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Papa ...

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Eine sehr wichtige Sache, auf die ich noch mal zurückkommen möchte, ist mein Vater.

Er wohnte nämlich ebenfalls mit seiner Familie in unserer Siedlung, nur eine Querstraße von uns entfernt.

Allerdings wusste ich ja damals noch nicht, dass er mein Papa war, denn meine Mutter hatte der gesamten Familie streng verboten, mir zu sagen wer mein Vater war und dass er mit seiner Familie in direkter Nachbarschaft wohnte. Und das sollte noch für so manchen unschönen Zwischenfall sorgen.

Ja, Mutti war schon damals immer sehr gründlich, wenn es darum ging Spuren zu verwischen oder Menschen schlecht zu reden oder zu manipulieren. Wie sich das auf Andere auswirkte, ganz besonders auf mich, das interessierte sie nicht im Mindesten. Wichtig für sie war nur, wie sich das auf sie auswirken könnte, und wie und was die Leute über SIE reden würden. Nach außen hin sagte sie: „Es ist nur zu ihrem Besten!“ Damit meinte sie mich.

Anfangs spielten da meine Großeltern jedoch nicht mit, denn beide waren sehr gerechte Menschen und fanden es grundverkehrt, mir den Umgang mit meinem Vater vollständig zu verbieten. Für sie war der Kontakt zwischen Vater und Tochter viel wichtiger als das Gerede fremder Menschen. Sie fanden nichts dabei, wenn er mich dann und wann besuchte und ein wenig Zeit mit mir verbrachte.

Genauso falsch fanden meine Großeltern es, dass sie mir nichts von ihm und über ihn sagen durften. - Für meine Großeltern war mein Vater eben kein böser Mann. Sie sahen, dass er sich um mich bemühte und hartnäckig versuchte, den Kontakt zu mir zu halten. Deshalb erlaubte meine Oma meinem Vater auch anfangs, mich zu besuchen – heimlich versteht sich. „Heute Nachmittag war Heinz wieder kurz zu Besuch hier. Wenn unsere Tochter das rausbekommt, ist hier der Teufel los!“ Opa nickte seufzend.


Und so erinnere ich mich noch heute gut daran, dass meine Großeltern öfters ein Mann besuchte, der immer sehr freundlich zu mir war, mit mir scherzte und mit mir lachte. Er unterhielt sich viel mit mir und hörte mir aufmerksam zu. Er brachte mir auch oft Süßigkeiten mit.

Ich mochte ihn und fühlte mich seltsam zu ihm hingezogen. Wenn ich heute meine Augen schließe, sehe ich diesen freundlichen Mann, der mein Vater war, auf dem Stuhl in Omas Küche sitzen und sehe das lustige Aufblitzen in seinen Augen, wenn er mit mir sprach ... Eine von ganz wenigen Erinnerungen die ich an meinen Vater habe, und die für mich heute sehr kostbar sind.


Eines Tages jedoch blieben seine Besuche auf einmal aus. Das machte mich sehr traurig und als ich meine Oma fragte, warum der freundliche Mann mit dem lustigen Lachen nicht mehr zu Besuch kam, sah Oma mich traurig an, strich mir übers Haar und sagte: „Deine Mutti will nicht mehr, dass er uns hier besucht. Sie hat es streng verboten.“

Wie ich sehr viel später von meiner Oma erfuhr, hatte es großen Ärger gegeben, denn Mutti hatte leider doch irgendwie rausgefunden, dass meine Oma meinen Vater in die Wohnung ließ und er so die Möglichkeit hatte, mich zu sehen und mit mir zu sprechen. Es hatte einen riesen Streit gegeben und meine Mutter hatte meinen Großeltern bittere Vorwürfe gemacht, weil sie zum einen ihre Anordnung nicht befolgten und weil sie zum anderen meinem Vater dann und wann erlaubt hatten, mich für ein paar Minuten zu besuchen.

Bei jedem ihrer nächsten Besuche schärfte meine Mutter mir dann immer wieder ein, einen großen Bogen um den Mann zu machen, und auf gar keinen Fall mit ihm zu sprechen oder irgendwas von ihm anzunehmen, denn er wäre ein sehr böser Mann und ich müsse aufpassen, dass er mir nichts antun würde, oder mich gar irgendwo hin verschleppte. Da bekam ich dann doch richtig Angst und tat zunächst eingeschüchtert, was man von mir verlangte.

Aber in so einer kleinen Siedlung ließ es sich nun mal nicht ganz vermeiden, dass man sich hin und wieder über den Weg lief: So sah ich meinen Vater dennoch ab und zu, wenn er auf dem Parkplatz vor dem Haus seinen Motorroller putzte. Dann wechselte ich schnell die Straßenseite. Aber er war auch weiterhin aus der Entfernung freundlich und winkte mir vom Parkplatz aus lächelnd zu ... und ich winkte ganz vorsichtig und schüchtern zurück. Dabei sah ich mich mehrfach ängstlich um, ob das auch ja keiner gesehen hatte. Ich fand den Mann nämlich ganz heimlich immer noch nett und mochte ihn. Ich fand ganz und gar nicht, dass er ein böser Mann war. Aber das war von nun an mein ganz großes Geheimnis. Wie hätte ich denn auch ahnen können, dass dieser freundliche Mann mit dem lustigen Lachen und dem schelmischen Blick mein Papa war ...

Mutti, warum hast du mich nicht lieb?

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