreich impliziert.

1602 Gründung der Verenigde Oost-Indische Compagnie (VOC).

1609 Anfang der zwölfjährigen Waffenruhe zwischen der Republik und Spanien.

Geschichte der Niederlande

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